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Stolls Fondsreisen Mexiko – Gewinner der neuen Welt(un)ordnung

Steiler Aufstieg dank Nearshoring
Steiler Aufstieg dank Nearshoring: Mexiko überrascht mit robustem Wachstum und profitiert von den Spannungen zwischen den USA und China. | Foto: Sven Stoll mit Canva

Wenn im kommenden Juni rund 100 Millionen wahlberechtigte Mexikanerinnen und Mexikaner an die Urnen treten, um den Nachfolger des scheidenden linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador zu bestimmen, stehen zwei Frauen als klare Favoritinnen im Rampenlicht. Mexiko hat noch nie eine Frau an der Spitze gesehen, nicht einmal eine ernst zu nehmende Kandidatin gab es in der Vergangenheit. Nun kämpfen Claudia Sheinbaum, die für die regierende Bewegung der Nationalen Erneuerung antritt, und die Senatorin Xóchitl Gálvez, die Kandidatin des Oppositionsbündnisses, um das höchste Amt.

Mexiko als Nearshoring-Hub: Warum Unternehmen ihre Produktion verlagern

Und noch nie stand Mexiko so im Fokus der Investoren wie heute. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete das Land ein Wirtschaftswachstum von deutlich über drei Prozent – doppelt so viel, wie der Internationale Währungsfonds noch zu Jahresbeginn prognostiziert hatte. Industriestandorte wie Santiago de Querétaro weisen sogar Wachstumsraten von über sieben Prozent auf, wie man sie sonst nur aus China kennt. Die Arbeitslosigkeit ist mit unter drei Prozent historisch niedrig. In einigen Regionen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften gar so groß, dass sich die Unternehmen einen regelrechten Wettbewerb um die begehrten Fachkräfte liefern. Der Grund: Mexiko gehört zu den großen Profiteuren des Nearshoring-Trends. Ein Trend, der auch den mexikanischen Aktienmarkt weiter beflügeln könnte.

Für US-Unternehmen war Mexiko schon lange Zeit attraktiv, aber nicht so verlockend, wie beispielsweise China, wo die Produktion trotz der Entfernung noch kostengünstiger war. Gestörte Lieferketten, Handelsstreitigkeiten und die geopolitischen Ambitionen Chinas im Westpazifik haben jedoch die Risiken deutlich gemacht. Immer mehr US-Unternehmen verlagern daher Teile ihrer Produktion aus dem Reich der Mitte ins nahe gelegene Mexiko. Tatsächlich ist Mexiko mit einem Handelsvolumen von 263 Milliarden US-Dollar inzwischen der wichtigste Handelspartner der USA, und nicht mehr Peking.

 

Positive Nachrichten wie die Ankündigung von Tesla, seine nächste Giga-Factory im Norden Mexikos zu errichten, verdrängen inzwischen die sonst dominierenden Schlagzeilen über Drogenkriminalität und Korruption. Günstige Produktionskosten durch niedrige Löhne sind ein Vorteil, aber nicht der einzige. Die mexikanische Bevölkerung ist mit einem Durchschnittsalter von knapp 30 Jahren vergleichsweise jung und gut ausgebildet, das Land wenig anfällig für geopolitische Konflikte oder Kriege. Auch die Finanzen sind solide, nicht zuletzt dank des boomenden Tourismus. Dieser liegt rund 20 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie und spülte allein im ersten Halbjahr 16 Milliarden Dollar in die Kassen.

Mexiko wächst als Investitionsstandort: Chancen und Herausforderungen

Doch das Aztekenreich hat noch viel mehr zu bieten. Es besticht durch eine Rohstoffvielfalt, wie sie kaum ein anderes Land aufweisen kann. Dabei handelt es sich nicht nur um Öl, Gas und verschiedene Industriemetalle, bei denen Mexiko über sehr große Vorkommen verfügt. Mexiko ist auch einer der wichtigsten Goldexporteure in die USA und zählt gleichzeitig zu den größten Silberproduzenten der Welt. Sein Weltmarktanteil lag im vergangenen Jahr bei rund 25 Prozent. Darüber hinaus zählt Mexiko zu den Top-10-Exporteuren von Lithium, einem Rohstoff von großer Bedeutung für die Zukunft.

