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Alles unlogisch oder was? Wie tief Anleger Anleiherenditen noch drücken können

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Eines dieser Argumente ist, dem grundlegenden Prinzip von Angebot und Nachfrage folgend, die Knappheit an deutschen Staatsanleihen. Einerseits hat der deutsche Staat gut gewirtschaftet und seine Verschuldung bei steigendem Sozialprodukt zuletzt sogar noch leicht gesenkt. Andererseits hat die EZB rund 30 Prozent aller Bundesanleihen im Rahmen ihrer Anleihekaufprogramme erworben. Auch Zentralbanken außerhalb der Eurozone haben ihre Euroreserven in Bundesanleihen investiert. Die Unicredit schätzt, dass rund 47 Prozent aller ausstehenden Bundesanleihen von Zentralbanken gehalten werden. Wenn die EZB ihr Kaufprogramm ab November wieder aufnimmt, dürfte sich diese Situation weiter verschärfen.

Negative Rekordjagd

Für Anleger in der Eurozone gibt es zudem kein gänzlich risikofreies Investment. Die Amerikaner besitzen zwar ihre US-Treasuries – aber was bietet sich für den hiesigen Investor an? Bundesanleihen stehen hier immer noch ganz oben auf der Liste, was im Umkehrschluss eine noch höhere Nachfrage nach diesem Wertpapier, insbesondere in unsicheren Zeiten, zur Folge hat. Ist dieses Sicherheitsargument entscheidend, so ist der Blick auf die Rendite eher zweitrangig. Auf diesem Weg wird es dann schwierig, überhaupt eine Untergrenze zu definieren.

Im April 2015 lag die zehnjährige Bundesanleihe bei einer noch positiven Rendite von rund 0,15 Prozent. Bondguru Bill Gross bezeichnete sie damals als „short of a lifetime“. Auch wenn kurz danach die Renditen tatsächlich zwischenzeitlich nochmal auf ein Prozent stiegen, so hat sich sein Statement nicht bewahrheitet. Die Null als natürliche Untergrenze verlor im Juni 2016 ihre Bedeutung, als die Bund-Renditen erstmalig unter null fielen. Ende August 2019 haben sie mit mehr als minus 0,70 Prozent ein neues Rekordtief erreicht. Dieser Rekord könnte nicht der letzte gewesen sein.

Unserer Einschätzung nach ist der Reposatz für Bundesanleihen eine geeignete Kennzahl, um die aktuell absehbare Untergrenze der Renditen deutscher Staatsanleihen aufzuzeigen, auch wenn diese im August zeitweise leicht unterschritten wurde. Ein erneutes Absinken der Repozinsen und der Rendite deutscher Staatsanleihen auf minus 0,7 Prozent halten wir für wahrscheinlich, insbesondere, da die EZB im November ihr Anleihekaufprogramm wieder aufgenommen hat. Ein nochmaliges leichtes Absenken des Einlagezinssatzes durch die EZB erscheint uns ebenfalls möglich und würde auch fallende Renditen begünstigen. Sollte sich der Markt wieder dem Renditetief nähern, werden Short-Positionen in Bundesanleihen via Futures zu einer sehr interessanten Option.

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