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Peter Schömig von Leanval „Wir wagen uns auch an Bankaktien“

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Aber dann kann ich als Investor doch auch auf ein entsprechendes ETF-Portfolio setzen.

Schömig: Das sehe ich anders. Bei den Indizes gibt es immer wieder Aktien, deren Kurse außerordentlich stark fallen und die zwangsläufig ein Bestandteil des ETFs sind. Wir setzen auf Faktorprämien, die in der Vergangenheit den breiten Aktienmarkt immer wieder outperformt haben. Hierbei kommen die von uns definierten fünf Faktoren (Momentum, Quality, Growth, Stability und Value) zum Tragen. Mit diesen erstellen wir individuelle Strategien, beispielsweise mit hohen Dividenden, stabilen Bilanzen und gleichzeitig guten Aussichten auf nachhaltig hohe Cashflows. Wir können also unterschiedliche Kennzahlen aus der Gewinn-und-Verlust-Rechnung, der Bilanz und dem Cashflow miteinbeziehen, die bei einem herkömmlichen ETF gar nicht berücksichtigt werden.

Wir haben unter anderem Kunden, die ein Midcap-Portfolio erstellen möchten. Dieses Universum kann dann mithilfe unseres Research-Tools ausgewählt und dabei nach speziellen weiteren Kriterien gefiltert werden, wie Bilanzqualität oder Return on Invested Capital (ROIC). Letztendlich können wir für jeden Kunden aus Risiko-Return-Gesichtspunkten das Portfolio bauen, das er haben will.

Warum haben Sie sich hier gerade die Faktoren Momentum, Quality, Growth, Stability und Value herausgepickt?

Schömig: Diese Faktoren sind in der Wissenschaft gewissenhaft erforscht und spielen in der Praxis eine große Rolle. Bei uns können Kunden diese Faktoren kombinieren wie etwa Value, Growth und Momentum und auf diese Weise die sogenannten Value-Fallen, also günstig erscheinende Unternehmen ohne Wachstumsaussichten, vermeiden.

Aber auch in einer ETF-Strategie lassen sich Strategien nach bestimmten Faktoren umsetzen.

Schömig: Das stimmt. Und ja, ETFs sind günstig. Der Kostenfaktor hat in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt, weil der Gesamtmarkt wuchs und aktive Fondsmanager ihn nur selten schlagen konnten.

Jedoch muss der Investor bei dieser Vorgehensweise separate Indexfonds mit jeweils einer einzelnen Faktorprämie kombinieren und erhält damit auch unabsichtlich ungünstige, negative Prämien in sein Portfolio. Bei einer Investition in einen Small-Cap-ETF finden sich unweigerlich auch kleine Unternehmen mit einer schlechten Bilanzqualität. Bei unserem Ansatz geschieht die Portfolio-Konstruktion auf Einzelaktien-Ebene und nicht auf Fonds-Level. So vermeiden wir diese elementare Schwäche einer Strategie, die in einzelne ETFs investiert.

Wie stehen Sie zur Diskussion Value vs. Growth?

Schömig: Da wir einen Multifaktor-Ansatz verfolgen, spielt diese Diskussion kaum eine Rolle. Ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis reicht darüber hinaus nicht, um die Qualität eines Unternehmens beurteilen zu können. Wir schauen in erster Linie auf den Return on Invested Capital. Und da gibt es einige Unternehmen, die nachhaltig echte Werte schaffen. Erst in zweiter Reihe spielt die absolute Bewertung dann eine Rolle. Wir blicken tief in die Bilanz hinein und prüfen, ob das Management sinnvoll mit Geld umgehen kann. Kann es seine Kapitalkosten übertreffen? Das ist für uns die entscheidende Frage.

Für wie viele Jahre prognostizieren Sie Cashflows und wie betrachten sie einen Gesamtzyklus über zehn Jahre?

Schömig: Drei bis fünf Jahre prognostizieren wir selbst. Danach übernimmt der Algorithmus und verringert Schritt für Schritt die Wachstumsannahmen.

Ein klassischer Ansatz.

Schömig: Ja, aber wir wollen den sogenannten Hockey-Stick-Verlauf vermeiden. Das heißt, die Algorithmen rechnen nicht bis zum zehnten Jahr mit hohen und danach mit deutlich niedrigeren Renditen, sondern senken die Annahmen ab dem fünften Jahr Schritt für Schritt.

Wie sieht Ihre Angebotspalette im Detail aus?

Schömig: Die Leanval-Gruppe bietet einerseits Research-Dienstleistungen an. Durch unsere Online-Plattform sind unsere Kunden in der Lage Einzel-Analysen abzufragen, Musterportfolios zu entwickeln oder auch die Leanval-Musterstrategien nachzuverfolgen. Darüber hinaus erhält man auch Zugang zu unseren volkswirtschaftlichen Analysen. Eine mögliche individuelle Betreuung unserer Kunden durch unser Analysten-Team ist ebenfalls möglich.

Andererseits sind wir in der Lage durch unser Tochterunternehmen, der Conservative Concept Portfolio Management (CCPM), unsere Investment-Strategien für institutionelle und semi-institutionelle Kunden investierbar zu machen. Die CCPM ist bereits lange Jahre erfolgreich aktiv und verfügt über ein hervorragendes Know-how, insbesondere in dem Bereich der Absicherungs- und Multifaktor-Strategien.

Ab welchem Vermögen geht es los?

Schömig: Im Bereich Asset Management bieten wir für jede Kundengruppe ein individuelles Lösungsangebot. Von Publikumsfonds bis hin zu Spezialmandaten.

Unser Research-Angebot können hingegen bereits interessierte Privatkunden nutzen, die auf unserer Plattform neue Investmentideen suchen, eigene Aktienstrategien testen oder unsere Musterstrategien zu verschiedenen Themen und Faktoren nutzen möchten. Gleiches gilt für die Gruppe der Vermögensverwalter, die unsere Research-Produkte zur Verwaltung ihrer Depots nutzen. Zu den weiteren Kundengruppen gehören Banken, die unsere Research-Berichte erhalten und an ihre Kunden weitergeben. Family Officer und Unternehmer nutzen zudem das von uns entwickelte Tool Value Explorer, mit dem eigene Modelle zur Unternehmensbewertung erstellt werden können.

 


Über den Interviewten:

Peter Schömig ist Mitgründer und geschäftsführender Teilhaber von Leanval. Hier verantwortet er Research und Anlagestrategie. Daneben unterrichtet er an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management im Lehrgebiet Finanzen und Buchhaltung.

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