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Top-Fonds der Woche
Hoffen auf das Schwellenländer-Comeback
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Top-Fonds der Woche Hoffen auf das Schwellenländer-Comeback

Top-Fonds am Freitag
Top-Fonds am Freitag: Weil die Renditen vieler Schwellenländeraktien hinter denen der Industrieländer zurückblieben, wandten sich viele Anleger enttäuscht ab. | Foto: Jessica Hunold mit Canva

In China begann am 22. Januar 2023 das Jahr des Hasen. In der chinesischen Kultur ist der Hase ein Symbol des Friedens und des Wohlstands. Doch für viele Anleger waren die Börsen der Schwellenländer in den vergangenen zehn Jahren - von wenigen Ausnahmen abgesehen - eine herbe Enttäuschung. Angepriesen als hervorragende Anlagemöglichkeit aufgrund hoher Wachstumsraten, schnitten sie letzten Endes deutlich schlechter ab als die Industrieländer. Über einen Zeitraum von zehn Jahren konnten Anleger ihren Einsatz mit dem MSCI World verdreifachen. Der MSCI Emerging Markets gewann im gleichen Zeitraum nur 40 Prozent hinzu (siehe Chart).

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Russlands Krieg und Lieferkettenprobleme belasten Wachstumsaussichten

Seit seinem Hoch im Februar 2021 hat der MSCI Emerging Markets Index rund 20 Prozent verloren. Ausgerechnet das Jahr 2022, in dem sich die Weltwirtschaft von den Folgen der Corona-Pandemie erholen sollte, war für viele Schwellenländer ein schwieriges Jahr. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine, anhaltende Probleme in den Lieferketten, wiederholte Corona-Lockdowns in China und steigende Inflationsraten haben neben anderen Problemen die Wachstumsaussichten gedämpft. Darüber hinaus brachten sie Unternehmen und Haushalte in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die hohen Energiepreise und der starke US-Dollar belasteten die Aktienkurse zusätzlich.

Zu allem Überfluss wurden im Zuge der Sanktionen russische Aktien zu sogenannten „standalone markets“ umklassifiziert und aus den Indizes von Morgan Stanley (MSCI) und Russell (FTSE) entfernt, mit entsprechenden Wertstellungen nach unten.

Günstige Bewertungen sprechen für Schwellenländeraktien

Allerdings ist zu beachten, dass viele Schwellenländeraktien nach den jüngsten Markteinbrüchen am unteren Ende ihrer historischen Bewertungsspanne oder in deren Nähe notieren. Die US-Bank JP Morgan ist der Ansicht, dass der deutliche Rückgang der Bewertungen im vergangenen Jahr die Schwellenländer zu einer attraktiven Wahl für zyklische Portfoliopositionen macht. Die Anlagestrategen von Taunus Trust favorisieren in ihrer Anlagestrategie für die kommenden Jahre attraktiv bewertete asiatische Aktien, ausgewählte Schwellenländer sowie Rohstoff- und Energiewerte.

Bei der Auswahl ihrer bevorzugten Anlageregionen orientieren sich die Experten am Shiller-KGV, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, das auf dem Durchschnitt der inflationsbereinigten Unternehmensgewinne der vergangenen zehn Jahre basiert. Je höher das KGV ist, desto teurer ist eine Aktie. Nach Berechnungen von Wellington Asset Management liegt das Shiller-KGV der Schwellenländer derzeit bei rund 13, dass der Industrieländer bei 23. US-Aktien werden im Durchschnitt sogar mit einem KGV von 27 gehandelt.

 

Viele Marktführer kommen aus Asien

Auch wenn sich die Schwellenländer noch in der Entwicklungsphase befinden: Viele Unternehmen in der Region, vor allem aus China und Südkorea, sind in ihren Branchen bereits führend. Im Technologiesektor Asiens sind beispielsweise viele der weltweit führenden Hersteller von Halbleiterchips angesiedelt, die kaum Konkurrenz aus anderen Teilen der Welt haben.

Der chinesische Internetkonzern Tencent betreibt die größten sozialen Netzwerke des Landes, ist führend im Online-Entertainment und dominiert zusammen mit Alibaba den chinesischen Markt für das Bezahlen per Smartphone und Internet. Wie Tencent sind auch andere asiatische Börsenschwergewichte längst in die Liga der US-Schwergewichte aufgestiegen. Namen wie Samsung Electronics oder Taiwan Semiconductor Manufacturing Company sprechen für sich.

