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Unabhängiges Swift-System der EU Warum der US-Dollar Reservewährung der Welt bleibt

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Vier Bedingungen

Man kann das auch theoretisch begründen. Um eine Währung als große Reserve- und Handelswährung zu etablieren, müssen vier Bedingungen erfüllt sein.

Erstens muss sie so viel Vertrauen genießen, dass die Marktteilnehmer sie auch wirklich nachhaltig verwenden. Niemand wird seinen Handel in einer Währung fakturieren oder sein Kapital in einer Währung anlegen, von der er nicht 100-prozentig überzeugt ist, dass sie stabil und nachhaltig gefestigt ist. Das ist beim Euro derzeit noch nicht der Fall. Daran muss man arbeiten.

Zweitens braucht eine Reservewährung ein starkes politisches Backing. Die bisherigen Währungsunionen waren alle gescheitert, wenn dahinter nicht ein starker Staat stand, der sie gestützt hat. Auch daran fehlt es in Europa. Die Mitgliedsstaaten der Währungsunion sind nach wie vor in zentralen Fragen der Gemeinschaft zerstritten. Sie sind weiter von einer politischen Union entfernt als bei Gründung des Euros.

Drittens erfordert eine Reservewährung breite Geld- und Kapitalmärkte, auf denen die Marktteilnehmer Liquidität anlegen und Kredit aufnehmen. Auch daran fehlt es in Europa. Wer die Rolle des Euros als Reservewährung fördern will, muss zunächst einmal dafür sorgen, dass die Hindernisse auf dem Weg zu einer Banken- und einer Kapitalmarktunion beseitigt werden. Das ist am Ende wichtiger als ein neues europäisches Swift.

Viertens schließlich erfordert eine Reservewährung eine große und starke Wirtschaft. Ein Land wie die Schweiz, so gut und attraktiv seine Währung ist, wird aufgrund seiner Größe nie der Standort für eine Weltreservewährung werden können. Auch Deutschland in Zeiten der D-Mark war zu klein.

Dieses Kriterium erfüllt der Euroraum. Es hat ein Sozialprodukt von 11 Milliarden Euro (verglichen mit 17 Milliarden Euro der USA). Es hat offene Grenzen. Seine Unternehmen sind wettbewerbsfähig, siehe den Überschuss in der Leistungsbilanz. Nur leider reicht das nicht, wenn die anderen Kriterien nicht erfüllt sind.

Insgesamt: Die Forderungen des deutschen Außenministers sind hilfreich. Sie gehen aber nicht an die Wurzel des Problems und werden daher keinen, jedenfalls keinen nennenswerten Beitrag leisten, um Europa unabhängiger von den USA zu machen.

Für den Anleger

Richten Sie sich darauf ein, dass die Auseinandersetzungen mit den USA über die Konsequenzen aus der Kündigung des Iran-Abkommens nicht durch monetäre Tricks gelöst werden können. Dazu sind die USA zu stark und die europäischen Unternehmen zu sehr von dem Geschäft auf dem amerikanischen Markt abhängig. Es wird im Zusammenhang mit dem Iran-Abkommen also noch Ärger geben, der die Märkte verunsichert.

Wenn das so weiter geht, wird noch sehr viel Wasser die Isar herunterfließen, bis der Euro den Dollar einmal als Welt-Reservewährung ablösen oder ihm wenigstens auf Augenhöhe gegenüber stehen könnte.

Das liegt zum Teil daran, dass er noch eine relativ junge Währung ist. Es braucht also Zeit. Hinzu kommt, dass es in der Welt nach wie vor viele Skeptiker gibt, die dem Euro aufgrund seiner Konstruktion keine große Überlebenschance geben. Im Übrigen hat auch die Eurokrise der letzten Jahre nicht zum Vertrauen in den Euro beigetragen. 

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