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Aktualisiert am 07.07.2023 - 10:43 Uhrin Karl PilnyLesedauer: 10 Minuten

Pilnys Asia Insights Indien auf dem Weg zur neuen Werkbank der Welt

Indien übernimmt den G-20-Vorsitz
Indien übernimmt den G-20-Vorsitz: „Indien wächst erstmals schneller als China, lockt mit seiner deutlich jüngeren Bevölkerung und ist dabei, ‚Everybody’s Darling‘ zu werden“, so Pilny. | Foto: Imago Images / Hindustan Times

„India Shining“ – so lautete der Slogan unter der Regierung Manmohan Singh vor 20 Jahren, als ich in Indien diverse Investmentprojekte betreute. Damals ging ein Ruck durch das Land und die Welt stellte sich auf ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen dem indischen Tiger und dem chinesischen Drachen ein. Doch wie schon in den 90er Jahren vermochte das riesige Land – ähnlich groß, ähnlich alt und doch ganz anders als China – die vollmundigen Versprechen und großen Hoffnungen nicht zu erfüllen.

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Bis jetzt. Denn nun wächst Indien erstmals schneller und stärker als China, lockt mit seiner deutlich jüngeren Bevölkerung und ist vor dem Hintergrund der rauer werdenden Töne in und aus China dabei, „Everybody’s Darling“ zu werden. Umworben und bewundert sehen manche schon das neue China entstehen. Meines Erachtens noch etwas zu früh, zudem sollte man dieses Attribut eher Vietnam gewähren, doch darüber mehr in einem der nächsten Newsletter.

Indien übernimmt G-20-Vorsitz

Nichtsdestotrotz ist Indien dabei, viele Pluspunkte als Investitions- und Produktionsstandort zu sammeln und sich als Alternative zu China zu profilieren. Am 1. Dezember übernahm Indien offiziell die G20-Präsidentschaft von Indonesien und wird den Glanz des Vorsitzes nicht zuletzt auch dazu nutzen, um gegenüber seinem „Dauer-Frenemy“ (friend & enemy) China zu punkten.

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Während Chinas Führung mit Gegnern der Null-Covid-Politik und wachsender Unzufriedenheit im Lande ringt, zeigt die größte Demokratie der Welt eine lebendige politische Landschaft. Der aus einer alten Politikerdynastie stammende Führer der oppositionellen, aber traditionsreichen Kongresspartei, Rahul Gandhi, befindet sich gerade auf einem Protestmarsch quer durch den Subkontinent, um Stimmung gegen Premierminister Narendra Modi zu machen.

 

Während wiederholte Corona-Lockdowns Chinas Konjunktur strangulieren, ist Indien längst zu rastloser Betriebsamkeit zurückgekehrt, wovon neben dem Land selbst auch der Rest der Welt profitiert. Es hat sich herumgesprochen, dass auf die Lieferketten in China immer weniger Verlass ist, doch die indischen Alternativen stehen bereit.

Die Zeiten, in denen sich die Kommunistische Partei Chinas angesichts der fehlenden Freiheit im Land zumindest eine boomende Wirtschaft zugutehalten konnte, scheinen endgültig vorbei. Chinas Krise bietet Indien die Chance, seine Vorzüge im Systemwettbewerb unter Beweis zu stellen – und sich bei der EU und den USA endgültig als wichtigster Partner in Asien zu etablieren. Indiens Premier Narendra Modi will während der G20-Präsidentschaft unter anderem über Lösungen für die globale Ernährungs- und Düngemittelkrise beraten. Im Kampf gegen die extreme Luftverschmutzung macht Neu-Delhi im Gegensatz zu Peking wenig Fortschritte. Um Klimaneutralität zu erreichen, will sich Indien sogar noch 50 Jahre Zeit lassen.

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