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Aktualisiert am 02.10.2017 - 15:42 Uhrin MeinungenLesedauer: 8 Minuten

Degussa-Goldhandel-Chefvolkswirt „Euroraum-Erweiterung steht auf wackeligen Füßen“

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Währungsmonopol

Aus Sicht derjenigen, die einen starken Zentralstaat wünschen, ist jedoch bereits der Währungswettbewerb, der zwischen nationalen Fiat-Währungen besteht, ein Dorn im Auge. Zum einen engt er den Spielraum ein, den immer größer werdenden Geldhunger des Staates per Kreditaufnahme – und damit über die regulären Steuereinnahmen hinaus – stillen zu können.

Zum anderen ist das Schaffen großer politischer Einheiten schwierig(er), wenn die Teilnehmerstaaten über eigene Währungen verfügen. Sie sind dann nämlich für ihre Geschicke selbst verantwortlich, sind dadurch prinzipiell unabhängiger und lassen sich nicht so einfach auf eine einheitliche „politische Linie“ bringen.

Es ist daher alles andere als zufällig, dass die Befürworter eines einheitlichen Europas – vor allem die Befürworter eines europäischen Zentralstaatkonzeptes – auf die Vereinheitlichung der Währungen pochen und den Euro möglichst rasch in möglichst vielen EU-Ländern zur offiziellen Währungen machen wollen.

Währungsehe

Der Euro ist nicht nur ungedecktes Geld, eine Fiat-Währung – mit allen ökonomischen und ethischen Defiziten behaftet, unter denen diese Geldart nun einmal leidet. Er ist vor allem auch die Einheitswährung für eine Vielzahl von Menschen, die sich sprachlich und kulturell ganz erheblich unterscheiden.

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Kann das auf Dauer gut gehen? Ja, meinen die unermüdlichen Euro-Befürworter. Die Menschen in den Teilnehmerstaaten unterwerfen sich dazu ganz einfach gemeinsamen Regeln. Und hat man den Euro erst einmal eingeführt, wird auch die Einsicht und Bereitschaft aller Mitglieder wachsen, die Regeln dieser „Währungsehe“ verantwortungsbewusst und erfolgreich zu leben.

„Erwartungshaltung bislang nicht erfüllt“

Diese Erwartungshaltung hat sich bislang allerdings nicht erfüllt. Im Gegenteil; man denke nur einmal an die mangelnde Fiskaldisziplin. Und es ist auch nicht zu erwarten, dass es künftig besser wird – weder in der aktuellen Zusammensetzung des Euro-Währungsraumes noch in einer um zusätzliche Mitglieder erweiterten Konstellation.

Das Problem liegt nämlich im Euro-Fiat-Geld selbst: Es ist eine Geldart, die notwendigerweise immer wieder zu schweren Krisen führen wird, die Gewinner und Verlierer einer monetären Zwangsumverteilung schafft, die nicht nur innerhalb der nationalen Grenzen, sondern auch über nationale Grenzen hinweg abläuft.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass unter diesen Bedingungen die zwischenstaatlichen Konfliktpotentiale mit einer einheitlichen Fiat-Währung höher ausfallen werden im Vergleich zu einem Nebeneinander mehrerer Fiat-Währungen. Die in diesem Artikel formulierte Kritik betrifft daher nicht nur die angedachte Euroraum-Erweiterung, sondern auch die Euro-Währungsgemeinschaft in ihrer aktuellen Zusammensetzung. 

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