Insolvenzfall Wie geht es jetzt weiter für P&R-Anleger?

Kritik am P&R-Wirtschaftsprüfer 

Um für die geschädigten Anleger zumindest einen Teil ihres Schadens herauszuholen, melden Anlegervertreter jetzt Ansprüche auch gegenüber Werner Wagner-Gruber an, berichtet aktuell das Handelsblatt. Der Wirtschaftsprüfer aus Regensburg testierte demnach seit 2006 Bilanzen des Container-Vermittlers und habe nicht ausreichend vor der drohenden Pleite gewarnt, kritisieren die Juristen. Aus diesem Grund fordern sie nun Schadensersatz ein. 

Der Beschuldigte weise diese Vorwürfe zurück und betone, dass seine Testate der P&R-Firmen mit Einschränkungen versehen waren. „Jeder Anleger konnte in den Einschränkungen erkennen, dass erhebliche Mängel in den Jahresabschlüssen vorhanden waren“, zitiert ihn das Handelsblatt. Der Wirtschaftsprüfer habe mehrfach auf Mängel in den P&R-Bilanzen hingewiesen. So seien die Rückkaufswerte der Container in den Verträgen mit den Anlegern nicht festgeschrieben gewesen.

Warnhinweise fehlten in Testaten 

Doch die Testate des Wirtschaftsprüfers hätten „keinerlei Warnhinweise“ zu Fehlbeständen oder „auf das sich aufbauende Schneeballsystem“ enthalten, kritisieren die Kläger. Auch weil P&R mit den Prüfungen für seine Investments in die Stahlkisten warb, hätten viele Anleger sie als Zeugnisse hoher Seriosität gedeutet. In den anstehenden Prozessen geht es damit auch um die Grundsatzfrage, wann ein Wirtschaftsprüfer ein Testat verweigern muss.

Der jetzt angeklagte Wirtschaftsprüfer kann zwar wohl kaum das Milliardendefizit aller P&R-Investoren mit seinem privaten Vermögen ausgleichen. Doch die klagenden Anwälte zielen vorrangig auf seinen Haftpflichtversicherer ab, der für die vermeintliche Fahrlässigkeit des Prüfers einspringen müsse. Falls das Landgericht Regensburg jetzt das Musterverfahren einleitet, landet das Verfahren laut Handelsblatt vor dem Oberlandesgericht Nürnberg, wo ein Musterkläger bestimmt würde.