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Fonds der Woche Blue Chips im Visier - Genfer Mischung aus Börsen-Titanen

Stapel mit blauen Casino-Chips
Stapel mit blauen Casino-Chips: Die Verwendung des Begriffs Blue Chip bei Aktien mit hohem Marktwert geht auf die Praxis in Casinos zurück, bei der blaue Jetons den höchsten Wert hatten. | Foto: Jessica Hunold mit Canva

Die Börse ist bekannt für ihre Vielzahl an Fachbegriffen, Abkürzungen und Sprichwörtern, die Anlegern Orientierung geben sollen. Einer der am häufigsten verwendeten Ausdrücke ist zweifelsohne der Begriff „Blue Chip“. Obwohl es keine feste Definition gibt, bezieht er sich im Allgemeinen auf große, etablierte und finanziell solide Unternehmen.

Warum Blue Chip-Unternehmen für Anleger attraktiv sind

Ursprünglich geht der Begriff auf den Einsatz von blauen Jetons, den Chips beim Pokerspiel in Casinos, zurück. Dabei hatten die Blauen immer den höchsten Wert. Die Börsengiganten werden oft als vertrauenswürdig und zuverlässig angesehen, da sie durch langjährige Marktpräsenz und stabile Finanzen bewiesen haben, dass sie auch in unsicheren Zeiten erfolgreich sein können. Sie zeichnen sich durch eine hohe Marktkapitalisierung aus, was bedeutet, dass sie in der Lage sind, große Mengen an Kapital aufzunehmen, um ihre Geschäftsaktivitäten auszubauen.

Zu den Vorzügen von Blue Chip-Unternehmen gehört die hohe Liquidität ihrer Aktien. Sie können leicht gekauft und verkauft werden, da viele Investoren an diesen Unternehmen interessiert sind und reger Börsenhandel stattfindet. Darüber hinaus überzeugen viele Bluechips mit einer stabilen Dividendenpolitik Dies macht sie zu einer attraktiven Option für Anleger, die auf der Suche nach vergleichsweise stabilen Aktienwerten sind.

Denn zu den weiteren Vorzügen der Großkonzerne gehört ihre Fähigkeit, wirtschaftlich schwierige Zeiten besser zu überstehen als beispielsweise ein kleines Start-up. Da sie in der Regel eine starke Monopolstellung auf ihrem jeweiligen Markt haben, sind sie in der Lage, Preise zu diktieren und sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Darüber hinaus agieren sie oft global und verfügen über eine breite Kundenbasis.

 

Nachteile der Giganten

Für manche Anleger und eher kurzfristig agierende Spekulanten gelten die Riesenkonzerne jedoch als langweilig und träge, da sie aufgrund ihrer Größe eher an Wachstumsgrenzen stoßen als kleinere oder jüngere Firmen. Darüber hinaus sind ihre Bewertungen aufgrund ihrer hohen Marktkapitalisierung und ihres positiven Rufs oft am oberen Ende angesiedelt. Langfristig hat es sich allerdings ausgezahlt den Unternehmen die Stange zu halten, wie die Performance-Übersicht der zehn größten Konzerne zeigt.

Das sind die Top-10 der größten Unternehmen der Welt nach ihrer Marktkapitalisierung. Ihre Zehnjahresperformance steht in Klammern dahinter (Stand: Februar 2023):

  1. Apple – Marktkapitalisierung circa 3,07 Billionen US-Dollar (+829 Prozent)
  2. Microsoft – Marktkapitalisierung circa 2,56 Billionen US-Dollar (+823 Prozent)
  3. Alphabet – Marktkapitalisierung circa 2,16 Billionen US-Dollar (+355 Prozent)
  4. Meta Platforms – Marktkapitalisierung circa 1,18 Billionen US-Dollar (+534 Prozent)
  5. Amazon.com – Marktkapitalisierung circa 1,11 Billionen US-Dollar (+621 Prozent)
  6. Tencent Holdings – Marktkapitalisierung circa 1,08 Billionen US-Dollar (+721 Prozent)
  7. Tesla – Marktkapitalisierung circa 1,04 Billionen US-Dollar (+8229 Prozent)
  8. Alibaba Group – Marktkapitalisierung circa 958 Milliarden US-Dollar (-)
  9. Berkshire Hathaway – Marktkapitalisierung circa 925 Milliarden US-Dollar (+200 Prozent)
  10. Visa – Marktkapitalisierung circa 813 Milliarden US-Dollar (+553 Prozent)

CFROI als wichtigste Kennzahl: Ubam 30 Global Leaders Equity

Ausschließlich auf Aktienkolosse mit einer Mindestmarktkapitalisierung von 10 Milliarden US-Dollar hat es Fondsmanager Martin Moeller abgesehen. Sein Arbeitgeber ist die in Genf ansässige Union Bancaire Privée (UBP). Die wichtigste Kennzahl für den Manager ist die sogenannte CFROI (Cash Flow Return on Investment). Die Finanzkennzahl misst das Verhältnis zwischen dem operativen Cashflow und dem investierten Kapital eines Unternehmens.

Moeller verwendet sie, um die Rentabilität eines Unternehmens zu bewerten, indem der Nettocashflow, der aus den operativen Aktivitäten des Unternehmens generiert wird, in Relation zum eingesetzten Kapital gesetzt wird. Das eingesetzte Kapital umfasst in der Regel sowohl das Eigenkapital als auch das Fremdkapital. Ein höherer CFROI-Wert zeigt an, dass ein Unternehmen in der Lage ist, seinen operativen Cashflow effektiver zu nutzen, um höhere Renditen für seine Investoren zu erzielen.

