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in Märkte verstehen, Chancen nutzenLesedauer: 5 Minuten
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Wie BlackRock jetzt allokiert Assets, die sich in der Inflation gut entwickeln könnten

San Diego, USA
San Diego, USA: BlackRock setzt im derzeitigen Umfeld auf Aktien aus den USA, Großbritannien, Japan. | Foto: Imago Images / agefotostock

Das Zusammentreffen unterschiedlicher Phänomene – Wirtschaftsneustart, neue Virusvarianten, stärkerer Preisauftrieb, neue, mitunter widersprüchliche Strategien der großen Zentralbanken – führte im ersten Quartal 2022 zu Verwirrung und starken Kurskorrekturen an den Märkten.

Das Einpreisen des restriktiven Kurswechsels in der Geldpolitik schickte Anleihen im ersten Quartal auf Talfahrt. Wir gewichten die Anlageklasse nach wie vor unter, was mit der Inflation und damit zu tun hat, dass der von uns erwartete Anstieg der Laufzeitprämie noch auf sich warten lässt. Anleger könnten wegen steigender Verschuldung die vermeintliche Sicherheit von Staatsanleihen infrage stellen und daher eine höhere Entschädigung für das Risiko langlaufender Anleihen fordern. In einem solchen Szenario würde die Renditekurve wahrscheinlich deutlich steiler werden.

Trotzdem können sich Aktien weiter gut entwickeln. Allerdings könnten höhere Energie- und Rohstoffpreise das Wachstum bremsen, insbesondere in Europa. Die Zentralbanken könnten wieder zu alten Instrumenten im Kampf gegen stark steigende Preise greifen. Dies könnte die Wirtschaft beeinträchtigen, das Wachstum noch stärker verlangsamen und die Langfristrenditen stark ansteigen lassen. Die Folgen wäre eine Rezession mit hoher Inflation und ein Renditeanstieg, der Aktien hart trifft.

Denkbar wäre auch ein Szenario, in dem die Inflationserwartungen aufgrund des Energieschocks und der geopolitischen Spannungen aus dem Ruder laufen, verstärkt durch einen ungeordneten Übergang zur grünen Null. Eine Stagflation wie in den 1970er-Jahren könnte die Renditen über die gesamte Kurve nach oben treiben und eine Verkaufswelle bei Risikoanlagen auslösen.

Unser Fazit: Angesichts der Vielzahl möglicher Ergebnisse sind ein selektives Vorgehen bei Risikoanlagen sowie Resilienz im Portfolio zentral. Die niedrigen Realrenditen in den Industrieländern stützen weiterhin Risikoanlagen. Die stark mit der Inflation korrelierenden Unternehmensgewinne lassen zudem vermuten, dass Aktien mit dem von uns erwarteten Makroszenario gut zurechtkommen werden. Nach der massiven Neubewertung der Zinserwartungen, die Risikoanlagen belastet, schätzen wir den Ausblick für Industrieländeraktien besser ein und halten an der Untergewichtung von Staatsanleihen fest. Dabei sehen wir Qualitätsaktien als Kernbausteine für Portfolios neben zyklischen Engagements (wie britischen Aktien). Chinesische Vermögenswerte und liquide alternative Anlagen könnten sich zur Diversifizierung eignen.

Selektiv bei Industrieländeraktien

Nach den jüngsten Kursverlusten und dem Rückschlag im vergangenen Jahr haben wir unsere Übergewichtung von Aktien aus Industrieländern verstärkt. Aus unserer Sicht schätzt der Markt die Zinsentwicklung zu pessimistisch ein. Zugleich sorgen das solide Wachstum, insbesondere in den USA, und die niedrigen Realrenditen weiterhin für attraktivere Bewertungen. Wir bevorzugen daher einen zweigleisigen Ansatz. Unsere Übergewichtung von US-Aktien verstärken wir wegen ihrer weiterhin guten Gewinndynamik. Zugleich könnte die Qualitätstendenz des US-Marktes Portfolios zugutekommen und von der allmählich normalisierten Geldpolitik dürfte im zweiten Quartal kein starker Gegenwind ausgehen.

