LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 8 Minuten
ANZEIGE

Doppelinterview zur Lage am Rohstoffmarkt „Rohstoffanleger stehen im Kampf der Kulturen“

Seite 2 / 2

Welche weiteren Beispiele könnten Sie für den Einsatz von Rohstoffen im Bereich der Megatrends nennen?

Rädler: Sehr interessant ist das Thema Smart Cities. Kupfer ist nicht nur einer der Profiteure im Bereich E-Mobilität, sondern auch im Bereich der Erneuerbaren Energien und der damit zusammenhängenden Stromspeicherung. Dem Thema Smart Grids, also der dezentralen Stromversorgung in Smart Cities, wird in den kommenden Jahren eine ganz wesentliche Bedeutung zukommen. In diesem Zusammenhang steht nicht zuletzt auch der Einsatz von Silber vor einer Renaissance. Silber ist ein hervorragender elektrischer Leiter und wird in vielen Schaltkreisen für elektronische Bauteile verwendet. Die weltweite Nachfrage nach Silber aus der Industrie aber auch aus der Medizin – denken Sie hier an den Megatrend Überalterung – nimmt zu.

Ein weiteres Beispiel ist der Online-Handel, den man vielleicht nicht unbedingt im Zusammenhang mit Rohstoffen auf dem Schirm hat. Der Online-Handel ist in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen: Von diesem Trend profitiert die Verpackungsindustrie, die nun unter dem Druck der Gesellschaft auf die Suche nach Alternativen zum Plastik geht; salopp gesagt, weg vom Styropor und hin zu Stroh. Hier liegt riesiges Potenzial für steigende Umsätze, das sich ebenfalls über Rohstoffe abdecken lässt.

Wenn zukünftig immer weniger Plastik und Benzin gebraucht wird: Wie könnten sich die Ölpreise entwickeln?

Königbauer: Natürlich beeinflussen die Megatrends die Ölpreise: Sobald sich die E-Mobilität ausbreitet und der Plastikverbrauch zurückgeht, wird Öl weniger nachgefragt. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie schnell die neuen Großtrends in einen Bereich kommen, dass sie am Markt zu spüren sind. Wir erinnern uns: Die Bundeskanzlerin wollte bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen bringen. Bislang haben wir davon noch nicht viel gemerkt. Aber das ist wohl normal: Erst erleben wir eine grandiose Euphorie, die sich dann zunächst abschwächt, weil der jeweilige Megatrend Zeit braucht, um sich zu entwickeln. Mittelfristig wird sich durch die E-Mobilität ein Einfluss auf die Ölnachfrage zeigen und dementsprechend den Preis beeinflussen.

Also haben Anleger noch ausreichend Zeit, um Megatrends einen Platz im Portfolio einzuräumen?

Rädler: Man sollte nicht vergessen: Viele Unternehmen haben grundsolide Geschäftsmodelle und hervorragende Zukunftsaussichten, aber deren Aktien laufen noch nicht. Es dauert oft einige Zeit, bis auch die Aktie die Unternehmensentwicklung spiegelt. Noch wenig Beachtung findet mit Blick auf Megatrends und Rohstoffe übrigens das Thema Recycling. Die meisten Rohstoffe sind endliche Güter. Erze etwa werden in unseren Tagen mit immer mehr Aufwand aus dem Boden geholt und anschließend verbraucht. Seit einigen Jahren beginnt sich mit der Recycling-Industrie allerdings ein Wirtschaftssektor herauszubilden, der in den kommenden Jahren immer wichtiger wird. Die Wertschöpfungskette von Rohstoffen verlängert sich.

Könnten Sie dafür ein Beispiel nennen?

