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Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater Licht am Ende des Tunnels

Empire State Building in New York
Empire State Building in New York: Bei der US-Wahl war am wichtigsten, dass es überhaupt ein Ergebnis gab. | Foto: imago images / Cavan Images

Zwei Hammermeldungen trafen in den ersten Novembertagen auf die Märkte, glücklicherweise in der richtigen Reihenfolge. Drei Tage nach dem US-Wahltag wurde immer klarer, dass Joseph Biden das Rennen um die meisten Wahlmänner gemacht hatte und einen Tag später verkündete die Pharma-Allianz BionTech/Pfizer, dass man kurz vor dem Zulassungsantrag für einen Corona-Impfstoff stünde, dem man eine Wirksamkeit von 90 Prozent zutraute.

Die lange Auszählungszeit in den USA ist ausnahmsweise einmal nicht ein weiteres Kennzeichen der schlechten US-Infrastruktur, sondern einzig der Politik geschuldet. Zunächst war jedem lokalen Wahlleiter klar, dass diese Wahlen noch gerichtsfester ablaufen müssten als alle anderen und das bei einem coronabedingt rekordhohen Briefwahlaufkommen.

Und schließlich waren vor allem in den republikanisch regierten Bundesstaaten der Auszählungsbeginn bei der Briefwahl auf den Wahltag gelegt – man wollte die Briefwahl nicht attraktiv machen. In anderen Staaten wie etwa Indiana, wo das bundestaatliche Wahlgesetz bereits vor dem Wahltag die Auszählung erlaubt, lag das Endergebnis am Abend des 3. November vor.

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Tatsächlich – auch mit vielen Maßnahmen zum Schutz vor ausländischen Einmischungen in den Wahlkampf – war dies wohl die am besten vorbereitete US-Wahl aller Zeiten. Und eine der am meisten aufgeheizten. Die Geschichte von der „gestohlenen Wahl“, welche die Trump-Fraktion ohne Belege immer wieder wiederholte, nach dem Motto „viel hilft viel“, wird ein weiteres Kapitel in dem endlosen Buch der Verschwörungstheorien ausmachen, und damit die dringend notwendige Versöhnung der unerbittlichen politischen Kämpfe in den USA deutlich erschweren.

Die Märkte reagierten auf beide Nachrichten positiv. Bei der US-Wahl war am wichtigsten, dass es überhaupt ein Ergebnis gab und die Wahl nicht in einem Chaos von Anfeindungen oder gar Gewalt unterging. Dass der neue Präsident, so wie es momentan aussieht, der erste seit fast fünfzig Jahren sein wird, der ohne eine Mehrheit im Kongress ins Weiße Haus einzieht, wurde eher positiv gesehen: keine extremen Wirtschaftsprogramme und Bewahrung des für die US-Unternehmen positiven Status quo. Wenn Biden die Gefahr einer „langweiligen“ Präsidentschaft vermeiden will, dann am besten, indem er Zeichen setzt und Erfolge verbucht in der Schlichtung der verfahrenen innenpolitischen Debatte des Landes.

Noch mehr freuten sich Aktienmärkte über die Nachricht, dass Impfungen gegen das Coronavirus bald begonnen werden können und damit die Wiedereröffnung der Wirtschaft im kommenden Jahr realistischer wird. Technologiewerte wurden deutlich gestutzt und die bislang verschmähten zyklischer Werte begannen ihre Aufholjagt. Wenngleich die Euphorie doch etwas groß ausfiel – mit einer solchen Meldung war schließlich irgendwann zu rechnen – sagt die Kursreaktion einiges über die Marktverfassung aus, in der viele Teilnehmer noch am Seitenrand stehen und mitspielen wollen.

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