Produkt-Check „Altersvorsorge braucht ausreichend hohe Rendite“
Als unabhängiger Finanzplaner komme ich recht häufig mit der Debeka Lebensversicherung in Berührung – aber nicht etwa, weil ich die Versicherung
vermittle, sondern weil viele Beamte zu meinen Mandanten zählen. Bei ihnen ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass mehrere Debeka-Verträge im Finanzordner enthalten sind.
Lange Zeit wurden Verträge der Debeka über sogenannte Vertrauensleute vermittelt: Lehrer Schmidt konnte beim Kaffee im Lehrerzimmer einen Vertrag an Lehrerin Müller vermitteln und erhielt dafür eine Provision. Das ist einer der Gründe für die immer noch sehr hohe Verbreitung von Debeka-Verträgen. An der Qualität der Produkte liegt es hingegen nicht.
Die perfekte Altersvorsorge für alle gibt es nicht. Dafür ist das Thema einfach zu komplex, und wir Menschen sind auch zu unterschiedlich – was beim einen passt, kann für den nächsten komplett ungeeignet sein. Sicher ist aber: Jedes Altersvorsorgeprodukt muss eine ausreichend hohe Rendite aufweisen.
Was meine ich damit? Nun, die Rendite muss mindestens so hoch sein, dass im Alter eine auskömmliche Renten- oder Kapitalauszahlung übrig bleibt. Denn vom Bruttobetrag gehen beispielsweise noch Steuern sowie Krankenkassenbeiträge ab. Hinzu kommen Kosten während der Ansparphase und im Rentenbezug. Daher sind Verträge mit unter 3 Prozent Verzinsung nicht zielführend.
Ausreichend hohe Rendite
Leider begegnen mir aber genau solche Rentenversicherungsverträge immer wieder. Und viele davon sind von der Debeka. So konnte ich vor Kurzem einen solchen Vertrag für einen Mandanten analysieren, um meine Finanzplanung für ihn vorzubereiten. Die Renditen von klassischen Lebens- und Rentenversicherungen sind in den vorigen Jahren zwar bei allen Anbietern dramatisch gesunken. Für die Lebensversicherungen der Debeka gilt das allerdings in besonderem Maße. So beträgt die laufende Verzinsung dort laut Assekurata-Überschussstudie 2022 gerade mal 0,9 Prozent. Damit liegen die Koblenzer im Renditevergleich mit der Konkurrenz weit hinten.
Mittlerweile hat auch die Debeka mit dem Tarif Chance Invest eine fondsgebundene Rentenversicherung im Sortiment, was zunächst einmal zu begrüßen ist. Leider bietet sie aber nur einen hausinternen Aktienfonds dafür an, nämlich den Debeka Global Shares. Ich empfehle grundsätzlich keine Rentenversicherungen, die ausschließlich einen oder mehrere hauseigene Fonds anbieten. Denn ich konnte in meiner Zeit als Bankberater sehen, dass hauseigene Produkte oft aus rein konzernpolitischen Gründen ausgetauscht wurden, nicht immer zum Wohle des Versicherten. Deutlich besser fahren Kunden mit Fondspolicen, bei denen eine Vielzahl an Portfolios zur Auswahl steht.
Zu geringe Fondsauswahl
Hallo, Herr Kaiser!
Die sehr eingeschränkte Fondsauswahl – sofern man bei einem einzigen Aktienfonds überhaupt von Auswahl sprechen kann – ist für mich ein absolutes No-Go. Mein Mandant hat seinen Vertrag bei der Debeka mittlerweile gekündigt, denn auch die Rendite seiner Rentenversicherung war zu niedrig.
Das gilt insbesondere auch mit Blick darauf, dass er als Enddreißiger noch drei Jahrzehnte lang Zeit bis zum geplanten Rentenbeginn hat. Er zahlt mittlerweile in eine steuerlich geförderte Basisrente ein, welche mit Exchange Traded Funds (ETFs) unterlegt ist. Ich habe ihm hierfür ein innovatives Portfolio erstellt. Den Rückkaufswert seiner Police hat er in seinem Wertpapierdepot angelegt.
Mein Fazit zu den Altersvorsorgeprodukten der Debeka fällt somit ernüchternd aus. Denn ihre Renten- und Lebensversicherungen sind in vielen Fällen unrentabel. Die niedrigen Renditen in der Produktkategorie Klassik sind zwar kein spezifisches Problem des Versicherers aus Koblenz: Auch andere Anbieter haben mit den dauerhaft niedrigen Zinsen in der Eurozone zu kämpfen.
Und immerhin kann die Debeka als sehr sicher angesehen werden, denn sie hat nach wie vor einen großen Kundenbestand. Insbesondere ihre hohe Durchdringung in der Zielgruppe der Beamten ist positiv zu sehen. Allerdings vermisse ich Innovationskraft im Produktportfolio. Denn: Wer im Jahr 2022 immer noch keine ETFs als Anlagealternative in seinen Versicherungsprodukten anbietet, hat die Zeichen der Zeit meiner Meinung nach nicht erkannt.
Über den Autor:
Daniel Wenzel ist Finanzplaner in Bensheim und betreibt einen Blog zu den Themen Finanzplanung und -beratung.