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, in RisikomanagementLesedauer: 4 Minuten

Vermögensverwalter raten Neuanleger sollten diese zwei Risikoparameter beachten

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Aktuelle Bewertungen in die Zukunft zu extrapolieren ist nicht trivial. Denn Unternehmens- und Marktverhältnisse ändern sich häufig rascher, als Anleger vermuten. Ein Beispiel dafür ist die exorbitante Bewertung japanischer Aktien bis Ende der 1980er Jahre: Die Argumente, mit denen damals beispielsweise eine japanische Investmentbank die hohe Bewertung in ganzseitigen Anzeigen rechtfertigte, schienen damals vielen Marktteilnehmern schlüssig. Dank der japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie „Kaizen“, in deren Zentrum das Streben nach kontinuierlicher und unendlicher Verbesserung steht, waren den Wachstumserwartungen quasi keine Grenzen gesetzt.

Dass mit der damals extrem hohen Bewertung des japanischen Aktienmarktes ein sehr hohes Verlustrisiko verbunden war, erschloss sich vielen erst im Nachhinein.

Moderate Bewertung als Sicherheitsfaktor

Vor langanhaltenden Verlusten bei Aktienanlagen schützt vor allem eine angemessene Bewertung. Dies unterstreicht eine Analyse der Baisse-Phasen für den US-Aktienindex Dow Jones seit 1896, für das US-Technologiesegment Nasdaq seit 1938 und den japanischen Nikkei Index seit 1920 sowie für den deutschen Aktienmarkt.

Diese Indizes beziehungsweise Märkte erreichten bei moderater Bewertung trotz einer Baisse, also eines zwischenzeitlichen Kursrückgangs um über 20 Prozent, stets wieder ihren ehemaligen Höchststand – und das in überschaubaren, für Aktien üblichen Anlagezeiträumen. Verlustphasen von mehr als sechs Jahren gingen in nahezu allen Fällen darauf zurück, dass die Bewertungen zuvor erhöht gewesen waren. Infolgedessen hat der japanische Nikkei Index auch heute, nach mehr als 30 Jahren, seinen absoluten Höchststand nicht wieder erreicht.

Die dargestellten Analysen entkräften zwei Annahmen, welche die Risikoscheu potenzieller Anleger nähren: Erstens, dass es am Aktienmarkt bei moderater Bewertung extrem lange Verlustphasen geben kann. Und zweitens, dass diese Verluste auf unvorhergesehenen Ereignissen beruhen. Zudem zeigen sie: Gerade auch für Erstanleger ist es unter Risikogesichtspunkten wichtig, sich stärker mit der Marktbewertung auseinanderzusetzen – anstatt sich den scheinbar unfehlbaren Königen der Digitalisierung der Welt mehr oder minder blind zuzuwenden.

In diesem Zusammenhang helfen professionelle Beratung und eine breit gestreute Anlagestrategie, mögliche Enttäuschungen zu vermeiden. Der Aktienkultur in Deutschland dürfte dies guttun. Denn diese ist trotz des steigenden Interesses nach wie vor ein zartes Pflänzchen.

 
Über die Autoren:
Dieter Helmle und Gaston Michel sind Vorstände beim unabhängigen Frankfurter Vermögensverwalter Source For Alpha.

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