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Aktien aus Schwellenländern „Die Firmenchefs sind optimistisch, die Investoren zu negativ“

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Fürchten Sie negative Folgen für die Schwellenländer, wenn die US-Notenbank ihre Geldpolitik strafft?

Wolter: Wenn die Fed ihre Geldpolitik ändert, hat das immer Folgen für alle Anlageklassen. Schwellenländerinvestoren müssen sich aber weniger Sorgen machen als beispielsweise die Besitzer von Hochzinsanleihen. Verglichen mit 2013, als es infolge der weniger expansiven Geldpolitik der Fed zu einem Ausverkauf von Emerging-Markets-Investments kam, stehen die Schwellenländer heute ganz anders da. Die lokalen Währungen beispielsweise sind relativ günstig, das Potenzial für Abwertungen ist nicht so groß wie damals. Die Unternehmen sind zudem nicht so stark in Fremdwährungen wie dem US-Dollar verschuldet. Die Wirtschaft ist robust. Aber: Die Volatilität an den Kapitalmärkten wird in den nächsten Monaten dennoch zunehmen.


Haben Sie etwas am Investmentansatz des Fonds geändert?

Wolter: Nein. Wir setzen weiter auf Quality Growth: Unternehmen mit gesunden Bilanzen, großer Finanzkraft und nachhaltigem Wachstum. Wir haben weiterhin ein konzentriertes Portfolio, derzeit sind es 38 Titel. Wir verfolgen weiter eine High-Conviction-Strategie: Wir sind von den Unternehmen, deren Aktien wir kaufen, überzeugt – deshalb stehen die größten zehn Positionen im Fonds für einen Anteil von 40 bis 45 Prozent am Portfolio. Und wir haben mit 80 Prozent weiter einen hohen Active Share: Die Zusammensetzung des Fonds weicht also stark vom Index ab.

Achten Sie speziell auf Nachhaltigkeitskriterien?

Wolter: ESG ist einer von etlichen Aspekten, auf die wir bei einem Unternehmen schauen. Schließlich hängt davon auch dessen künftige Entwicklung ab. Verglichen mit dem Index hat unsere Fonds aber allein schon deshalb bessere Nachhaltigkeitskennzahlen, weil wir auf die eher umweltbelastenden Sektoren Energie und Rohstoffe verzichten.


Was dürfen Anleger in den kommenden zwölf Monaten vom Comgest Growth Emerging Markets erwarten?

Wolter: Gemessen etwa am prognostizierten Gewinn der Firmen ist von unserem Portfolio mehr zu erwarten als vom Index. Steigende Unternehmensgewinne dürften nach und nach wieder zum Haupttreiber der Aktienkurse werden – es gibt ja nicht dauernd eine Pandemie mit all ihren Folgen. In Bezug auf Schwellenländer ist die Stimmung der Investoren derzeit zu negativ. Dass Emerging-Markets-Titel günstig zu haben sind, sieht man an den Buybacks: Ein Drittel der Unternehmen in unserem Portfolio kauft eigene Aktien zurück, und zwar in allen Schwellenländern, nicht nur in China. Diese Manager sind der Ansicht, dass der aktuelle Börsenwert nicht dem Wert und den Perspektiven ihrer Unternehmen entspricht. Die Firmenchefs sind optimistisch – und sie sollten es wissen.


Über den Interviewten:
Emil Wolter ist Mitglied im Investmentkomitee von Comgest. Der Däne leitet das Research für Schwellenländer bei der französischen Fondsgesellschaft, für die er seit 2012 arbeitet, und lenkt den globalen Schwellenländeraktienfonds Comgest Growth Emerging Markets.

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