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Krisenzeit und Inflationsrekorde „Für einen heißen Winter ist ein kühler Kopf angesagt“

Standort von Daimler-Truck
Standort von Daimler-Truck: „Der Chef des LKW-Herstellers, Martin Daum, sehe aktuell zwar einen fragilen Markt, jedoch keine Anzeichen einer Rezession“, so Wagner. | Foto: Imago Images / Arnulf Hettrich

Die enorm gestiegenen Öl-, Gas- und Stromkosten sorgten für ein sattes Plus von 45,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies war der höchste Anstieg seit 1949! Die Produzentenpreise gelten als Indikator für die Entwicklung der allgemeinen Inflation. Etwa 30 bis 40 Prozent kommen in der Regel nach etwa sechs Monaten als Preiserhöhung bei den Verbrauchern an. Damit deutet sich an, dass die Inflationsraten in der ersten Jahreshälfte 2023 unverändert hoch bleiben. Kurzfristig ist keine Besserung in Sicht, bestätigt das Münchner Ifo-Institut. Für das erste Quartal 2023 rechnen die Ifo-Volkswirte durch die weiter steigenden Energiepreise mit einer Inflationsrate von 11 Prozent.

Mehrere Notenbanken erhöhten zuletzt erneut ihre Zinssätze. Vor allem die amerikanische Fed demonstriert mit ihrer aktuellen Zinserhöhung am 20. September um 0,75 Prozentpunkte ihren starken Willen, die Inflation zu bekämpfen. Der US-Dollar profitierte davon und ließ den Euro auf ein 20-Jahrestief fallen.

 

 

Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang September den Leitzins ebenfalls um 0,75 Prozentpunkte erhöht hatte, kündigte sie weitere Schritte an. Die EZB ist dabei in einer schwierigen Lage. Sie kann die Energiepreise kaum beeinflussen. Diese sind hauptsächlich auf Angebotsengpässe durch den Ausfall russischer Gaslieferungen zurückzuführen. Außerdem besteht weiterhin das Risiko einer politischen Eskalation des russischen Ukraine-Angriffs mit weitreichenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen, vor allem für Europas Wirtschaft und speziell für Deutschland. Je nachdem, wie sich die Konjunktur entwickelt, gehen Experten davon aus, dass die EZB in den kommenden Monaten mindestens einen, eventuell auch bis zu vier Zinsschritte wagen wird.

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Und das bei einer sehr wahrscheinlich gewordenen Rezession. Die Bundesbank sieht jedenfalls Anzeichen für einen breit angelegten und länger anhaltenden Rückgang der Wirtschaftsleistung. Der Bundesverband deutscher Industrie BDI stößt ins gleiche Horn und warnt ebenfalls vor einer schweren Rezession. Donner-&-Reuschel-Bank-Chefvolkswirt Carsten Mumm sieht vor allem Deutschland vor schwierigen Zeiten. Inflation, hohe Zinsen und teure Energie setzen das Geschäftsmodell Deutschland zunehmend unter Druck.

Angst und Gier Index
Angst und Gier Index: Welche Emotionen treiben den Markt jetzt an? © Partners Vermögensmanagement

Allerdings: Die Anzeichen für eine Konjunktureintrübung sind so deutlich, dass eine demnächst eintretende Rezession wohl niemand mehr überraschen wird. Viele Marktteilnehmer haben sich schon entsprechend positioniert. Der CNN-„Angst & Gier Index“ („Fear and Gread“-Index), der die Emotionen der Börsenteilnehmer misst, steht mit einem Stand von 21 auf „kaufen“.

Der Pessimismus erinnert an die Zeit der Lehman-Krise 2009. Bei einer Umfrage unter institutionellen Anlegern in den USA ergab sich, dass amerikanische Großanleger aktuell bei ihren Aktienengagements im Vergleich zur Lehman-Krise das dreifache Volumen abgesichert haben. Sollte sich die Einschätzung über die zukünftige Wirtschafts- und Börsenentwicklung aufhellen, werden viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt und müssen sich mit Aktien eindecken. Dieses Szenario ist nicht so unwahrscheinlich.

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