Auch der mexikanische Peso zeigt sich robust. Mitte Mai 2023 stoppte die mexikanische Zentralbank wie andere lateinamerikanische Zentralbanken ihre geldpolitische Straffung. „Ihre Bemühungen, die Inflation einzudämmen, wurden dadurch unterstützt, dass der mexikanische Peso in diesem Jahr gegenüber dem US-Dollar zu den am besten performenden Schwellenländerwährungen gehörte“, berichtet Dina Ting, Leiterin Global Index Portfolio Management bei Franklin Templeton. Die Expertin weist jedoch auch auf Herausforderungen hin: „Mexiko ist weiterhin einer der beiden größten Treibhausgas-Emittenten Lateinamerikas, und die Maßnahmen von Präsident Andrés Manuel López Obrador ernten bisweilen Kritik, weil sie das Anlegervertrauen erschüttern.“

Angesichts der derzeitigen globalen Marktbedingungen ist Ting jedoch der Ansicht, dass Mexiko Anlegern beträchtliche Chancen bietet, insbesondere denjenigen, die ihr Engagement in Schwellenländern in ihren Portfolios ausbauen möchten.

MSCI Mexico: Mexikanischer Aktienmarkt übertrifft Schwellenländerindizes

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

An der Börse lässt sich der Aufschwung gut ablesen. Der wichtigste Aktienindex in Mexiko, der Índice de Precios y Cotizaciones (IPC) ist in diesem Jahr um rund 20 Prozent gestiegen. Er setzt sich aus einer Auswahl der größten und liquidesten Unternehmen zusammen, die an der Bolsa Mexicana de Valores (BMV) gelistet sind. Die BMV hat ihren Sitz in Mexiko-Stadt und ist die einzige Wertpapierbörse des Landes. Sie wurde im Jahr 1894 gegründet und spielt die zentrale Rolle im mexikanischen Finanzmarkt.

Der MSCI Mexico ist für Anleger von großer Bedeutung, da ETF-Anbieter Produkte auf den Index von MSCI anbieten. Er bildet die Wertentwicklung der 23 größten Unternehmen des Landes ab. In den vergangenen drei Jahren hat er sich deutlich besser entwickelt als der MSCI Emerging Markets Index. Während dieser nur um drei Prozent zulegte, konnten mexikanische Aktien ihren Wert fast verdoppeln. Da sieht selbst der MSCI World mit einem Plus von 34 Prozent alt aus. Mittlerweile hat der MSCI Mexico sogar sein Allzeithoch aus dem Jahr 2015 übertroffen. Auch im laufenden Jahr liegt er mit einem Plus von 14,8 Prozent deutlich vor seinem globalen Schwellenländerindex, der lediglich 0,6 Prozent zulegen konnte.

 

Begrenzte Auswahl: mexikanische Aktien über Fonds und ETFs

Die Auswahl für Anleger, die mexikanische Aktien über Fonds oder ETFs in ihr Portfolio aufnehmen wollen, ist recht begrenzt. Der einzige aktiv gemanagte Fonds, der HSBC Mexico, wurde Ende Juli dieses Jahres geschlossen. Derzeit gibt es nur drei ETFs. Der größte ist der Xtrackers MSCI Mexico ETF mit einem verwalteten Vermögen von 166 Millionen Euro, gefolgt vom iShares MSCI Mexico Capped ETF mit 82 Millionen Euro. Der kleinste und gleichzeitig günstigste ETF ist der HSBC MSCI Mexico Capped ETF mit einem verwalteten Vermögen von 16 Millionen Euro und einer jährlichen Gebühr von 0,51 Prozent. Erwähnenswert ist, dass sich die Top-Positionen aller ETFs in ihrer Gewichtung nur geringfügig unterscheiden. Der ETF von iShares kauft alle im Index enthaltenen Unternehmen physisch, um deren Wertentwicklung abzubilden, und reinvestiert die Dividenden. Wer sich die Dividenden lieber auszahlen lassen möchte, wählt den ETF der HSBC. 

