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Aufsichtsrat-Studie: Frauen in Top-Gremien kaum vertreten

Gehaltsplus um 200.000 Euro: Mit einer jährlichen Festvergütung von 450.000 Euro gehört Michael Diekmann zu den Top-Verdienern unter den Chef-Aufsehern von Dax-Unternehmen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf den am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht der Allianz. Der stellvertretende Aufsichtsratschef Herbert Hainer erhält demnach 225.000 Euro im Jahr und die weiteren Aufsichtsräte jeweils 150.000 Euro. Die Allianz begründete die aktuellen Anpassungen, denen die Hauptversammlung noch zustimmen muss, mit den Vergütungen in Aufsichtsräten vergleichbarer Unternehmen.
Geld für weitere Aufsichtsrats-Mandate
Diekmann könnte damit jetzt sogar der Bestverdiener unter den Dax-Aufsichtsratschefs werden. Dies war über Jahre hinweg Paul Achleitner, der allein im Jahr 2021 von der Deutschen Bank 870.000 Euro bekam. Doch im vergangenen Jahr hat er seinen Posten aber an Alexander Wynaendts abgegeben. Und Hans-Dieter Pötsch bekam als Aufsichtsratschef bei Volkswagen 415.000 Euro. Bei Diekmann kamen im vergangenen Jahr allerdings auch noch Extra-Tantiemen für die Mitgliedschaft in den Aufsichtsräten von Siemens und Fresenius hinzu. Mit allen Sitzungsgeldern ging der 68-Jährige daher mit stolzen 537.000 Euro nach Hause.
Ranking der wichtigsten Dax-Aufsichtsräte
Laut der DSW-Aufsichtsratsstudie 2021 ist Diekmann, der von 2003 bis 2015 Vorstandsvorsitzender der Allianz war und seit 2017 den Aufsichtsrat des Münchener Konzerns leitet, Deutschlands wichtigster Firmenkontrolleur. Das machen die Studienautoren von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an denen Fachausschüssen fest, die sie nach ihrer jeweiligen Bedeutung bewertet haben. Demnach hat sich die Frauenquote in den wichtigen Kontrollgremien der Dax-Unternehmen seit 2006 zwar mehr als verdreifacht. Doch inzwischen verharrt sie bei rund einem Drittel der zuletzt 460 beobachteten Posten.
Die weiblichen Mitglieder der Aufsichtsräte waren vor allem in den früheren Jahren überdurchschnittlich oft von der Arbeitnehmerseite entsandt worden. Inzwischen hat sich der Unterschied zur Gruppe der Vertreterinnen der Anteilseigner aber zumindest angenähert. Letztere sind aber noch immer in den wesentlichen Ausschüssen der Dax-Unternehmen unterrepräsentiert. Die Analyse der entsprechenden Daten für den Nebenwerte-Index M-Dax zeigte die gleichen Tendenzen auf. Dort gehörte im Jahr 2021 die inzwischen in den Dax zurückgekehrte Commerzbank zu den Unternehmen mit den höchsten Aufsichtsratsgehältern.
Auch Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte muss übrigens nicht hungern, obwohl er im vergangenen Jahr „nur“ 6,78 Millionen Euro verdiente. Zum Vergleich: 2021 summierten sich Grundgehalt, Jahresbonus, die ausgezahlten Langfrist-Boni aus den vergangenen Jahren und die Zuschüsse zur Altersversorgung noch auf eine Vergütung von 6,96 Millionen Euro. Doch der für Bätes Leistung im Jahr 2022 in Aussicht gestellte Langfrist-Bonus stieg von 3,15 auf 3,50 Millionen Euro. Denn der Aufsichtsrat rechne ihm vor allem die rasche Beilegung des Skandals um Hedge-Fonds der US-Tochter von Allianz Global Investors an, der den Konzern 5,6 Milliarden Euro kostete.
Auf europäischer Ebene liegen Deutschlands Firmen zwar über dem Durchschnitt der 27 EU-Staaten, der mit einem Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien der größten börsennotierten Unternehmen 2021 bei 30 Prozent lag. Doch die Finanzbranche gehört auf gesamtwirtschaftlicher Ebene hierzulande zu den Nachzüglern: Die Frauenquote in deutschen Chefetagen liegt nämlich bei durchschnittlich 36,5 Prozent, berichtet das European Institute for Gender Equality. Demnach hinkt das Kreditinstituts-/ Versicherungswesen im Vergleich der vier ausgewählten Wirtschaftssektoren mit einem Anteilswert von 35,6 Prozent hinterher.
Unter allen Dienstleistern in Deutschland zahlen die Arbeitgeber der Branche Versicherungen / Pensionskassen mit 28,28 Euro pro Stunde zwar die höchsten Bruttoverdienste an Frauen. Doch für Männer liegt der entsprechende Durchschnittswert bei 35,58 Euro. Daraus ergibt sich ein sogenannter Gender Pay Gap von 21 Prozentpunkten, berechnet die Hans-Böckler-Stiftung in einer aktuellen Gehalts-Studie auf Basis ihres Gender-Daten-Portals. Die Kennzahl zeigt den Anteil, den Frauen im Durchschnitt weniger verdienen. Für alle Beschäftigten in Deutschland beträgt er nur 18 Prozentpunkte; für die Bereiche Finanzdienstleistungen (28) und verbundene Tätigkeiten (31) liegt er deutlich höher.