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Vermögensverwalter über Rohstoffe
Mit Lithium-Aktien erzielen Anleger noch Gewinne
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Vermögensverwalter über Rohstoffe Mit Lithium-Aktien erzielen Anleger noch Gewinne

E-Auto auf einer Messe.
E-Auto auf einer Messe: Im vergangenen Jahr verbauten Hersteller 46 Prozent des weltweit abgebauten Lithiums in 8 Millionen Fahrzeugen. | Foto: Imago Images / Mis

Dank des bislang milden Winters und dem rechtzeitigen Ende aufwändiger Wartungsarbeiten an französischen Atomkraftwerken dürfte sich der befürchtete Strom-Blackout in Europa vermeiden lassen. Dennoch: Strom ist knapp und teuer geworden. Bei der politisch forcierten Energiewende wird leider der zweite Schritt vor dem ersten gemacht – da kommt man leicht ins Stolpern. Im Rahmen der Strategie zur CO2-Reduzierung sollen Verbrennungsmotoren von Autos durch Elektromotoren ersetzt werden. Die Bundesregierung plant für das Jahr 2030 mit 15 Millionen zugelassenen E-Autos auf deutschen Straßen. Weltweit sollen es laut einer Studie von S&P Global Mobility in diesem Jahr 220 Millionen Autos sein. Man kann darüber streiten, ob E-Autos für unseren Individualverkehr der Weisheit letzter Schluss sind. Doch wenn der Staat den Absatz weiter subventioniert, den Verbrenner zunehmend verbietet und Alternativen nicht fördert, könnten sich diese Planzahlen sogar trotz Reichweitenangst als konservativ herausstellen. Allerdings gilt es auf dem Weg dorthin zwei wesentliche Probleme zu lösen.

Warum Strom knapp ist

Wenn jetzt schon nicht für den heutigen Bedarf genügend elektrische Energie zur Verfügung steht, fragt man sich schon, wo der Strom für die vielen neuen E-Autos herkommen soll. Nicht zu vergessen: Bis 2030 sollen vom Wirtschaftsministerium geplante, weitere rund 6 Millionen Wärmepumpen hinzukommen, die ebenfalls mit Strom arbeiten. Gleichzeitig schreitet der Ausbau der erneuerbaren Energien nur schleppend voran. Man kann nur hoffen, dass die europäischen Nachbarländer realistischer planen und Deutschland über das europäische Stromnetz sein Defizit ausgleichen kann.

So hoch ist die Nachfrage nach Lithium

Im vergangenen Jahr wurde für die Herstellung der Batterien für weltweit 8 Millionen E-Fahrzeuge 46 Prozent der weltweiten Lithiumproduktion benötigt – Tendenz steigend. Gemäß Planzahlen sollen in den nächsten acht Jahren durchschnittlich 25 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) gebaut werden, was den Lithium-Bedarf verdreifachen dürfte. Die Nachfrage würde dann bei rund 150 Prozent der aktuellen Produktionskapazität liegen. Parallel dürfte aber auch die Nachfrage für mobile Geräte und stationäre Speicher, zum Beispiel für heimische Solaranlagen, anziehen. Es ist also kein Wunder, dass der Lithiumpreis in den vergangenen beiden Jahren angesichts der schnell wachsenden Nachfrage sprichwörtlich durch die Decke gegangen ist. Konkret hat er sich mehr oder weniger verfünffacht.

 

 

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Der Kampf um knappe Ressourcen hat längst begonnen. Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte gerade Südamerika – unter anderem, um dort über langfristige Lieferverträge für die deutsche Automobilbranche zu sprechen. Zur gleichen Zeit gab ein chinesisches Konsortium, dem auch der weltweit größte E-Auto-Hersteller Catl angehört, in Bolivien eine Milliarde US-Dollar zu investieren, um dort Lithium aus Salzseen auszubeuten. Und der US-Autokonzern General Motors kündigte kürzlich an, 650 Millionen Dollar in Lithium Americas zu investieren, um ein Lithiumvorkommen in Nevada zu erschließen. Bekanntermaßen locken hohe Rohstoffpreise neue Investoren an. Gemäß einer Analyse von J.P. Morgan soll sich das Lithium-Angebot bis 2030 vervierfachen und dann in etwa den Markt ins Gleichgewicht bringen. Doch bis neue Projekte in Produktion gehen, vergehen meist mehr als drei Jahre – wobei Widerstände von Politikern und Naturschützern wie zuletzt in Portugal und Serbien noch nicht berücksichtigt sind. Man darf also skeptisch bezüglich der Prognosen über neue Kapazitäten bleiben. Gerade beim Thema Umweltschutz beißt sich die Katze in den Schwanz.

Darum ist Lithium teuer

Auf lange Sicht dürfte auch das Recycling von Altbatterien stärker an Bedeutung gewinnen. Der deutsche Kupferproduzent Aurubis hat hier technologisch beispielsweise die Nase weit vorne. Jedoch soll im Jahr 2030 der Markanteil von recyceltem Lithium nur bei knapp 5 Prozent liegen. Selbst wenn sich die Wiederaufbereitung rechnet, müssen erst einmal genügend ausgemusterte E-Autos zur Verfügung stehen, die ausgeschlachtet werden können. Die Rohstoffe aus den heute gebauten und verkauften E-Autos können ja erst in acht bis zehn Jahren fürs Recycling genutzt werden.

Unter dem Strich dürften in den nächsten zwei Jahren der Lithiummarkt im Defizit und die Preise hoch bleiben. Erst danach rechnen Experten von J.P. Morgan wieder mit deutlich fallenden Lithiumpreisen, die dann aber immer auf dem doppelten bis dreifachen Niveau des Jahres 2019 liegen liegen – sofern der Kapazitätsausbau nach Plan verläuft. 
Ein Blick auf den Kursverlauf großer Lithiumproduzenten wie Albermarle lässt schnell erkennen, dass Börsianer bereits begonnen haben, auf die positiven Perspektiven zu setzen. Der Konzern Albemarle hat im dritten Quartal sage und schreibe 298 Prozent höhere Preise durchsetzen können, unter anderem durch die Nachverhandlung bestehender Verträge. Nach ersten Gewinnmitnahmen in den zurückliegenden Monaten beginnen die Kurse nun wieder zu steigen. Das langfristige Potenzial des Sektors ist noch nicht ausgereizt und bietet Anlegern, die auf den kommenden E-Auto-Boom setzen möchten, interessante Möglichkeiten. 


Über den Autor: Marco Herrmann verantwortet als Geschäftsführer seit dem Jahr 2010 die Anlagestrategie der Vermögensverwaltung Fiduka.

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