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Die Welt danach Wie die Corona-Pandemie Wirtschaft und Leben verändern wird

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Auf der Seite der Unternehmen wird es ebenfalls Veränderungen geben. Sie werden offener für Fernarbeit und flexible Zeitregelungen sein; nicht zuletzt, weil der Bedarf an Büroraum verringert wird. Es wird ein Bestreben der Manager sein, die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen, indem die Abhängigkeit von langen grenzüberschreitenden Lieferketten verringert oder höhere Lagerbestände gehalten werden, auch wenn dies einen gewissen Verlust an Effizienz und kurzfristigen Gewinnen bedeutet.

Der Autor Michael Heise ist Chefökonom von HQ Trust, dem Multi Family Office der Familie Harald Quandt. Zuvor war der 63-Jährige Chefvolkswirt beim Allianz-Konzern.
Foto: HQ Trust

Zudem werden die Unternehmen versuchen, ihre Bilanzen zu stärken, die durch das Herunterfahren der Wirtschaft massiv belastet wurden. Schuldenabbau und eine Wiederaufstockung leerer Kassenbestände werden nötig sein.

Die Struktur des Unternehmenssektors dürfte sich in vielen Ländern verändern. In Bereichen, in denen für einen beträchtlichen Zeitraum von einer geringeren Nachfrage ausgegangen werden kann (möglicherweise im Tourismus und bei Großveranstaltungen), wird es Rückgänge und Konsolidierungen geben; in Bereichen, in denen von einer steigenden Nachfrage ausgegangen werden kann (Gesundheit, E-Commerce, technologische Ausrüstung und digitale Kommunikationsmittel für Telearbeit, Streaming-Dienste), wird es mehr Investitionen und einen Bedarf für die Finanzierung von Wachstum und Innovation geben.


Quelle: Internationaler Währungsfonds, Wirtschaftsinstitute

Solche Veränderungen nehmen bereits Gestalt an. Die Luftfahrtindustrie beispielsweise, die sich seit einiger Zeit in einem teils ruinösen Wettbewerb befindet, hat mit harten Anpassungen begonnen.

So wird es in allen Wirtschaftszweigen Unternehmen geben, die sich nach dem Lockdown nur schwerlich erholen. Selbst überlebensfähige Unternehmen werden mit mehr Schulden aus der Krise hervorgehen, und sei es auch nur aufgrund staatlicher Rettungskredite. Ehemals unprofitable Unternehmen stehen noch größeren Herausforderungen gegenüber.

Zwar werden Banken und Zentralbanken bei der Kreditvergabe nachsichtig sein, dennoch werden manche scheitern, deren Erträge (Ebit) schon vor der Corona-Krise zu niedrig waren, um die Zinsaufwendungen zu decken. Es wird ein „Überleben des Stärkeren“ und eine industrielle Konsolidierung in größerem Maßstab geben. Wo die Wirtschaft expandiert, etwa bei medizinischen Dienstleistungen oder in der Telekommunikation, werden sich Fusionen und Übernahmen auf Wachstum und Rentabilität konzentrieren, Arbeitsplätze und Löhne künftig steigen.

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