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Börsenexperte Robert Halver Vergeigen wir unseren Wohlstand?

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Die Älteren unter uns erinnern sich an Politiker wie zum Beispiel Franz-Josef Strauß und Herbert Wehner. Damals wusste man noch, was der Markenkern von Union und SPD war. Es gab klare Kante, Fisch oder Fleisch, nicht beides. Das alles hat Wählern Orientierung gegeben und sie damit an die Altparteien gebunden. Heutige Politiker müssen sich die Frage gefallen lassen, warum es damals keine politischen Ränder gab, aber feste politische Mehrheiten im Rahmen kleiner Koalitionen.

Und die nächsten Wahlen kommen bestimmt. In West- sind zwar momentan noch keine Wahlergebnisse wie in Ostdeutschland zu erwarten. Jedoch sind aufgrund des Wählerschwunds der Volksparteien auch dort und auch im Bund immer mehr Dreierbündnisse zu erwarten. Doch „ein bisschen Aroma, ein bisschen Paloma, ein bisschen Chichi“ gemäß Roger Whittaker, also ein bisschen Ökonomie, ein bisschen Ökologie und ein bisschen Soziales sind nicht geeignet, den großen Ruck durch Deutschland zu bewegen, der dringend notwendig ist, um angesichts der brutalen geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen aus Amerika und China mithalten zu können.

Wird weiter nur brav moderiert statt regiert, nur moralisch verwaltet statt gestaltet und sogar der Planwirtschaft - trotz unzähliger historischer Totalschäden - immer mehr Beachtung geschenkt, ist Deutschlands Abstieg aus der World Champions League nicht aufzuhalten. Warum wird die deutsche Infrastruktur sehenden Auges auf Verschleiß gefahren? Warum tun wir uns mit Innovationen so schwer?

Damit riskiert Deutschland soziale Spannungen, die die Ränder bestimmt nicht kleiner machen. Nur mit Wirtschaftskompetenz, die auch einmal wehtut, aber längerfristig Perspektiven bietet, holt man enttäuscht abgewanderte Wähler zurück und schafft stabile politische Verhältnisse, die zu klaren Entscheidungen führen.

Zurzeit entscheidet es sich, ob unser Wohlstand politisch verteidigt oder vergeigt wird.

Autor Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt.

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