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Erste-AM-Analyst zur Wasserknappheit Mehr als bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein?

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Bei der Ermittlung der durchschnittlichen Wasserintensität der im Fonds gehaltenen Unternehmen wurde als zentrale Kennzahl die von den Unternehmen veröffentlichte Wasserentnahme herangezogen. Die mit der erstmaligen Messung des Wasserfußabdrucks einhergehende Pionierrolle hat allerdings den Nachteil, dass viele Datenpunkte noch nicht in ausreichender Qualität vorhanden sind.

Um trotzdem eine seriöse Datengrundlage sicherzustellen, werden nur jene Werte berücksichtigt, die unabhängig von mehreren Datenprovidern bereitgestellt werden. Datenpunkte, die für weniger als 80 Prozent der relevanten Unternehmenstätigkeit ausgewiesen werden, bleiben gänzlich unberücksichtigt. Die daraus resultierende Menge an Wasserdaten ist mit einer Gesamtabdeckung von knapp 50 Prozent der Portfoliobestände leider noch nicht im Bereich der CO2-Kennzahlen. Diesbezüglich findet ein intensiver Austausch mit den Researchpartnern statt, um einerseits eine höhere Abdeckung zu erreichen und andererseits ein verstärktes Bewusstsein für die Bedeutung des regionalen Wasserverbrauchs aus Investorensicht zu erzielen.

Das Glas ist mehr als halb voll
Gesamtabdeckung der nachhaltigen Aktienfonds von Erste AM mit Wasserdaten

              

Quelle: Bloomberg, MSCI-ESG, ISS-oekom, Berechnungen Erste Asset Management Wasser- und Umsatzdaten Geschäftsjahre 2015-2018.

Wasserentnahme und -region als Inputgrößen 

Der Süßwasserverbrauch gibt an, welche Wassermengen vom Unternehmen im letzten Geschäftsjahr aus Oberflächengewässern oder aus dem Grundwasser entnommen wurden. Der Wert ist sehr stark von der Branche des jeweiligen Unternehmens abhängig. Die Zuteilung des Wasserverbrauchs auf Wasserrisikoregionen (hoch/mittel/niedrig) erlaubt jedoch eine Differenzierung auch innerhalb der Branche und somit eine Einschätzung, inwieweit das Unternehmen zukünftig von einer Wasserverknappung betroffen sein könnte.

Dazu muss vorab die Normalisierung des Wasserverbrauchs über den Jahresumsatz erfolgen, um eine Vergleichbarkeit von Unternehmen unterschiedlicher Größe zu ermöglichen. Die so ermittelte Wasserintensität kann dann, in einem letzten Rechenschritt, in Abhängigkeit der regionalen Verteilung der Standorte des Unternehmens, sowie der Gewichtung im Fonds, zu einem gewichteten Mittelwert aggregiert werden.

Im Gegensatz zum CO2-Fußabdruck liefert die regionale Komponente beim Wasserfußabdruck eine sehr wichtige Zusatzinformation. Unternehmen, deren Produktionsstätten in Regionen mit einem hohen Wasserstresslevel angesiedelt sind, haben ein besonders hohes Wasserrisiko, selbst wenn der Wasserverbrauch im Branchenschnitt liegt. Das liegt daran, dass in diesen Regionen die Wahrscheinlichkeit einer künftigen Wasserverknappung weitaus größer als in low stress regions (Regionen mit einem geringem Wasserstresslevel) ist.

Eine tatsächliche Wasserverknappung kann unterschiedliche Implikationen wie strengere Regulierung der Wasserentnahmen, massive Preisanstiege oder sogar eine Schließung der Produktionsstätte nach sich ziehen. Insofern erscheint die Beurteilung des Wasserrisikos auch aus ökonomischer Sicht geboten. Die Einteilung in low, medium und high stress regions orientiert sich an der bereits beschriebenen Risikoeinstufung des World Resources Institutes inder physische, regulatorische und Reputationsrisiken berücksichtigt werden. Die darauf basierende Weltkarte mit regionaler Unterscheidung der Risikogebiete (siehe Grafik oben) ist auch online einsehbar.

Welche Pegelstände werden bei der Messung der Wasserinensität erreicht?

 

Quelle: Bloomberg, MSCI-ESG, ISS-oekom, Berechnungen Erste Asset Management Wasser- und Umsatzdaten Geschäftsjahre 2015-2018; Indexdaten per 28.12.2018.


Autor Walter Hatak ist leitender Analyst bei österreichischen Fondsanbieter Erste Asset Management.

 

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