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Neues Gesetz Chips Plus „Ein weiterer Baustein der Deglobalisierung“

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Die Produktion findet dagegen längst schwerpunktmäßig in Asien statt. Hier dominieren die bereits erwähnte TSMC und Samsung aus Südkorea den Weltmarkt. Hintergrund ist, dass sowohl die Entwicklung der Halbleiter als auch deren Produktion aufgrund der ständigen Innovationen und Weiterentwicklungen extrem kapitalintensiv ist. Die Zusammenarbeit zwischen amerikanischen Entwicklern sowie Designern und asiatischen Auftragsfertigern funktioniert analog zum Geschäftsmodell von Apple.

Die schon länger gestörten Lieferketten und die zunehmenden politischen Spannungen vor allem zwischen den USA und China haben jedoch klar verdeutlicht, wie anfällig diese Art der Zusammenarbeit ist. Das hat vor allem in den Vereinigten Staaten den Ruf nach einer unabhängigen Produktion und einem Onshoring der Halbleiterproduktion im eigenen Land lauter werden lassen. Die Folge ist Chips Plus.

 

Insgesamt geht es bei dem Gesetz um staatliche Hilfen in Höhe von fast 53 Milliarden US-Dollar. Der Großteil, nämlich 39 Milliarden Dollar, entfällt auf den Bau, die Erweiterung oder die Modernisierung der Chipproduktion. Weitere 11 Milliarden Dollar sind für Forschung und Entwicklung vorgesehen. Außerdem gibt es noch steuerliche Anreize in Höhe von 24 Milliarden Dollar. Das Programm soll über fünf Jahre laufen und sowohl amerikanischen als auch ausländischen Firmen zugutekommen, die in den USA tätig sind. Chinesische Firmen sind allerdings ausgeschlossen. Außerdem dürfen die Mittel nicht für Dividenden und Aktienrückkäufe verwendet werden.

Nur begrenzte Effekte

Das auf die Halbleiterindustrie spezialisierte Marktforschungsunternehmen IC Insights schätzt, dass die Branche in den USA in diesem Jahr 190 Milliarden Dollar investiert. Unter der Annahme, dass der Betrag künftig etwas wächst, dürften sich die Investitionen in den kommenden fünf Jahren auf rund eine Billion Dollar summieren. Angesichts dieses Betrags relativieren sich die Subventionen durch Chips Plus insgesamt, auch wenn sie bei einzelnen Firmen einen spürbaren Effekt haben dürften.

Der Schweinezyklus lässt grüßen

Allerdings besteht die Gefahr, dass weltweit die Produktionskapazitäten gerade in einer Zeit ausgebaut werden, in der die Nachfrage zu sinken beginnt. Historisch betrachtet durchläuft die Branche alle drei bis vier Jahre einen Zyklus, der aus einem Boom und einem anschließenden Überangebot besteht. Angesichts der konjunkturellen Abkühlung ist vor allem aus den Bereichen Computer und Mobiltelefone, von denen die Hälfte des weltweiten Bedarfs stammt, ein spürbares Nachlassen der Chip-Nachfrage zu erwarten. Damit scheint der Zyklus in die Phase des Überangebots einzutreten. Nach den Boom-Jahren dürften auf die Chip-Hersteller jetzt erst einmal schwierige Zeiten zukommen. Anleger sollten die entsprechenden Aktien untergewichten.

Über den Autor:

Norbert Hagen ist Sprecher des Vorstands der ICM Investmentbank. Das Institut wurde 1999 als Buyout der Hypovereinsbank-Gruppe gegründet und verwaltet rund 500 Millionen Euro an Kundengeldern.

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