LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
, in NewsLesedauer: 4 Minuten

Profis im Meinungsduell Sind Fondsmanager Ihr Geld überhaupt wert?

Seite 2 / 2

Das traurige ist nur, dass Privatanleger Dank der Schicksalsgemeinschaft Fondsindustrie und Finanzvertrieb nur sehr selten günstige Fonds finden. Häufig kosten aktiv verwaltete Fonds zwei bis drei Prozent der Anlagesumme. Das Ergebnis sind suboptimale Renditen. Großanleger zahlen indes nur einen Bruchteil der Kosten, die Privatanleger berappen müssen. Das ist höchst unfair, und das führt dazu, dass sich immer mehr Anleger ETFs zuwenden. Das ist auch gut so.

Volker Schilling, Greiff Capital Management, antwortet:

Nicht auf meine Kosten

Ja, aktive Fonds haben höhere Fondskosten und ja, passive Fonds sind günstiger. Das bezweifelt niemand. Der wesentliche Anspruch eines passiven Investments ist es, lediglich einen Index nachzubilden, das ist keine Raketenwissenschaft, dafür fallen kaum Kosten an. Aktive Fondsmanager dagegen setzen Strategien ein, die mehr Aufwand verursachen, um bessere Ergebnisse zu erzielen als der Index. Und ich spreche hier ausdrücklich nicht von den semiaktiven Jungs, die durch enge Vorgaben am Index (Tracking Error), nur so tun als wären sie aktiv, aber lediglich am Index schmusen. Aktivität im Fondsmanagement lässt sich messen und unsere jährlich veröffentlichte Studie dazu zeigt deutlich, dass wirkliche Aktivität in vielen Peergroups auch dauerhaft Mehrertrag erzeugt. Und zwar nach Kosten. Wir untersuchen dazu Zeitreihen über drei, fünf und zehn Jahre.

Leider verkürzen die Anhänger passiver Strategien ihre Argumente allzu oft auf das Thema Kosten. Dabei wissen wir aus zahlreichen Untersuchungen, dass es keine Korrelation zwischen Kosten eines Fonds und seiner Performance gibt. Mit anderen Worten: Günstige Fonds sind nicht per se besser als teure Anbieter und umgekehrt. Das zweite immer wieder gehörte Argument für passive Strategien: 80 Prozent aller aktiven Fonds schlagen Ihren Index nicht. Meine Antwort: „100 Prozent aller passiven Fonds schlagen Ihren Index nicht!“ Wenn es darum geht einen Index zu schlagen, dann darf ich nicht zu passiven Produkten greifen, sondern muss einen Aktiven wählen.

Und jetzt kommt es: Die höheren Kosten eines aktiven Fondsmanagers rechnen sich, wenn ich in ineffizientere Märkte, Branchen oder Regionen investiere. Aber nicht nur in der Nische machen sich aktive Fondsmanager bezahlt, sondern auch in etablierten Märkten, wenn man die Aktivität auch wirklich lebt. Aktivität an dieser Stelle bitte nicht verwechseln mit Aktivismus. Nicht häufiges Handeln oder permanente Transaktionen in einem Fonds, sondern gezielte Abweichung vom Index sind Kennzeichen von Aktivität. Konkret: Aktivität ist ein notwendiges Kriterium für Outperformance, leider aber kein hinreichendes Kriterium.

Fazit: Passive Fonds sind nicht besser, weil sie weniger Kosten verursachen, sondern weil die aktive Fondsindustrie über Jahre hinweg Aktivität nur vorgetäuscht hat. Aktivität hat sich viel zu lange auf die Gebührennahme beschränkt. In diesem Sinne ist die Popularität von Indexfonds die beste schöpferische Zerstörung für das aktive Management.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion