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Aktualisiert am 27.03.2020 - 11:09 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Krisenpolitik der EZB Hat da gerade jemand gegähnt?

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Eine Möglichkeit, die wirtschaftliche Abwärtsspirale zu verhindern, hat hingegen die Bundesregierung 2009 vorgeführt. Sie hat über die Regeln zur Kurzarbeit verhindert, dass Menschen entlassen werden mussten. Gut ausgebildete Menschen, die gleich nach der Krise wieder bereit waren, zur Arbeit zu gehen. Das, zusammen mit wirksamen Unternehmenshilfen, könnte wirken. Denn eines müssen wir außerdem beachten: Sobald sich die Corona-Lage entspannt, werden die Menschen ins Kino gehen wollen, davor was essen und danach einen Absacker nehmen. Sie werden mit heißer Sehnsucht ihren Urlaub buchen und übers Wochenende an die Ostsee fahren. Das nennt sich Nachholeffekt. Der reißt vielleicht nicht alles wieder raus, aber einiges. Aber er wird nur auftreten, wenn die Menschen zurück in Lohn und Brot kommen, dabei nicht völlig abgebrannt sind und einigermaßen zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Dafür braucht die Wirtschaft eine starke Gesellschaft, Chefs mit Fingerspitzengefühl und Empathie und eine Regierung mit einem Plan und entsprechenden finanziellen Mitteln.

Umso besser ist es, dass die Bundesregierung jahrelang dem Chor der Schuldenmacher widerstanden hat und nun dank der gescholtenen Schwarzen Null finanziell gut dasteht (Schmähbriefe und Belehrungen bitte einfach an meine Email-Adresse). Im Gegensatz zu Italien kann Deutschland eine Rezession abfedern. Italien bekommt stattdessen nun an den Kapitalmärkten gezeigt, was seine (Schulden-)Politik eigentlich wert ist: Die Rendite der Zehnjährigen ist von 0,92 Prozent vor einem Monat auf (noch immer schmeichelhafte) 2,00 Prozent angezogen. Italien ist mit 134 Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung verschuldet. Deutschland mit 56 Prozent, Irland mit 58 Prozent, Finnland mit 59 Prozent und die Niederlande mit 47 Prozent. Frankreich dagegen mit 99 Prozent, Spanien mit 95 Prozent und Portugal mit 115 Prozent. Wie werden diese Länder ihrer Wirtschaft unter die Arme greifen können? Machen das die Anleihemärkte mit? Und wie viel Staatsanleihen wird die EZB noch kaufen können, ohne sich endgültig zur Witzfigur zu machen?

Mario Draghi wird das nicht mehr jucken, er kann sein Bundesverdienstkreuz streicheln und mit dem Finger auf Christine Lagarde zeigen. Aber das wird nichts daran ändern, dass er es war, der den Revolver leergeschossen hat.

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