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Aktualisiert am 30.09.2021 - 12:50 Uhrin RisikomanagementLesedauer: 4 Minuten

Investment-Stratege Robert Almeida Was kommt nach der Pandemie?

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Doch genau das war beabsichtigt. Man wollte verhindern, dass Investoren Geld verlieren. Es ist deshalb wichtiger denn je, genau zu schauen, welche Assetklassen sich am stärksten von ihren Fundamentaldaten entfernt haben. Dabei hilft es manchmal, die Dinge etwas zu vereinfachen. Zuerst sollte man überlegen, wie gut ein Unternehmen vor der Pandemie dastand. Wir nehmen deshalb 2019 als Ausgangspunkt – Umsätze, Kosten, Verschuldungsgrad, Nettoeinnahmen etc. Lassen Sie es uns nicht zu kompliziert machen und daher annehmen, dass sich die Gewinne erst 2022 irgendwie normalisieren. Eine frühere Rückkehr zur Normalität ist unwahrscheinlich.

Dann sollte man Fragen stellen: Onlinehändler, die Rekordumsätze erzielten, weil die Menschen zu Hause blieben, könnte man nach ihren Erwartungen für den bereinigten freien Cashflow fragen. Wieviel Umsatz entfiel auf Vorzieheffekte? War die Onlinestrategie vor der Pandemie zukunftsfähig und hat sich das jetzt geändert? Was könnte es für die Kostenstruktur bedeuten, wenn die Politik sich der ungleichen Vermögensverteilung annimmt? Welche Auswirkungen könnten neue Steuergesetze auf die Nachsteuergewinne haben? Wie wird das Unternehmen darauf reagieren, dass viele Länder auf bessere Arbeitsbedingungen in Fabriken drängen?

Und schließlich: Was bedeutet all dies für die variablen Kosten und die Gewinnmargen? In jedem Sektor und jedem Land stellen wir andere Fragen, aber stets geht es um Themen, die wichtig sind, wenn wir in einer Welt mit niedrigen Kapitalkosten nachhaltig investieren wollen.

Anleger müssen jedes Unternehmen für sich analysieren

Aufsichtsbehörden, Nichtregierungsorganisationen und Investoren achten zunehmend auf die Geschäftspraktiken. Es wird immer transparenter, wie und mit welchen Rohstoffen Unternehmen produzieren. Manche der früher üblichen Praktiken sind nicht mehr nachhaltig. Sie zu ändern, kann teuer sein und die Gewinnmargen schmälern. Umso wichtiger ist es deshalb, jedes Unternehmen für sich zu analysieren und einzelwertorientiert zu investieren.

Dabei sollte man so viele Fundamentalfaktoren wie möglich untersuchen, um sich ein mehrdimensionales Bild von den Gewinnaussichten zu machen. Wenn die Notenbanken ihre Bilanzsumme so schnell verdoppeln wie in den vergangenen Monaten, ist das nicht unwichtig. Ich glaube aber, dass all diese Liquidität bereits in den Kursen berücksichtigt ist. Unsere Analysen müssen tiefer gehen. Wir müssen unterscheiden – zwischen Firmen, die wir für nachhaltig halten und Firmen, die es nicht sind. Nur so können wir verantwortungsvoll investieren.


Über den Autor:
Robert Almeida ist Chefstratege des Asset Managers MFS Investment Management. Der Global Investment Strategist und Portfoliomanager hat ein Vierteljahrhundert Branchenerfahrung und arbeitet seit zwei Jahrzehnten für MFS.

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