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Konjunkturentwicklung Vier Gründe für eine Normalisierung der Märkte

Applaus von Gästen und Tradern an der Börse New York: Die Nasdaq-Indizes haben erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 10.000 Punkten durchbrochen.
Applaus von Gästen und Tradern an der Börse New York: Die Nasdaq-Indizes haben erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 10.000 Punkten durchbrochen. | Foto: imago images / Xinhua
Laurent Denize, Global Co-CIO bei ODDO BHF AM

Noch am 16. März näherte sich der CAC 40 der Marke von 3.600 Punkten, mittlerweile hat der französische Leitindex die 5.000-Marke durchbrochen. Der deutsche Leitindex hat seit seinem Tief Mitte März rund 4.600 Punkte zugelegt, ein Plus von 55 Prozent. Die beiden Nasdaq-Indizes (Nasdaq Composite und der Auswahlindex Nasdaq 100) haben erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 10.000 Punkten überwunden.

Die steigenden Kurse werfen zwei fundamentale Fragen auf: Ist dieser Aufschwung nachhaltig? Und: Erleben wir endlich die lang erwartete Wende? Ähnlich wie bei den Zinsen gibt es bei diesem Thema keine leichten Antworten. Kann die Wirtschaft schnell genug wachsen, um die Bewertungen zyklischer und unterbewerteter Unternehmen anzuheben? Die schwache Produktivität, mangelnde Strukturreformen und die gleichzeitige schwere Belastung der Angebots- und Nachfrageseite durch Covid-19 lassen hierzu keine seriösen Prognosen zu.

Erwacht Europa? Ungeachtet aller aktuellen Schwierigkeiten könnte die Europäische Union ihre Integration mit neuem Elan vorantreiben, die Themen Solidarität und Koordination in Angriff nehmen und mehr Föderalismus wagen. Nachdem sich Europa fast zwanzig Jahre überwiegend mit sich selbst beschäftigt hat, könnte der deutsch-französische Plan Europa im Wettlauf um Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität neues Leben einhauchen. Vom Wort zur Tat ist es natürlich noch ein langer Weg.

Hohe und anhaltende Arbeitslosigkeit

Die optimistischen Erwartungen der Märkte und die tatsächliche wirtschaftliche Lage driften weiter auseinander. Leider besteht das Risiko, dass sich der Arbeitsmarkt sehr viel langsamer erholt als die Produktion, da die besonders von den Kontaktbeschränkungen betroffenen Sektoren auch die meisten Menschen beschäftigen. In den USA steuert das Freizeit- und Gaststättengewerbe nur 4 Prozent zum Wachstum bei, beschäftigt jedoch 11 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Der US-Einzelhandel kommt auf 5 Prozent beziehungsweise 10 Prozent. Wenn beide Sektoren nur mit halber Kraft laufen (gemessen am Niveau vor Ausbruch der Pandemie), sinkt die Produktion um 4,5 Prozent, die Beschäftigung jedoch um 10,5 Prozent.

Umgekehrt tragen wenig betroffene Sektoren kaum zur Beschäftigung, aber viel mehr zum Wachstum bei: Die Finanzwirtschaft etwa kommt auf nur 6 Prozent der Arbeitsplätze, steht aber für 19 Prozent des Wirtschaftswachstums. Im IT-Sektor arbeiten 2 Prozent der Erwerbstätigen, die 5 Prozent des Wachstums erwirtschaften.

Die Zentralbanken könnten eine Rezession verhindern

Läuft die Wirtschaft trotz Kontaktbeschränkungen wieder an könnte sich das Wachstum erholen, ohne dass der Arbeitsmarkt mitzieht. In diesem Fall bliebe den Zentralbanken keine andere Wahl, als ihre extrem expansive Geldpolitik fortzusetzen oder sogar auszubauen. Sind das nun schlechte Nachrichten? Nicht unbedingt, denn der steigende Zufluss von Zentralbankgeld hat die Bewertungen an den Finanzmärkten auf neue Höchststände getrieben.

Kurzfristige Verlustrisiken

Kurzfristig sehen wir einige Abwärtsrisiken für die Kapitalmärkte. Dafür könnten unter anderem neue Spannungen zwischen China und den USA sorgen, eine Eskalation in Hongkong oder aber, ausgelöst durch die Lockerungsmaßnahmen, eine zweite Pandemiewelle. Aktuell erleben die USA zudem erhebliche Unruhen und politische Turbulenzen. Doch all diese Risiken müssen einer Normalisierung der Märkte für Risikoaktiva keineswegs im Weg stehen. Vier Gründe sprechen aus unserer Sicht dafür:

  • Eine bislang noch nicht in Fahrt gekommene große Rotation in Aktien
  • Schnelle und flexible Eingriffe der Zentralbanken zur Behebung von Finanzierungsproblemen der Unternehmen
  • Strukturelle Veränderungen im Liquiditäts- und Zinsumfeld
  • Die schrittweise Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen, die voraussichtlich auch eine wirtschaftliche Erholung nach sich ziehen wird.

Vor diesem Hintergrund kommt es in den nächsten Monaten weniger auf die Gewichtung von Risikoaktiva an als auf ihre Auswahl – nach Sektor, Stil und Region.

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