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Aktualisiert am 31.08.2021 - 22:18 Uhrin AltersvorsorgeLesedauer: 5 Minuten

Private Altersvorsorge „Beim langfristigen Sparen ist eine Garantie fehl am Platz“

Christian Nuschele
Christian Nuschele: Der Leiter des Vertriebs und Marketings bei Standard Life in Deutschland und Österreich spricht im Interview über die Anfangsjahre des Versicherers, der seine Policen seit 1996 auch hierzulande anbietet. | Foto: Standard Life Deutschland
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DAS INVESTMENT: Der EZB-Rat hat den Leitzins in der Eurozone auf seiner jüngsten Sitzung auf 0 Prozent beibehalten. Ein Grund dafür sind die wirtschaftlichen Probleme infolge der Corona-Krise. Sie stellt eine so außergewöhnliche Notsituation dar, dass eine Mehrheit im Deutschen Bundestag die Schuldenobergrenze des Grundgesetzes außer Kraft setzte und eine Kreditaufnahme in Höhe von 179,8 Milliarden Euro beschloss. Haben Sie mit Blick auf die öffentlichen Haushaltsdefizite noch Hoffnung auf eine baldige Zinswende?

Christian Nuschele: Ich rechne auf absehbare Zeit nicht mit steigenden Zinsen. In den USA hat ja Notenbank-Chef Powell bereits angekündigt, mindestens bis 2023 an den Nullzinsen festzuhalten. Ich erwarte, dass es in Europa ähnlich sein wird und sehe für die Jahre danach auch nicht viel Luft nach oben. Die Corona-Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken haben die Niedrigzinsen quasi zementiert. Die Auswirkungen davon haben den Vorsorgemarkt bereits jetzt nachhaltig verändert. Die Garantieniveaus sinken, klassische Produkte spielen quasi keine Rolle mehr und fondsgebundene Produkte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung wird sich noch beschleunigen.

Als Folge des Corona-Lockdowns stieg die Sparquote in Deutschland 2020 auf den Rekordwert von 16,3 Prozent. Was spricht heute noch dafür, beim Vorsorgesparen auf ein Versicherungsprodukt zu setzen?

In der Krise sind die Deutschen ihrem Ruf als Sparweltmeister wieder einmal gerecht geworden. Dass sich die Menschen dadurch für schlechtere Zeiten absichern wollen, ist gerade jetzt ja auch absolut nachvollziehbar. Leider ist der größte Teil der Gelder aber immer noch auf Sparbüchern oder im Geldmarkt angelegt und verliert damit real an Wert. Hier muss dringend gehandelt werden. Das Geld muss vernünftig investiert werden – zum Beispiel auch in Versicherungslösungen. 
Moderne Versicherungsprodukte bieten sehr gute Anlagemöglichkeiten, sowohl für chancenorientierte, als auch für defensive, konservative Kunden. Zudem bieten sie bei Ein- und Auszahlungen eine ähnlich hohe Flexibilität wie ein Sparkonto. Der Kunde kommt auch bei einem Versicherungsprodukt schnell an sein angespartes Geld.
Darüber hinaus ist es mit einem Versicherungsprodukt möglich, sich und seine Angehörigen abzusichern. Und für viele Kunden dürfte natürlich auch der Steuervorteil ein Argument sein. Diese Kombination macht ein Versicherungsprodukt gegenüber vielen anderen Vorsorge- und Sparprodukten deutlich attraktiver. Beraterinnen und Berater sind gefordert, die Initiative zu ergreifen und ihren Kunden zu helfen.

Aktuell steigt an den Börsen jedoch auch die Angst vor einer schneller anziehenden Inflation. Hierzulande schätzte das Statistisches Bundesamt den Anstieg der Verbraucherpreise im März zwar auf gerade einmal 1,7 Prozent. Doch die Regierung in Washington will die heimische Wirtschaft jetzt mit 1,9 Billionen US-Dollar massiv stützen. Teilen Sie die Sorgen um die Inflationsrate?

