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Finanzplaner Thorsten Petrausch Wie Berater zwischen Generationen vermitteln können

Beratungsgespräch
Beratungsgespräch: Finanzplaner sollten das Potenzial zwischen Generationen heben. | Foto: Imago Images / Westend61

Die Finanzbranche kennt ein neues Lieblingswort: Nachhaltigkeit. Gemeint sind damit Investments, die mittelbar eine positive Wirkung auf Mensch und Umwelt haben. Doch wird dabei sehr häufig vergessen, dass Nachhaltigkeit eigentlich eine viel grundlegendere Bedeutung besitzt – oder besitzen sollte. Denn Nachhaltigkeit beschreibt ein Denkmuster, das auf Langfristigkeit ausgelegt ist. Für die Finanzberatung bedeutet das: Sie muss für ihre Kunden und deren Vermögenssituation eine sinnvolle Langfristplanung entwerfen.

Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Dort ist das Denken und Planen naturgemäß sehr langfristig ausgeprägt und reicht oft über Generationen hinweg. Die Forstwirtschaft kümmert sich so um den Baumbestand, dass dessen Produktivität erhalten bleibt und sich die Ertragskraft des Waldes über die Zeit idealerweise sogar verbessert. Ziel ist es, den nächsten Generationen ein gesundes System zu hinterlassen – und nicht den bestmöglichen kurzfristigen Return in einem Jahr oder einer Fünf-Jahres-Periode zu erreichen.

Ob Baumbestand für den Förster, Kundenbestand für den Finanzberater oder Vermögensbestand für den Kunden – die Denkweise ist durchaus vergleichbar. Erfolgreiche Familienunternehmen machen das übrigens vor: Sie folgen dem Paradigma der Langfristigkeit. Die Geschäftsführung zielt darauf ab, die Substanz zu erhalten und Gewinne zu erwirtschaften, die reinvestiert werden. So ist das Unternehmen idealerweise in der Lage, auf neue Herausforderungen zu reagieren und über Generationen hinweg zu bestehen. Mit anderen Worten: Jeder sollte seinen Besitz pflegen und weitsichtig damit umgehen.

Doch wie sieht das in Zeiten von Niedrig- und Nullzinsen aus? Ist eine langfristige Planung in dieser Situation nicht nur eine Wunschvorstellung? Die Antwort lautet „Ja“ und gleichermaßen „Nein“.

Sicher ist es in den aktuellen Zeiten immer weniger sinnvoll, das eigene Kapital von vermeintlich offensiven Sachwerten im Ruhestand in den ebenfalls vermeintlich defensiven Anleihebereich umzuschichten und von den nicht mehr vorhandenen Zinsen zu leben. Zumal ein einfacher, aber gegenläufiger Mechanismus greift: Je älter man wird, desto größer ist normalerweise das Vermögen. Allerdings verringern sich der mögliche Anlagehorizont und damit auch die Risikoneigung und die Rendite. Bei jungen Anlegern ist es umkehrt. Sie besitzen viel Lebenszeit für eine Anlage und können somit höhere Risiken eingehen, verfügen aber in der Regel über ein geringeres Kapital.

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Jedoch bergen diese vermeintlichen Gegensätze für einen langfristig denkenden Finanzplaner gerade innerhalb einer Familie, in der verschiedene Generationen zusammenkommen, ein immenses Potenzial. Kann man den Anlagehorizont in der Ruhestandsplanung durch den Blick auf die folgenden Generationen erweitern, sind auch wieder langfristige Anlagen wie Aktien oder Immobilien sinnvoll. Was spricht zum Beispiel dagegen, das Eigenheim der Kinder zu finanzieren beziehungsweise auch an diese zu vermieten? Eine günstige Übertragung der Immobilie an die jüngere Generation ist später immer noch möglich. Oder umgekehrt: Wieso sollten die Kinder nicht eine bereits abgezahlte Eigentumswohnung von den Eltern kaufen? Ein Teil des Kaufpreises lässt sich dabei als Familiendarlehen gestalten, was wiederum die Finanzierungskosten minimiert.

Es gibt also erhebliches Potenzial zwischen den Generationen zu heben. In Zeiten von Null- und Negativzins macht es keinen Sinn, wenn Eltern oder Großeltern sechsstellige Euro-Beträge auf dem Konto horten und die Kinder oder Enkel keine ausreichenden Sparraten für die Vermögensbildung oder die Altersvorsorge haben. Die langfristige Denkweise bezieht die künftigen Generationen mit ein und stärkt sie für ihre eigene Zukunft und ihre Lebensziele. Oder um bei der Metapher der Forstwirtschaft zu bleiben: Es kann nicht sinnvoll sein, wenn ein Baum zu viel Wasser erhält und der andere zu wenig. Der Wald profitiert erst, wenn das Wasser möglichst effizient eingesetzt wird.

Quelle: MLP

Über den Autor: Thorsten Petrausch ist zertifizierter Finanzplaner und seit fast 20 Jahren MLP-Berater in Bamberg. Sein Fokus liegt auf der Ruhestandsplanung.

Wir präsentieren kontinuierlich Beispiele aus der Beratungspraxis. Wir schauen dabei erfolgreichen CFP-Zertifikatsträgern bei MLP über die Schulter – unter anderem bei Beratungen zu Praxisgründungen, Ruhestandsplanungen, Depot-Analysen und Immobilienfinanzierungen. Tipps und Tricks inklusive.

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