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Alles Priips jetzt
Priips – sind die Fonds-Informationen nun übersichtlicher?
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Alles Priips jetzt Priips – sind die Fonds-Informationen nun übersichtlicher?

Geschäftliches Gespräch
Geschäftliches Gespräch: Seit dem 1. Januar müssen Fonds ihre Anleger nach dem europäischen Priips-Standard informieren. | Foto: imago images/agefotostock

„Frohes Neues Priips Kid”, wünschte der Vermittler-Dienstleister Netfonds seinen Partnern zum Jahresbeginn 2023. Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: „Neue Wesentliche Anlegerinformationen für alle Fonds ab sofort verpflichtend“. In der Tat änderten sich zum Jahreswechsel einige Regeln für Investmentfonds. Die Produktinformationen, die Anleger vor dem Anteilskauf ausgehändigt erhalten sollen, müssen seitdem im neuen Priips-Standard vorliegen. Priips steht für Packaged Retail and Insurance-based Investment Products. Mit der gleichnamigen Priips-Verordnung möchte der europäische Gesetzgeber sicherstellen, dass Privatanleger vergleichbare Informationen erhalten, egal welches in eine Hülle verpackte Anlageprodukt sie kaufen. Unabhängig also davon, ob es sich um eine Lebensversicherung, ein Zertifikat, eine Option, einen Future oder auch um Investmentfondsanteile handelt – die Produktanbieter sollen übersichtliche Basisinformationsblätter (Bibs) erarbeiten, die alle Produkte untereinander vergleichbar machen, und sie dem Vertrieb zur Verfügung stellen.

Für alle aufgezählten Anlagen ist die Verordnung schon seit 2018 wirksam, mit einer Ausnahme: Publikumsfonds erhielten einen Aufschub. Denn für sie gab es bereits einen lange erprobten europäischen Informationsstandard: die Ucits-Kiids (Key Investor Information Document), bekannt auch als „Wesentliche Anlegerinformationen“ (WAI).

Priips – was sich geändert hat

Wie es bei EU-Regeln oft der Fall ist, wurde der Priips-Start mehrmals verschoben. Letztendlich durften sich die Fondsanbieter bis Ende 2022 und damit ganze fünf Jahre länger als ursprünglich geplant Zeit lassen, um die Dokumente in die neue Form zu bringen. Allerdings wurde diese Form in der Zwischenzeit ebenfalls schon neu angepasst.

Was hat sich verändert? Vergleicht man die ehemaligen Ucits-Kiids mit den neuen Priips-Kids (Key Information Document, jetzt nur noch mit einem i), fallen zunächst Formalien auf: Aus fünf thematischen Abschnitten wurden sieben. Jeder Abschnitt beginnt mit einer Frage: „Um welche Art von Produkt handelt es sich?“, „Welche Risiken bestehen und was könnte der Investor im Gegenzug dafür bekommen?“ oder „Wie kann ich mich beschweren?“

 

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Auch wird nicht mehr die Wertentwicklung der vergangenen zehn Jahre auf Jahresbasis vorgestellt. Anleger erhalten stattdessen vier Performance-Szenarien vorgespielt, von äußerst ungünstig („Stressszenario“) bis sehr erfreulich („optimistisches Szenario“). Die Szenarien werden auf Basis der Wertentwicklung über hypothetische Anlagezeiträume der Vergangenheit modelliert. Gerechnet wird in Prozent und mit einer konkreten Summe, einer Beispiel-Anlage von 10.000 Euro.

Was dem EU-Gesetzgeber wichtig war: Die Kosten des Produkts – die das Anlageergebnis bekanntlich schmälern – sind in der neuen Darstellung detailliert aufgeschlüsselt: Einstiegs- und mögliche Ausstiegskosten, Verwaltungsgebühren, Transaktionskosten, mögliche Erfolgsgebühren. Es wird auch vorgeführt, wie die Fondskosten das Anlageergebnis drücken – in Prozent und bezogen auf die beispielhaften 10.000 Euro. So stellt ein Priips-Kid des bekannten DWS-Aktienklassikers DWS Top Dividende Folgendes in Aussicht: Im besonders ungünstigen Fall könnten Anleger aus 10.000 Euro Anlagesumme nach einem Jahr 3.410 Euro zurückerhalten, nach fünf Jahren 5.760 Euro. Wenn es gut läuft, würden daraus nach einem Jahr 13.110 Euro, nach fünf Jahren 16.120 Euro werden.

Neue Risikoklassen

Ein Detail sticht ins Auge: Der DWS Top Dividende ist in seiner Risikoklasse um zwei Stufen nach unten gerutscht. War der Aktienfonds im alten Ucits-Kiid noch in Klasse 5 von sieben eingruppiert, so steht er jetzt in Klasse 3. Dasselbe gilt auch für den dynamisch allokierenden Mischfonds FvS Multiple Opportunities.

Ist das Risiko der Fonds also gesunken? Keineswegs. Netfonds warnt in seiner Neujahrsinformation: „Ein geringerer Risikowert auf der SRI-Skala 1 – 7 spiegelt kein tatsächlich geringeres Risiko wider!“ Die Herabstufung kommt vielmehr durch die neue Berechnungsmethode zustande. In den Ucits-Kiids zählte der SRRI-Standard (SRRI = Synthetic Risk and Reward Indicator), in den Priips-Kids ist es dagegen der SRI-Standard (SRI = Summary Risk Indicator). Der Risikoindikator SRI misst nicht allein die Volatilität des Finanzinstruments („Marktrisiko“), sondern auch die Bonität des Emittenten („Kreditrisiko“). Da es sich bei Fonds um Sondervermögen handelt, wird die Bonität der auflegenden Gesellschaften hier stets
niedrigstmöglich angesetzt – was das Risiko von Fonds insgesamt senkt. Allerdings ist diese Herleitung noch zu kurz gegriffen.

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