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Gerd Kommer und Jonas Schweizer
Hilft Wirtschaftswissen beim Investieren?
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Gerd Kommer und Jonas Schweizer Hilft Wirtschaftswissen beim Investieren?

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Falsche VWL-These 5

„Strategien, bei denen Investmententscheidungen auf die prognostizierten Veränderungen makroökonomischer Größen in der kurz- und mittelfristigen Zukunft abgestellt werden (zum Beispiel Zinsen, Zinsstrukturkurve, Geldmenge, Inflation, Unternehmensgewinne, Auftragseingänge von Unternehmen, Konsumenten-Vertrauen et cetera) produzieren attraktive Renditen.“

Die Fakten: Fehlanzeige. Solche Strategien liefern insgesamt keine Outperformance gegenüber einer vergleichbaren passiven Buy-and-Hold-Strategie. In Tabelle 2 zeigen wir das beispielhaft für einen Macro-Hedge-Fonds-Index, das sind Hedge-Fonds, mit dem in der These beschrieben aktiven Market Timing-Ansatz (im Branchenjargon „Macro Timing“). 

Tabelle 2: Vergleich eines Macro-Hedge-Fonds-Index mit einem passiven Aktien-Anleihen-ETF-Portfolio von 2008 bis 2022 (15 Jahre) – nominale Renditen in US-Dollar

Tabelle 2: Vergleich eines Macro-Hedge-Fonds-Index mit einem passiven Aktien-Anleihen-ETF-Portfolio von 2008 bis 2022
► Ohne Abzug Steuern. ► [A] Volatilität = annualisierte Standardabweichung der Monatsrenditen. ► Kosten: Bei den Hedge-Fonds sind die laufenden Kosten bereits berücksichtigt. Beim 20/80-Aktien-Anleihen-Portfolio müsste man noch laufende Kosten von ca. 0,1% p.a. abziehen (Aktien MSCI ACWI IMI Index, Anleihen: 5-jährige US-Staatsanleihen). ► Längste gemeinsame verfügbare Zeitreihe für die beiden Strategien.
Daten: HFRI, MSCI, Dimensional Fund Advisors

Der von uns geschätzte Investmentbuchautor und Finanzmarktforscher William Bernstein schreibt zu der verbreiteten Annahme, dass schlechte makroökonomische Zustände mit schlechten Aktienmarktrenditen einhergehen und umgekehrt: „It’s natural for people to assume that when the economy is in good shape, future stock returns will be high, and vice versa. The opposite is true: Market history shows that when there’s economic blue sky, future returns are low, and when the economy is on the skids, future returns are high.“ 

Falsche VWL-These 6

„Die Staatsanleihen von Ländern, deren Währung chronisch gegen andere „Hartwährungen“ abwertet, produzieren schlechtere Renditen als die Anleihen von Hartwährungsländern (deren Währung dauerhaft aufwertet).“

Die Fakten: Auch diese intuitiv naheliegende Vermutung stimmt mindestens so häufig nicht, dass ihre investmentmäßige Umsetzung nutzlos ist, wie die folgende Tabelle andeutet. Wir stellen die Renditen von Staatsanleihen eines „Weichwährungslandes“, Italien und die italienische Lira, die bis Ende 1998 existierte, den Staatsanleihen zweier Hartwährungsländer gegenüber. Die Lira wertet in den 14 Jahren von 1985 bis 1998 (danach kam die Einführung des Euros) gegenüber beiden Hartwährungen stark ab. Dennoch lieferten italienische Staatsanleihen bessere Renditen als deutsche oder Schweizer Äquivalente.

Tabelle 3: Vergleich der Renditen von Staatsanleihen: Italien, Deutschland, Schweiz von Jan. 1985 bis Dez. 1998 (14 Jahre) aus der Sicht eines deutschen Privatanlegers – nominale Renditen in DM

Tabelle 3: Vergleich der Renditen von Staatsanleihen: Italien, Deutschland, Schweiz von Jan. 1985 bis Dez. 1998
► Ohne Kosten und Steuern. ► [A] Für alle drei Länder: „FTSE Government [Country] Bond Index 1-5 Years“. ► Längste gemeinsam verfügbare Datenreihe.
Daten:Dimensional Fund Advisors, Schweizer Nationalbank, Banca d’Italia

Ein ähnlicher Sachverhalt gilt in Bezug auf die Aktienmärkte von Schwachwährungsländern. Ihre Renditen sind – in Hartwährung gemessen – auf lange Sicht genauso hoch wie oder höher als die Aktienmarktrenditen von Hartwährungsländern (Dimson/Marsh/Staunton 2006).

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