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Zinszusatzreserve Was die Niedrigzinsen für Versicherer bedeuten

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Nachfolgende Abbildung illustriert die unterschiedliche Zinsauswirkung zu den Bilanzstichtagen auf Grundlage der bisherigen Historie der ZZR und des zugehörigen Bezugszinssatzes (zehnjährige Null-Kupon-Euro-Swaprate). Anhand der 2019 stark gestiegenen Bewertungsreserven wird deutlich, dass sich die Finanzierungsbedingungen für die ZZR mit dem drastischen Zinsrückgang zunächst sogar verbessert haben.

Denn Lebensversicherer können durch die Auflösung von Bewertungsreserven ihre ZZR-Zuführungspflicht bedienen, indem sie vorhandene festverzinsliche Anlagen aus ihren Kapitalanlagebeständen zu aktuell höheren Anleihepreisen veräußern.

>>Vergrößern! Grafik: ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur

Mehr Zeit zum Umbau

„Wenn die Bezugszinsen in den kommenden Jahren dauerhaft am Nullpunkt oder sogar darunter liegen, sehen wir in der kurzen Frist keine Gefahr für die Lebensversicherer“, betont Lars Heermann. „Dies sieht allerdings anders aus, wenn die Zinsen langfristig wieder steigen sollten und dann zu wenig Bewertungsreserven zur Deckung der ZZR-Zuführungen vorhanden sind.“

Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, kommen die Lebensversicherer aus Sicht von Assekurata nicht umhin, ihr Geschäftsmodell konsequent auf garantieärmere Produkte im Neugeschäft umzustellen, wie es auch der Marktführer Allianz zum kommenden Jahreswechsel angekündigt hat. Auch die Finanzaufsicht Bafin hat in jüngster Zeit zu einer höheren Sorgfalt bei der Kalkulation von Garantien aufgerufen, was die Rating-Agentur insoweit als folgerichtig ansieht.

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„Unter dem Strich verschaffen die höheren Bewertungsreserven den Lebensversicherern etwas mehr Zeit zum Umbau ihrer Geschäftsmodelle. Angesichts des massiven Zinsfinanzierungsbedarfs ist eine Neuausrichtung aber auch radikal notwendig“, zeigt sich Lars Heermann überzeugt.

Wirtschaftliche Ausgangslage

Für Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will kann sich der Umbau durchaus lohnen. „Trotz niedriger oder sogar negativer Zinsen sehen wir Perspektiven für die Lebensversicherung, weil die Sparquote der Kunden in der Corona-Krise deutlich gestiegen ist. Mit Blick auf die Anbieter zeigt unsere EKG-Studie allerdings, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen individuell sehr unterschiedlich sind.“

Grundsätzlich positiv sieht der Assekurata-Chef, wenn ein Lebensversicherer über eine breit gestreute Kapitalanlage mit substanziellen Bewertungsreserven und eine stabile und ausgewogene Ertragsstruktur verfügt. Hiervon profitieren dann nicht nur Altersvorsorgesparer, sondern auch die Kunden von Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen.

Denn es sinke die Gefahr, dass der Versicherer zur Abwehr drohender Kapitalanalageverluste einen Teil seiner Risikoergebnisse querverrechnet. „Wenn dies passiert, können die Beitragszahlungen der Kunden steigen, auch wenn der eigentliche Tarif sorgfältig kalkuliert und der Bestand insgesamt profitabel ist“, erläutert Will. „Und dass ein negatives Kapitalanlageergebnis keineswegs aus der Luft gegriffen ist, zeigt sich wiederum daran, dass viele Gesellschaften dies bereits heute vielfach nur durch die Auflösung von Bewertungsreserven vermeiden können.“

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