Ich teile die Meinung unseres strategischen Investment-Partners Aberdeen Standard Investments, dass es nicht zu einem starken, sondern lediglich zu einem moderaten Anstieg der Inflation kommen wird, der in erster Linie durch steigende Energiepreise begründet ist. Insgesamt hat sich das Maßnahmenpaket von Präsident Joe Biden sehr positiv auf die US-Aktienmärkte ausgewirkt und ich gehe davon aus, dass diese positive Entwicklung weitergehen wird. Für Anleger ist es sehr interessant, zu schauen, welche Branchen von dem Paket womöglich besonders profitieren werden und wo sich ein Investment entsprechend besonders lohnen könnte.

Was bedeutet dieser Ausblick auf die internationalen Kapitalmärkte für die Altersvorsorge der Menschen hierzulande, die Garantien im weltweiten Vergleich bislang oftmals einen besonders hohen Stellenwert beimessen?

Zum einen geraten im Niedrigzinsumfeld die potentiellen Erträge bestehender Vorsorgeverträge unter Druck. Hier besteht Beratungsbedarf – etwa zu der Frage, ob die bestehende Vorsorge ausreichen wird. Im Einzelfall muss man sicher diskutieren, ob sie in der Form noch Sinn macht. Bei Ergänzungsbedarf können sich Kunden auch weiterhin für ein Garantieprodukt entscheiden und es gibt vielleicht auch Konstellationen, in denen das sinnvoll ist. Man muss sich dann aber über die negativen Auswirkungen im Klaren sein. Eine Garantie geht immer zu Lasten der Rendite und gefährdet damit die Erreichung der Vorsorgeziele.

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Dass sich führende Anbieter wie die Allianz inzwischen von der 100-Prozent-Beitragsgarantie verabschiedet haben, zeigt, wie schwierig es ist, im Niedrigzinsumfeld eine Garantie darzustellen. Aber auch mit einer 80-Prozent- oder sogar 60-Prozent-Garantie kauft man sich Renditenachteile ein. Bei langfristigen Ansparprozessen ist eine Garantie fehl am Platz, hier sollte man sich zwingend für ein fondsgebundenes Produkt entscheiden. Es gibt inzwischen übrigens auch sehr gute Lösungen für sicherheitsorientierte Kunden.

Eine Abkehr von Garantien in der Altersvorsorge dürfte für viele ältere Menschen eine große Umstellung sein. Wie war die Situation vor 25 Jahren, als Standard Life mit seinen Produkten auf den deutschen Markt kam?

Die Situation vor 25 Jahren war natürlich eine vollkommen andere. Es gab hohe Zinsen bei festverzinslichen Wertpapieren. Kunden hatten bei ihren klassischen Versicherungen einen Garantiezins von 4 Prozent und die Überschussbeteiligungen lagen zum Teil über 7 Prozent. Aber seitdem hat sich die Situation für die Kunden kontinuierlich verschlechtert und durch die Nullzinszinspolitik nochmals verschärft. Klassische Produkte spielen eigentlich keine Rolle mehr und es ist schwer vorstellbar, dass sich das noch einmal ändern wird.

Das heißt aber nicht, dass es keine passenden Versicherungslösungen gibt. Fondspolicen haben unter Beweis gestellt, dass sie auch in Zeiten niedriger Zinsen eine ansprechende Rendite erwirtschaften können und so dazu beitragen können, dass Kunden ihre Vorsorgeziele erreichen können. Dies gilt übrigens auch für ältere Kunden, die ja auch meistens noch einen Anlagezeitraum von 20 Jahren und mehr haben. Hier gibt es im Bereich der Fondspolicen sehr gute Lösungen zur Vermögensstrukturierung und zur Vermögensübertragung.


Über den Interviewten: 

Christian Nuschele leitet Vertrieb und Marketing bei Standard Life in Deutschland und Österreich.‌‌ Der 1825 in Edinburgh gegründete Versicherer bietet seine Policen seit 1996 auch hierzulande an.

Im zweiten Teil des Interviews lesen Sie mehr über die Zukunftsaussichten der Standard Life für den deutschen Vorsorgemarkt und die steigende Bedeutung nachhaltig anlegender Sparprodukte.

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