Indonesien profitiert vom Binnenkonsum

Auch bei Chinas südlichem Nachbarn Indonesien boomt die Wirtschaft. Neue Wachstumsbranchen wie der Nickelabbau und die verarbeitende Industrie treiben das Wachstum dank der steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Batterien an, berichtet Joseph Lai, Gründer und Investmentchef von Ox Capital Management. Die Inflation spiele dabei kaum eine Rolle. Der kontinuierliche Ausbau der Infrastruktur und günstigere Rohstoffpreise haben dazu beigetragen, dass sich Indonesien positiv entwickelt.

So sei der Binnenkonsum hoch. Viele Unternehmen investieren angesichts der zahlreichen sich bietenden Möglichkeiten wieder gerne. Der Mittel- und Oberschicht des Landes geht es gut, so dass viele Menschen Geld für Dienstleistungen und Konsumgüter ausgeben können. Dementsprechend boomen Unternehmen, die westliche Topmarken in Indonesien einführen, die bei der aufstrebenden indonesischen Mittelschicht sehr beliebt sind. „Die Konjunktur ist zurück“, sagten fast alle, die Lai jüngst auf seiner Investitionsreise durch das Land traf. Sie freuten sich über den Aufschwung.

Brasilianische Aktien attraktiv bewertet

Beim Blick über den großen Teich sticht vor allem die Entwicklung Brasiliens ins Auge. Das bitterarme Land hat sich innerhalb von 20 Jahren zum Zugpferd Lateinamerikas entwickelt und zählt heute zu den spannendsten Emerging Markets der Welt. Auch, weil sich der Rohstoffgigant Russland durch den Krieg wirtschaftspolitisch völlig ins Abseits manövriert hat und nicht mehr investierbar ist.

Brasiliens Börse hat den internationalen Aktienmarkt im Jahr 2022 infolgedessen deutlich geschlagen. Der MSCI Brazil beendete das Jahr mit einem Plus von 23 Prozent. Teuer sind brasilianische Aktien aber nicht. Der Bovespa ist attraktiv bewertet und hat mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von sechs noch viel Luft nach oben. Zudem sind einige südamerikanische Länder in der Zinsentwicklung den Industrienationen zurzeit voraus.

„Mexikos und Brasiliens Währungshüter haben lange vor den Zentralbanken der Industrieländer mit Zinserhöhungen begonnen. Positive Realzinsen gibt es aktuell nur in wenigen lateinamerikanischen Ländern. Die Zentralbanken stehen also kurz vor dem Ende ihres Straffungszyklus, die Inflation erreicht ihren Höhepunkt, und viele Länder haben starke Handelsbilanzen“, erläutert Alejandro Arevalo, Manager im Emerging Market Debt Team bei Jupiter AM. Für ihn sind das vielversprechende Zeichen für 2023.

 

Abwertung des US-Dollars stützt Schwellenländertitel

Positiv auf die Schwellenländer wirkt sich auch die Entwicklung des US-Dollars aus, der nach der Aufwertung im vergangenen Jahr wieder an Wert verloren hat. Dahinter steht die Erwartung, dass die Fed ihre Zinserhöhungen in absehbarer Zeit auslaufen lassen könnte. In der Folge hat der MSCI Emerging Markets seit seinem Tief im Oktober 2022 um 15 Prozent zugelegt, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum rund 2 Prozent verlor.

Und es gibt gute Gründe, die für eine Fortsetzung dieses Trends sprechen. Denn die Märkte spekulieren darauf, dass die Fed noch in der ersten Jahreshälfte 2023 eine Pause bei den Zinserhöhungen einlegen und möglicherweise gegen Ende des Jahres zu Zinssenkungen übergehen wird. Ein Szenario, das den US-Dollar weiter schwächen könnte. Der Zeitpunkt könnte also günstig für einen ein Investment in Schwellenländeraktien sein. Vergleichsweise einfach ist der Einstieg mit einem globalen Schwellenländerfonds. Über die richtige Auswahl der Titel und Regionen braucht man sich dann keine Gedanken zu machen.

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