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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 6 Minuten

Edelmetall-Experte meint „Ansturm auf Gold ist kein Grund zum Feiern“

In Moskau werden Goldbarren gegossen
In Moskau werden Goldbarren gegossen: „Russland ist der zweitgrößte Goldproduzent der Welt, nach China und vor Australien“, so Ash. | Foto: Imago Images / ITAR-TASS

Die globalen Zentralbanken haben im dritten Quartal so viel Gold gekauft wie noch nie –
stolze 399 Tonnen, schätzt das World Gold Council (WGC). Damit übersteigt die 
Nettonachfrage des Sektors für den Zeitraum von Januar bis September 2022 bereits die 
jährliche Gesamtnachfrage seit 1967. 

Für Goldanleger scheint der Ansturm auf das Edelmetall auf den ersten Blick ein Grund zum Feiern zu sein, oder? Denn man mag annehmen, dass der Preis dadurch in die Höhe getrieben wird und dies ein Zeichen für die Rückkehr von Gold ist. Tatsächlich ist dieses Phänomen jedoch eher ein Symbol für wachsendes Misstrauen und geopolitische Spannungen zwischen den großen Wirtschaftsmächten. Obwohl Gold im Jahr 2022 bisher jede andere handelbare Anlageklasse außer Energierohstoffen übertroffen hat, sind die Preise weltweit im dritten Quartal in den meisten Währungen sogar gefallen. Drei Aspekte erklären das: 

Erstens: Die Zahlen des WGC inkludieren Schätzungen aus der Bergbauindustrie. Nach 
eigenen Angaben, wird „eine beträchtliche Schätzung für nicht gemeldete Käufe“ miteinbezogen – und mit „beträchtlich“ meinen sie wohl „heroisch“. Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) – die ebenfalls vom WGC zusammengestellt und veröffentlicht werden – besagen, dass Zentralbanken im dritten Quartal nur kleine Nettoverkäufer von Gold waren. Nichtsdestotrotz sollte der Zahl weiterhin Beachtung geschenkt werden. Die Daten des WGC sind zu Recht anerkannt. Eine gewisse Anpassung der Zentralbankzahlen ist üblich, da nicht alle Zentralbanken dem IWF jeden Monat ihre Fremdwährungs- oder Goldbestände melden. So bleibt ein Spielraum für Schätzungen. In den vergangenen zehn Jahren übersteigen die Zahlen des WGC das Wachstum der gemeldeten Bestände um fast die Hälfte, was insgesamt 1.500 Tonnen zusätzlich ausmacht und mehr als 42 Prozent der jährlichen weltweiten Goldproduktion entspricht.

So viel Gold halten die Zentralbanken
So viel Gold halten die Zentralbanken. 

Zweitens: Der Umfang der WGC-Schätzung für das dritte Quartal 2022 ist gewaltig. Zusammen mit den gemeldeten Zentralbankaktivitäten zeigt der WGC-Bericht über die Goldnachfrageentwicklung, dass die sichtbaren Käufe des Privatsektors dem Gesamtangebot aus Bergbau und Recycling um 468 Tonnen hinterherhinken. Wie lässt sich diese „fehlende“ Nachfrage erklären? In den meisten Fällen führt der WGC diese Lücke auf die außerbörsliche Nachfrage nach Tresorgold von Banken, Händlern und größeren Anlegern auf dem weltweiten Großhandelsmarkt zurück. Für den Zeitraum von Juli bis September 2022 wird diese Lücke auf weniger als 40 Tonnen geschätzt. Das entspricht kaum zwei Fünftel der durchschnittlichen vierteljährlichen Größe der vergangenen zehn Jahre. Die Schätzung des WGC durch die Zentralbank ist also eindeutig durchdacht und beabsichtigt.

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China und Russland, die größten Goldförderländer der Welt

Drittens: Wer könnte den wahren Umfang seiner Goldposition verbergen? Der WGC-Bericht nennt keine Namen, aber die beiden größten Goldförderländer der Welt – China und Russland – sind bereits die siebt- und sechstgrößten nationalen Goldbesitzer in den IWF-Daten. Beide melden ihre Goldreserven nicht regelmäßig. Sowohl China als auch Russland haben in der Vergangenheit Edelmetalle über staatliche Stellen außerhalb ihrer Zentralbanken gekauft und gehalten.

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