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Leicht entzündlich Warum Experten mit einem steigendem Ölpreis rechnen

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Die Sorgen hielten aber offenbar nicht lange vor. Während einige Analysten angesichts des kräftigsten Anstiegs seit 1991 bereits über Preise jenseits der 100-US-Dollar-Marke diskutierten, entspannte sich der Ölmarkt überraschend schnell. Die Angst vor einem sinkenden Angebot nahm vor allem ab, als Saudi-Arabien eine rasche Wiederherstellung seiner Ölproduktion in Aussicht stellte. Zudem bekundeten die USA ihre Bereitschaft, die eigenen strategischen Reserven von rund 650 Millionen Fässern einzusetzen, um Angebotslücken zu füllen. Hinzu kommt noch, dass die weltweit schläfrige Konjunktur wenig Nachfragedruck erzeugt. Wo nicht viel produziert wird, braucht es eben auch nicht viel Treibstoff. Den Hoffnungen auf einen raschen Konjunkturschub versetzte jüngst Donald Trump bei seiner Rede vor der UNO einen erheblichen Dämpfer, als er einer schnellen Einigung im US-chinesischen Handelskonflikt eine Absage erteilte.

So war Öl bereits am 24. September wieder für nur 62,50 US-Dollar pro Fass zu haben. Für Experten wie Carsten Fritsch kommt diese Sorglosigkeit allerdings zu schnell: „Der Preisrückgang ist verfrüht, da man die Angebotsrisiken nicht außer Acht lassen sollte.“ Der Analyst der Commerzbank zweifelt an den Angaben von Saudi Aramco, dem Betreiber der betroffenen Ölfabriken, dass die Schäden bereits nahezu vollständig behoben seien. Dagegen sprächen auch die jüngsten Gerüchte, dass der geplante Börsengang der Ölfirma wohl in das kommende Jahr verschoben werde, so Fritsch. Die derzeitige Risikoprämie auf den Ölpreis von weniger als 3 US-Dollar sei daher unzureichend.

Das würde sich ändern, wenn der Konflikt weiter eskaliert. Der von den westlichen Wirtschaftsmächten für die Vorfälle verantwortlich gemachte Iran bestreitet zwar jede Beteiligung. Dennoch wächst die Angst vor weitreichenden Problemen bei der Ölversorgung, insbesondere auf dem Wasserweg: Die Straße von Hormus stellt ein Nadelöhr dar, durch das derzeit 30 Prozent des weltweiten Ölhandels laufen, und das im Fall eines militärischen Konflikts zwischen dem Iran und den USA wohl nicht mehr passierbar wäre.

Preise von mehr als 100 US-Dollar pro Fass sind in einem solchen Fall nicht auszuschließen. Aber zumindest einer Studie des Internationalen Währungsfonds zufolge kein dramatisches Problem. Deren Autoren haben ausgerechnet, dass eine zehnprozentige Erhöhung des Ölpreises den Zuwachs des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) für zwei Jahre um 0,1 Prozentpunkte absenkt. Und Spielraum ist vorhanden: Für 2020 erwartet der IWF eine um 3,5 Prozent wachsende Wirtschaftsleistung.

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