Branchen und Top-Holdings:

MSCI Mexico
MSCI Mexico: Branchen und Top-Holdings © FWW / Sven Stoll mit Canva

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Zu den größten Positionen der ETFs zählen:

  • Grupo Financiero Banorte, eines der führenden Finanzunternehmen Mexikos mit Hauptsitz in Monterrey. Banorte bietet eine breite Palette von Finanzdienstleistungen für Privat-, Geschäfts- und institutionelle Kunden an. Zu den Kerngeschäftsfeldern gehören Bankgeschäfte, Vermögensverwaltung, Versicherungen und Investmentbanking. Das Unternehmen verfügt über eine starke Präsenz im mexikanischen Finanzsektor. Mit ihrer langen Geschichte und ihrem breiten Dienstleistungsangebot spielt Banorte eine wichtige Rolle in der mexikanischen Finanzwelt.
  • FEMSA, ein multinationales Unternehmen, das in verschiedenen Geschäftsbereichen tätig ist. Das Unternehmen mit Sitz in Monterrey, Mexiko, wurde 1930 gegründet. FEMSA ist hauptsächlich in den Bereichen Getränke und Einzelhandel tätig. Der wohl wichtigste Geschäftsbereich von FEMSA ist Coca-Cola FEMSA, ein Joint Venture mit der Coca-Cola Company und einer der weltweit größten Abfüller von Coca-Cola-Produkten. Das Unternehmen produziert und vertreibt eine breite Palette von Erfrischungsgetränken in Lateinamerika. Der Markt ist nach wie vor wichtig, da die überwiegend übergewichtige Bevölkerung aufgrund der schlechten Wasserqualität vermehrt zu Softdrinks greift. Ein weiteres Geschäftsfeld ist FEMSA Comercio. Mit Oxxo betreibt das Unternehmen eine der größten und am weitesten verbreiteten Convenience-Store-Ketten in Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern. FEMSA Health konzentriert sich hingegen auf Gesundheitsdienstleistungen und betreibt Apotheken und Kliniken in Mexiko.
  • Cemex ist ein weltweit tätiger Baustoffkonzern und einer der größten Zementhersteller der Welt. Mit Hauptsitz in Monterrey, Mexiko, betreibt Cemex Niederlassungen und Produktionsstätten in mehr als 50 Ländern weltweit. Das Unternehmen beliefert Bauunternehmen, Infrastrukturprojekte und Privatkunden in verschiedenen Regionen mit seinen Produkten. Die Aussichten sind vielversprechend, insbesondere angesichts der Zusage der Regierung, allein 44 Milliarden US-Dollar in die inländische Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Zudem verfügt das Unternehmen über die Flexibilität, sein Geschäft in andere Teile der Welt zu verlagern. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Cemex-Aktie beträgt derzeit nur zehn, was Cemex zu einer äußerst attraktiven Anlagemöglichkeit macht.

Diversifikation über ganz Lateinamerika

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Als Alternative bieten sich Fonds an, die in ganz Lateinamerika investieren. Im diesjährigen Crashtest von DAS INVESTMENT schnitt der DWS Latin American Equities am besten ab. Der Siegerfonds investiert rund ein Drittel seines Vermögens in Mexiko und lenkt rund 60 Prozent seiner Anlagegelder nach Brasilien. Auf Sicht von drei Jahren erzielte der verantwortliche Fondsmanager Scott Piper von Itaú Asset Management ein Plus von 62,5 Prozent. Nur der Amundi Latin America Equity schnitt in diesem Zeitraum mit 64,2 Prozent einen Hauch besser ab. Über zehn Jahre liegt der DWS-Fonds mit einem Plus von 90 Prozent unangefochten an der Spitze des Sektors.

Fazit: Mexiko ist zweifellos eine faszinierende Investitionsregion, und die mittelfristige Performance zeigt einen beeindruckenden Aufwärtstrend. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn Investitionen in Schwellenländer, besonders in einzelne Länder wie Mexiko, sind immer mit Risiken verbunden. Ob China, Türkei, Vietnam oder eben Mexiko – trotz des spannenden Potenzials dieser Märkte sollten solche Investitionen immer als Diversifikation in einem gut ausgewogenen Portfolio betrachtet werden. Jedes Land hat seine eigenen Vor- und Nachteile für Investitionen, und Mexiko ist da keine Ausnahme. Das Land kämpft weiterhin mit hoher Inflation und innenpolitischen Herausforderungen. Wer dennoch in dieses aufstrebende Land investieren möchte, findet in den vorgestellten Produkten eine solide Option.

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