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Größtes Minus seit elf Jahren Öl und Virus lassen Märkte einbrechen

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Nun beginnt die Suche nach den Gründen. Als sicher gelten das sich weiter ausbreitende Coronavirus und der Ölpreis. Vergangene Woche konnten sich Opec und Russland nicht darauf einigen, die Ölhähne ein Stück zuzudrehen, was den Preis gestützt hätte. Stattdessen deutet einiges auf einen Preiskampf der beiden Anbieter hin. Zudem sinkt der Ölverbrauch durch das Coronavirus. Um die Dimension zu sehen: Am 20. Februar kostete ein Fass Erdöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent noch fast 60 Dollar, heute sind es nur noch 46 Dollar. Noch in den Nullerjahren galt ein niedriger Ölpreis als Konjunkturstütze, weil er Kosten senkte. Heute löst er verblüffenderweise Angst aus. Und in den USA könnte die seitdem komplett neu entstandene Fracking-Branche (wieder einmal) unter die Räder geraten. Das dürfte die dortige Umwelt und das Klima generell freuen. Den US-Präsidenten Donald Trump, der massiv auf Fracking setzte, eher nicht so.

Und am Ende dürfen wir einen weiteren Aspekt nicht vergessen: die Markttechnik. Mit dem Abverkauf der vergangenen Wochen sind Trends gebrochen und Risikobudgets zerpflückt worden. Selbst wenn es nicht alle sind, aber bestimmt nicht wenige technikgetriebene Anleger stellen sich nun erstmal an die sichere Seitenlinie (Bundesanleihen) und warten ab. Damit beherzigen sie die alte Börsenregel, nach der man niemals in ein fallendes Messer greifen sollte. Sollten wir vielleicht auch tun.

Anlageklassen im Zeitraum 6. März 2019 bis 6. März 2020, ohne Dividenden und Zinsen, auf Euro-Basis (Quelle: Morningstar, Grafik vergrößern)

Vorbehaltlich dessen, wie der Dax heute schließt, riecht der Verlauf nach einem Eintrag in die Geschichtsbücher. Denn nur selten verlor er an einem Tag mehr. Wobei wir uns hierbei auf Daten seit 1994 beziehen, damit fehlen Crashs im Rahmen der Kuwait-Krise (1991) und des Schwarzen Montags (1987). Den größten Verlust erlitt er seitdem mit 8,5 Prozent am 11. September 2001, als zwei Flugzeuge ins World Trade Center einschlugen. Den zweithöchsten Verlust gab es mit 7,6 Prozent am 1. Oktober 1998 im Umfeld der Russlandkrise und der damit zusammenhängenden Pleite des milliardenschweren Hedgefonds Long-Term Capital Management. Die Plätze 3 bis 5 gehen an Tage im Jahr 2008, den 21. Januar (minus 7,2 Prozent), 6. Oktober (minus 7,1 Prozent) und 10. Oktober (minus 7,0 Prozent). Den jüngsten derart heftigen Verlust gab es am 24. Juni 2016, als der Dax 6,8 Prozent abgab.

In den Oktober 2008 fallen übrigens auch die beiden erfolgreichsten Tage des Dax: der 13. Oktober (plus 11,4 Prozent) und der 28. Oktober (plus 11,3 Prozent). Das deutet darauf hin, dass auch jetzt ein paar kräftige Gegenbewegungen kommen werden. Warten wir es ab.

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