Rädler: Ein gutes Beispiel wäre hier Gold, das in vielen technischen Produkten verbaut ist. Viele Jahrzehnte lang wurden diese Verbrauchsgüter auf Mülldeponien entsorgt. Wegen der Konzentration von Gold auf engstem Raum würde es sich mitunter lohnen, mittels Urban Mining, so der Schlagwortbegriff dazu, das Edelmetall zu extrahieren und wiederzuverwenden. Hintergrund ist, dass die Grammzahlen pro Tonne, die heute in Goldminen geschürft werden, seit Jahren zurückgehen. Wie es in Zukunft generell weitergeht, hängt am Preis und inwieweit es gelingt, das Angebot zu erweitern. Bislang unwirtschaftliche Erzvorkommen und nur mit geringen Margen operierende Minen könnten eine Zukunft haben. Und wenn die entsprechenden Technologien entwickelt werden, etwa spezielle Sensortechnik, die den Müll vorsortiert, stehen Rohstoffe noch stärker als bislang wieder am Anfang eines neuen Gebrauchszyklus.

Wie unterstützt beim Thema Recycling die Politik mit Initiativen?

Rädler: Die Industrie ist hier unserer Beobachtung nach schneller als die Politik. Die beschlossenen Maßnahmen in der europäischen Politik fallen eher dürftig aus. Hier ist noch einiges an Arbeit zu leisten. In der Industrie beobachten wir hingegen ein Umdenken: Aus dem Innenleben eines Autos wird nicht länger nur ein PVC-Teppich hergestellt, sondern es entstehen höherwertige Produkte. Dafür sorgt die Preisbildung am Markt.

Wie können Anleger von Entwicklungen, hinter denen sich neue Megatrends verbergen, profitieren?

Königbauer: Im Hinblick auf Megatrends sollten sich Anleger mit aktiven Fonds auseinandersetzen. Indizes können diese beginnende Entwicklung nur unzureichend nachbilden. Außerdem bilden sich am Anfang der Entstehung von Megatrends ganz unterschiedliche Untertrends heraus. CPR Invest, eine Tochterfirma von Amundi AM mit einer ganzen Reihe von zukunftsträchtigen Themenfonds, hat einen entsprechenden weltweit investierenden Fonds „CPR Invest – Megatrends“ (ISIN: LU1746648549) aufgelegt. Der Fonds hat das Ziel, die Performance der globalen Aktienmärkte über einen langfristigen Zeitraum von mindestens fünf Jahren durch die Anlage des Fondsvermögens in Aktienfonds oder Aktien, die von weltweiten thematischen Trends profitieren, zu übertreffen.

Bei Minengesellschaften hingegen sind sowohl aktive als auch passive Ansätze legitim. Amundi AM bietet hier den Fonds „Amundi Aktien Rohstoffe“ (ISIN: DE0009779884): Es werden überwiegend Aktien von Unternehmen erworben, deren Hauptgeschäftsfeld die Erzeugung, die Gewinnung, der Handel oder die Weiterverarbeitung von Rohstoffen, Energieträgern oder landwirtschaftlichen Erzeugnissen ist. Jeweils ungefähr ein Drittel des Fondsvermögens ist einerseits in Rohstoffe und andererseits in Erdöl und Erdgas investiert. Es folgen mit knapp 20 Prozent Nahrungsmittel und Getränke sowie der Chemiesektor mit etwa 4 Prozent.

Eine dritte Möglichkeit wäre, ausschließlich in Rohstoffe zu investieren. Hier bietet sich der Amundi S. F. EUR Commodities (ISIN: LU0271695388) an, der passiv einen entsprechenden Bloomberg-Index abbildet.

Manche Anleger interessieren sich möglicherweise auch speziell für Silber. Welche Möglichkeit des Investments gibt es hier?

Königbauer: Anleger können sich in diesem Fall mit dem Amundi Gold Stock (ISIN: AT0000857040) beschäftigen. Durch gezielte Steuerung über etablierte Regionen der Gold- und Silberförderung wie Nordamerika, Australien und Südafrika, aber auch über aufstrebende Regionen wie einzelne Länder Lateinamerikas und Afrika hinweg, versucht das Fondsmanagement eine Optimierung der Wertentwicklung zu erreichen. Mit gutem Erfolg: Im laufenden Jahr hat der Fonds um mehr als 62 Prozent zugelegt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen