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Wachtendorf-Kolumne Strategie 2021: Drei Depot-Bausteine für Antizykliker

Bekommt bei Performance-Überfliegern immer ein mulmiges Gefühl
Bekommt bei Performance-Überfliegern immer ein mulmiges Gefühl: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf. | Foto: Johannes Arlt

They never come back – an dieses ungeschriebene Gesetz im Box-Sport fühle ich mich jedes Mal erinnert, wenn ich die traditionell Anfang Januar erstellten Ranglisten der „besten Aktienfonds des vergangenen Jahres“ betrachte. Dann fallen mir zum Beispiel Namen wie DAC-Fonds Ul, Invesco GT Japan Enterprise, Timing Global Plus, BSF Latin American Opportunities oder Antecedo Strategic Invest ein, die nach ihrem Etappensieg nie wieder richtig in die Spur kamen und heute längst aufgelöst sind.

Eher kein gutes Omen also für die Überflieger des Corona-Jahres 2020. Immerhin: Mit dem Luxembourg Selection Solar & Sustainable Energy auf Rang 8 und dem Structured Solutions Next Generation Resources auf Rang 6 konnten sich die Performance-Spitzenreiter zweier früherer Jahrgänge erneut unter den Top 20 platzieren. Wer dort Anfang 2014 beziehungsweise 2017 unmittelbar nach der Siegerehrung eingestiegen ist, brauchte allerdings starke Nerven: Zwischenzeitlich tauchten beide Fonds eine gefühlte Ewigkeit lang ab, erst im Frühsommer 2020 begann der Wiederaufstieg.

Doch so fulminant der auch gewesen sein mag: Momentan würde ich weder den einen noch den anderen und auch keinen der übrigen 18 Champions ins Depot nehmen. Dafür fehlt mir einfach der Glaube, dass sich ihr Höhenflug in den folgenden Jahren ohne größere Brüche einfach so fortsetzt – mögen Namen wie Echiquier Artificial Intelligence, Blackrock Next Generation Technology oder Postera Crypto auch noch so smart und zukunftsweisend klingen. Ein Attribut, das ganz nebenbei bemerkt auf den Activest Lux Nanotech (aufgelegt 2002, geschlossen 2007) ebenfalls zutraf.

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Die von einigen Anlegern gern praktizierte Alternative, einfach auf die Verlierer des Vorjahres zu setzen, verspricht für 2021 ebenfalls nur wenig Erfolg. Müsste man dabei doch auf die Erholung von Strategiefonds wie H2O Vivace, H2O Multi-Equities oder Allianz Structured Alpha Strategy wetten, deren Manager im Corona-Absturz jegliches Risikobewusstsein vermissen ließen. Auch der X-Trackers S&P 500 2x Inverse und der Guinness Global Energy Fund erwecken angesichts ihrer Ausrichtung nicht unbedingt den Eindruck, als ob sie auf absehbare Zeit sonderlich viel reißen könnten. Letzterer bietet zudem trotz sechsmal höherer Verwaltungsgebühren kaum Mehrwert gegenüber einem simplen ETF auf den MSCI World Energy Index.

Wer sich an den Börsen 2021 antizyklisch bewegen möchte, kommt hingegen kaum an der Frage vorbei, ob der seit Jahren totgesagte Value-Stil nach den jüngsten Zuckungen im November eine Renaissance erlebt. Sie erschöpfend abzuhandeln und dabei zu berücksichtigen, dass es ganz unterschiedliche Interpretationen dieser Anlagephilosophie gibt, ist zwar hier kaum möglich. Trotzdem dürfte es mit Blick auf die nächsten Jahre keine schlechte Idee sein, den ein oder anderen Fonds an Bord zu haben, dessen Portfolio sich deutlich vom mittlerweile arg auf Wachstum getrimmten MSCI World unterscheidet – ohne dabei zur letzten Zuflucht von Digitalisierungs-Verlierern und sonstigen Abgehängten geworden zu sein. Ich denke da an zurzeit trotz ihrer in der Vergangenheit hinreichend unter Beweis gestellten Klasse wenig beachtete Fondsperlen wie Value Intelligence AMI oder Squad Value, aber diese Reihe ließe sich noch um viele Namen erweitern.

Und sonst? Goldminen gehören für mein Empfinden auch 2021 zwingend dazu. Der Goldpreis hat angesichts völlig aus dem Ruder laufender Staatsdefizite weiter Luft nach oben, und die Branche steht fundamental um einiges besser da als vor fünf oder zehn Jahren. Anleihe-Fonds sollten dagegen weiter außen vor bleiben. Bis auf vielleicht eine Ausnahme: Der nach kurzzeitigem Hype in der Euro-Krise weitgehend in Vergessenheit geratene Flossbach von Storch Currency Diversification Bond dürfte zwar nie wieder eine solche Aufmerksamkeit auf sich ziehen wie in den Jahren 2011 oder 2012. Als stabilisierendes Element im Depot ist er mir jedoch allemal lieber als jedes Produkt der Marke „High Yield“ oder „Total Return“.

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