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Rober Halver macht Anlegern Mut
Kapitalmarkt 2023 – neues Spiel, neues Glück
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Rober Halver macht Anlegern Mut Kapitalmarkt 2023 – neues Spiel, neues Glück

Robert Halver
Robert Halver: Unser Kolumnist wagt einen Marktausblick auf das noch frische Jahr 2023. | Foto: Baader Bank/Jessica Hunold mit Canva

2022 war das Glück den Kapitalmärkten wenig hold. Inflation, Zinsen, Konjunktur, China und Ukraine-Krieg bescherten eine lange Verlustserie. 2023 werden diese Einflussfaktoren erneut an den Börsen gespielt. Mit zu erwartenden positiven Entwicklungen wird jedoch die Pechsträhne enden.

Geht die Inflation nachhaltig zurück?

Heftige Preissteigerungen sind für Aktien immer unangenehm, da Notenbanken mit geldpolitischer Knute reagieren – was Zins- gegenüber Aktienanlagen aufwertet. Allerdings geht es preislich mittlerweile überall runter: Benzin, industrielle Vorprodukte, Logistik, Gebrauchtwagen oder Eigenheime. Auch Arbeitskosten in den USA sind keine Einbahnstraße mehr nach oben.   

Also, quo vadis, Inflation? Zur Beantwortung fällt der Blick auf die Zeit nach der Ölkrise 1973. So wie damals ist auch jetzt eine Halbierung der Verbraucherpreise drin, da Energie früher wie heute – vor allem Gas – der wichtigste Inflationstreiber war und ist. Das bremst auch die Zweitrundeneffekte über Lohn-Preis-Spiralen.

Zupfen sich die Notenbanken ihre Falkenfedern wieder aus?

Die internationale Geldpolitik hat die Lektion gelernt, Inflation nicht zu unterschätzen. Daher werden sie vorerst falkenhaft sprechen. Aus Glaubwürdigkeitsgründen würde dies jeder von uns tun. Und dennoch ist Mitte 2023 Schluss mit Zinserhöhungen der Fed und EZB, die dann bei circa 5,25 beziehungsweise 3,25 Prozent liegen werden. Ohnehin kommt der EZB ein wiedererstarkter Euro entgegen. Dieser bremst die importierte Rohstoffinflation zusätzlich ab.

 

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Auch die japanische Notenbank stellt keine geldpolitische Bedrohung dar. Sicherlich haben ihre vermeintlichen Stabilitätsanfälle zu internationalen Liquiditätsängsten geführt, da sie seit vielen Jahren eine bedeutende Geldschleuder für die Welt ist. Da wirklich restriktive Maßnahmen aber für Japan selbst einem Harakiri gleichkämen, ist mit einer echten geldpolitischen Wende nicht zu rechnen.

Bei einer so laufend geringer werdenden Zinserhöhungsangst wird die Freude an den Aktienbörsen nicht ausbleiben, selbst wenn die US-Leitzinsen erst Ende 2023 gesenkt werden dürften. 

(Gewinn-)Rezessionsängste schwinden

Für die Aktieneinschätzung ist neben der Zinsfrage die fundamentale wichtig. Im ersten Halbjahr ist zunächst mit einem schwachen Wirtschaftsverlauf zu rechnen, dem im zweiten jedoch eine Erholung folgt.

Die größte Unbekannte der Weltkonjunktur ist China. Tatsächlich führt ein BIP-Wachstum im Land der Mitte um ein Prozent zu einem weltweiten BIP-Anstieg um 0,3 Prozent und umgekehrt. Von besonderer Bedeutung ist der Immobilienmarkt, auf den fast 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung, circa 40 Prozent aller Bankkredite und etwa 70 Prozent der privaten Vermögen entfallen. Die bisherigen Covid-Restriktionen der KP in Peking haben hier leider ganze Arbeit geleistet: Der Bausektor samt Häuslebauer liegt am Boden. Im Gegensatz zu 2015, als Chinas Binnenkonjunktur rund wie im Sushi Circle lief, haben Chinesen aktuell eher Angstsparen als Immobilienerwerb im Kopf.  

In puncto Wirtschaftswiederöffnung war Peking lange Zeit die Braut, die sich nicht traut. Jetzt, da endlich aufgemacht wurde, erkranken unzählige Chinesen an Corona. Anscheinend setzt die KP auf eine exponentielle Infektionslage, so dass China zügig durchimmunisiert wird. Bei Erfolg wird China wieder zum Turbo der Weltwirtschaft, der für (deutsche) Exportindustrien Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen lässt. Angesammelte Aufträge können endlich abgefertigt werden und Rechnungen geschrieben werden. Es ist ja wie beim Tanztee. Wenn der Herr die Dame oder bei Damenwahl die Dame den Herrn auffordert, ist man lange noch nicht verheiratet.

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