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Wohngebäudeversicherung „Pflichtversicherung für Elementarschäden hat sich bewährt“

Aufräumen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal
Aufräumen nach der Flutkatastrophe im Ahrtal: Assekuranz-Analyst Carsten Zielke fordert eine Pflichtversicherung für Elementarschäden, die sich in den Nachbarstaaten bereits bewährt habe. | Foto: Imago Images / Eibner

Angesichts der massiven durch das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verursachten wirtschaftlichen und menschlichen Schäden erscheint eine Pflichtversicherung gegen Elementarschaden unabdinglich.

Menschen und enorme Sachwerte sind der Katastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz zum Opfer gefallen. In unserem eigenen Bürogebäude in Aachen-Kornelimüster stand das Wasser 1,50 Meter hoch. Wir fühlen mit den Opfern in Deutschland, aber auch in Belgien, wo es besonders den östlichen Landesteil äußerst schlimm getroffen hat.

Pflichtversicherung gegen Elementarschäden

Um zumindest die Sachschäden abzusichern und berufliche Existenzen zu bewahren, halten wir eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden für unbedingt erforderlich. Eine solche Versicherung besteht bereits in Belgien. In Deutschland hingegen ist noch nicht einmal jeder zweite Haushalt gegen Elementarschäden versichert.

Infografik: Versicherung gegen Starkregen in Deutschland ausbaufähig | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Heute geht es in Belgien nicht darum, ob die Schäden bereits versichert sind oder nicht. Es geht vielmehr darum, den Geschädigten schnellstmöglich Unterstützung zukommen zu lassen und den Wiederaufbau zu organisieren. Das versteht sich von selbst.

Auch nichtversicherten Flutopfern helfen

In Deutschland beginnt die Diskussion, wie den Betreffenden zu helfen ist. Politiker schauen in die Kameras und machen Versprechungen, wie sie den Nichtversicherten helfen möchten.

Eine Pflichtversicherung sorgt auch dafür, dass der Wiederaufbau schneller vorankommt, weil schlicht das Geld da ist. Während in Frankreich — wie auch in Belgien besteht hier eine Pflichtversicherung —der Pilgerort Lourdes nach einer verheerenden Flut im Juni 2013 innerhalb von acht Monaten wieder vollkommen aufgebaut war und die ersten Herbergsbetriebe schon nach drei Monaten wieder funktionsfähig waren.

Zum Vergleich: In Deutschland wird es vermutlich deutlich länger dauern, wie die Erfahrungen in Goslar (2017) und Mechernich (2016) gezeigt haben. Viele Betriebe mussten Insolvenz anmelden.

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Staatliche Versicherung in ehemaliger DDR

In der ehemaligen DDR waren Elementarschäden durch die staatliche Versicherung abgedeckt. Doch nach dem Elbehochwasser in 2002 stornierte die Allianz als aufnehmende Gesellschaft diese Deckung, sodass heute gerade in Ostdeutschland die niedrigste Versicherungsdichte in Deutschland vorherrscht — zum Beispiel nur etwas mehr als ein Drittel in Brandenburg.

In Deutschland baut die Politik und die Versicherungswirtschaft auf die Einsicht der Kunden, sich selbst zu versichern. Doch angesichts der aktuellen Erfahrungen ist damit zu rechnen, dass die Prämien für Neukunden nicht in Frankreich lediglich einen Aufpreis von 12 Prozent auf die Wohngebäudeprämie darstellen, sondern wesentlich höher sein werden.

Mehr Schäden infolge des Klimawandels

Wir meinen, dass die deutsche Versicherungswirtschaft nicht in der Lage sein wird, angesichts des Klimawandels, Elementarschäden ohne Hilfe des Staates zu einem akzeptablen Preis zu versichern.

Von daher appellieren wir, wie in Frankreich ein Rückversicherungsvehikel zu schaffen, dass diese Spitzenrisiken trägt, womit der Elementarschadenschutz für alle gewährleistet werden kann. Dieses Rückversicherungsvehikel könnte idealerweise europäisch organisiert sein und in den aktuellen Klimaschutzplan der EU eingebunden werden.


Über den Autor:

Carsten Zielke, Zielke Research Consult

Carsten Zielke hat in Paris und in Göttingen studiert und promovierte im Bereich Versicherungsökonomie. Nach einer dreijährigen Beratertätigkeit in Paris leitete er zehn Jahre lang das Versicherungs-Research der West LB. Nach zwei Jahren als Berater bei Bear Stearns stieß er 2008 zur Société Générale, wo Zielke das institutionelle Versicherungsgeschäft für Deutschland und Österreich verantwortete. Im April 2013 hat er sich selbständig gemacht und leitet seitdem Zielke Research Consult mit Sitz in Aachen-Kornelimünster. Das Unternehmen mit acht Mitarbeitern analysiert und berät Versicherungsgesellschaften und Banken in Solvenz- und Nachhaltigkeitsfragen und betreibt Lobbyarbeit in Regulierungsfragen.

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