„Großteil der Kursrally hinter uns“ 10 Vermögensverwalter über die Dax-Entwicklung im 2. Halbjahr
13.500 Punkte könnten noch erreicht werden
Wie beurteilen Sie die Perspektiven für den Dax in der zweiten Jahreshälfte?
Die Volatilität wird sicherlich anhalten. Die Tendenz sollte allerdings nach oben gerichtet sein. Schließlich werden immer mehr Anleihen fällig, die bisher für die Anleger noch gute Kuponzahlungen brachten. Die Neuanlage ist nun nicht mehr so einfach möglich, so dass immer mehr Liquidität in die Aktienmärkte fließen wird. Anleger, die bisher komplett in Anleihen investiert haben, gehen nun mit Aktienquoten von 30 Prozent in den Markt. Auch sind die wesentlichen Negativmeldungen in den Aktienmärkten eingepreist. Somit könnten neutrale bis gute Meldungen Aktien in die Höhe treiben lassen. Die alten Höchststände im Dax bei etwa 13.500 Punkten könnten somit in 2019 noch erreicht werden.
Welche Faktoren könnten den deutschen Leitindex stützen und wo sehen Sie mögliche Stolperfallen?
Die Geldpolitik wird den Dax insofern stützen, als dass es für die sicherheitsorientierten Anleger immer weniger Möglichkeiten gibt, Geld verzinslich anzulegen. Des Weiteren bringt die Politik immer mehr Hürden für Immobilieninvestoren auf den Weg, so dass auch diese Anlageform neben den eh schon teils exorbitanten Preisen deutlich unattraktiver wird. Allein aus den Gründen wird mehr Anlagergeld in die Aktienmärkte fließen. Kurz- bis mittelfristig wird es wohl immer wieder zu Irritationen durch unkalkulierbare Politiker kommen, sei es durch irrige und nicht substanzielle Aussagen von Brexit-Befürwortern, durch italienische Effekthascher am Rand des politischen Spektrums oder aber durch einen selbstgefälligen Trump, der seinen Wählern gefallen möchte. Dennoch sollten die Auswirkungen durch Aussagen dieser Politiker immer geringer werden, da die Anleger demgegenüber mehr und mehr abstumpfen.
Inwiefern könnten der Brexit oder andere politische Ereignisse für Störfeuer sorgen?
Wirkliche Störfeuer werden die Brexit-Befürworter wohl nicht mehr auslösen, da der Austritt Großbritanniens aus der EU mittlerweile eingepreist ist. Selbst ein ungeregelter Austritt wird nur noch für ein ungläubiges Kopfschütteln sorgen. Ob ein Platzen der Regierungskoalition in Italien die Märkte bewegt, ist ebenfalls fraglich. Eigentlich sind eher positive Überraschungen denkbar, zumal überall die politischen Negativmeldungen eingepreist sind. Vielleicht schafft es der neue Präsident der Ukraine, Selenskyj, eine Lösung mit Russland zu finden? Kommt Griechenland wieder auf einen Weg der Besserung? Finden die Amerikaner eventuell doch bald eine Einigung mit China? Kann Macron weitere nötige Reformen durchsetzen?