Qualitätsunternehmen und nachhaltige Wertschöpfung

Der Glaubenskrieg zwischen Value und Growth ficht ihn nicht an: „Wir schließen weder Value noch Growth aus, sondern suchen nach Qualitätsunternehmen, die eine überdurchschnittliche Aktienkursentwicklung durch nachhaltige Wertschöpfung erreichen“, erläuterte er auf einer Investment-Konferenz in Berchtesgaden im vergangenen Jahr. Sein Konzept sei sehr einfach und konzentriere sich auf den Cashflow, den ein Unternehmen aus seinen Investitionen erziele. Wenn die Gesamtkapitalrendite höher als die Kapitalkosten sei, generiere ein Unternehmen Wertschöpfung.

Moeller verdeutlicht dies anhand einiger Beispiele. So ist der französische Kosmetikkonzern L'Oréal ein Qualitätsunternehmen im Sinne seiner Strategie. Moeller lobt, dass L'Oréal in der Lage ist, sein hohes und stabiles Niveau der Gesamtkapitalrendite über viele Jahre aufrechtzuerhalten, indem es seine Wettbewerbsvorteile verteidigt.

Allerdings hat er auch ein warnendes Gegenbeispiel parat. Die Gesamtkapitalrendite des finnischen Handyherstellers Nokia erreichte im Jahr 2000 einen Höchststand, fiel jedoch infolge des wachsenden Wettbewerbs in der Folge zurück. Dies sei kein Einzelfall, da die CFROI im Laufe der Zeit normalerweise abnehme. Die Überrenditen über den Kapitalkosten ziehen Konkurrenten an und führen zu mehr Wettbewerb, sodass die Überrenditen sinken. Nokia durchlief in seiner Unternehmensgeschichte mehrere Varianten. Anfangs ein Wachstumswert, wurde es später zu einem Value-Titel, der jedoch letztendlich zu einer Value-Falle wurde, die Investoren viel Geld kostete. Daher analysiert Moeller hauptsächlich, wo die Unternehmen in fünf bis zehn Jahren stehen werden.

 

Der Ubam Global 30 – Leaders Equity im Überblick

Quelle Fondsdaten: FWW 2024
  • Wertentwicklung 3 Jahre: 21,1 Prozent (6,6 Prozent p.a.)
  • Wertentwicklung 5 Jahre: 80,1 Prozent (12,5 Prozent p.a.)
  • Wertentwicklung 10 Jahre: 193 Prozent (11,3 Prozent)
  • ISIN: LU0573559563
  • Auflage: 23.01.2013
  • Management: Martin Moeller
  • Fondsvolumen: 355 Millionen US-Dollar
  • Sharpe Ratio 10 Jahre: 0,84
  • Volatilität 10 Jahre: 14,0 Prozent
  • Laufende Kosten: 2,09 Prozent

Moeller investiert mit dem Ubam 30 Global Leaders Equity in ein Portfolio aus nur 30 handverlesenen Aktien, darunter Unternehmen aus den Branchen IT, Gesundheit, Finanzen und Konsumgüter. Um besser als der Markt abzuschneiden, verschaffe ein konzentriertes Portfolio eher den Spielraum, um pro Wertpapier einen höheren Alpha-Beitrag zu erzielen, so das Argument des Managers. In den vergangenen fünf Jahren ging die Strategie auf. Der Vorsprung zum MSCI World liegt bei rund 17 Prozent.

Das Portfolio wurde im Januar 2013 aufgelegt und verfügt inzwischen über ein Volumen von 1,6 Milliarden US-Dollar. Mit dem Schwerpunkt auf Large-Cap-Aktien, die nachweislich Cash generieren, erzielte der Fonds in den vergangenen zehn Jahren eine jährliche Rendite von 11,3 Prozent, eine Wertsteigerung von insgesamt 192 Prozent. Somit schlug Moeller auch über diesen Zeitraum den Vergleichssektor Aktienfonds All Cap Welt um 80 Prozentpunkte. Selbst im derzeit schwierigen Fahrwasser der Börse zeigt sich der Fonds vergleichsweise stabil. Ähnlich gestrickte Produkte, wie beispielsweise der Seilern World Growth, verloren im Jahr 2022 zwischenzeitlich deutlich mehr an Wert.

Fokus auf Diabetesprodukte verspricht Wachstumschancen

Im Portfolio befinden sich unter den Top-Positionen Schwergewichte wie Microsoft, Visa und LVMH. Mit Novo Nordisk ist zudem eine Aktie im Fonds, die sich allein in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht hat. „Der Insulin-Markt wächst jedes Jahr um 6 Prozent. Viele Menschen brauchen Insulin. Und Novo Nordisk macht technologische Fortschritte für eine effizientere Verabreichung an die Patienten“, berichtet Moeller der spanischen Cinco Dias.

Trotz des Krieges in der Ukraine und der Zinserhöhungen hat der Fondsmanager im Jahr 2022 nur wenige Änderungen im Portfolio vorgenommen. Zu Beginn des vergangenen Jahres wurden Amazon und Abbott Laboratories verkauft und durch die Kerry Group und Johnson Controls International ersetzt.

 

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