Bei unserem zweigleisigen Ansatz setzen wir ferner auf britische Aktien wegen ihrer zyklischen Eigenschaften: Da der Aktienmarkt auf der Insel stark von konjunkturempfindlichen Sektoren dominiert wird, bieten sich dort unseres Erachtens gute taktische Anlagechancen. Wir bevorzugen Engagements in Standardwerte, die sich stark im Gleichklang mit den Realrenditen entwickeln. Selbst wenn diese relativ niedrig bleiben, dürfte ein Anstieg britischen Standardwerten Auftrieb geben, da es sich bei ihnen überwiegend um Rohstoff- und Finanzwerte handelt. Daneben haben wir unsere Übergewichtung in Japan verstärkt. Gründe sind die lockere Geld- und Fiskalpolitik sowie die Aussicht auf höhere Dividenden und Aktienrückkäufe. Reduziert haben wir unsere Übergewichtung bei europäischen Aktien, da der Energieschock das Wachstum in der Region ausbremsen dürfte. Uns gefällt aber die zyklische Tendenz des Marktes in einem inflationären Umfeld, und wir erwarten, dass die EZB ihre Politik nur ganz allmählich normalisiert.

Selektiv bei Schwellenländeraktien

Wir bleiben bei Aktien aus Schwellenländern neutral aufgestellt, sehen hier aber angesichts der jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen vereinzelt gute Anlagechancen. Die bessere Stimmung gegenüber Rohstoffen dürfte Nettoexporteuren von Rohstoffen zugutekommen, darunter einigen lateinamerikanische Schwellenländern. Das schlägt sich seit Jahresbeginn auch an den Devisenmärkten nieder, an denen lateinamerikanische Währungen wie der brasilianische Real die großen Gewinner waren.

Rohstoffe wie Sojabohnen, Rohöl und Eisen machen etwa 32 Prozent der brasilianischen Exporte aus, so der Branchendienstleister OEC. Wir gehen von anhaltend hohen Preisen im gesamten Rohstoffkomplex aus, die Rohstoffexporteuren weiterhin Auftrieb geben dürften. Gute Anlagemöglichkeiten sehen wir auch bei mexikanischen Aktien. Neben soliden Unternehmensgewinnen und einer möglichen fiskalischen Unterstützung spricht für sie auch, dass Mexikos Wirtschaft von der starken Konjunktur in den USA profitiert. Viele Anleger sehen das ähnlich und wenden sich bereits Lateinamerika zu. Setzt sich der Kapitalzufluss fort – seit Januar bereits 0,9 Milliarden US-Dollar –, wäre 2022 laut Berechnungen von BlackRock und Markit das Jahr mit den zweithöchsten je gemessenen Zuflüssen in lateinamerikanische Aktien-ETPs. Vor allem gegenüber Brasilien hellt sich die Stimmung langsam auf, wie sich an den Mittelzuflüssen im März von 61 Millionen US-Dollar ablesen lässt. Im Januar und Februar hatten Anleger noch 369 Millionen US-Dollar abgezogen, wie Berechnungen von BlackRock und Markit zeigen.

Chinesische Aktien und Anleihen

Volatilität und gedämpfte Stimmung hielten Anleger, denen das geopolitische Risiko keine Sorgen macht, nicht davon ab, in chinesische Aktien zu investieren: In diesem Jahr flossen bereits 11,6 Milliarden US-Dollar in chinesische Aktien-ETPs, wie unsere hauseigenen und Markit-Berechnungen ergeben. Wir halten an unserem leicht positiven Ausblick für China-Aktien fest, nachdem der chinesische Staatsrat Mitte März weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft avisierte. Zudem will man Maßnahmen ergreifen, um die Sorgen der Anleger in Bezug auf den Immobilienmarkt, Notierungen im Ausland und die schärfere Regulierung zu zerstreuen.

Anleger werden möglicherweise einen sehr selektiven Ansatz wählen angesichts der Unterschiede zwischen Offshore- (H-Aktien) und Onshore-Aktien (A-Aktien). In diesem Jahr profitierten H-Aktien bisher vom hohen Anteil an Finanzwerten und Value-Sektoren, während der Kurseinbruch bei Tech-Werten zu Jahresbeginn A-Aktien belastete. Wir sehen aber Potenzial für eine ausgewogenere Performance der beiden Anlageklassen: So können H-Aktien weiterhin von höheren Renditen und dem anhaltend kräftigen Wachstum in Industrieländern profitieren. Die stärker wirtschaftsfördernde Politik Pekings dürfte dagegen den eher wachstumsorientierten A-Aktien zugutekommen. Derweil kommen neue geopolitische Sorgen auf, die über kurz oder lang zu höheren Risikoprämien für chinesische Vermögenswerte führen könnten. Geopolitische Überlegungen sind allerdings unserer Ansicht nach bereits eingepreist.

Orientierung unter neuen Marktbedingungen. Zum neuen Ausblick und Anlageleitfaden von BlackRock geht es hier.

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