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Wettbewerb Preiskampf am ETF-Markt: Wie Anbieter dem Druck trotzen und was für Anleger wichtig ist

Zwei Wettbewerber erklimmen einen Berg
Zwei Wettbewerber erklimmen einen Berg: Was der zunehmende Preisdruck am ETF-Markt für Anbieter bedeutet, erklären die Finanzprofis. | Foto: Jessica Hunold und Hannah Ritzmann mit Canva
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Der ETF-Markt erlebte in den vergangenen Jahren ein enormes Wachstum, wie eine Analyse der Datenplattform Statista zeigt. Demnach gab es 2022 weltweit 9.537 ETFs, die insgesamt knapp 9 Billionen US-Dollar verwalteten. Auch wenn diese Entwicklung einer Erfolgsgeschichte gleicht, stehen viele Anbieter vor zunehmenden Herausforderungen: Denn je beliebter die Anlageprodukte werden und je mehr Wettbewerber auf den Markt drängen, desto härter wird der Kampf um die potenziellen Kunden. Ein Grund, weshalb viele Anbieter versuchen, Investoren mit günstigen Preisen zu locken. 

Erst jüngst warb beispielsweise der US-Vermögensverwalter Invesco damit, mit dem FTSE All World den günstigsten europäischen Welt-ETF aufgelegt zu haben, mit einer Gesamtkostenquote von 0,15 Prozent.

Gary Buxton, Leiter EMEA ETF & Index-Strategien bei Invesco
Gary Buxton, Leiter EMEA, ETF- & Index-Strategien bei Invesco. © Invesco

 

„Manche mögen das als Preiskampf bezeichnen, aber in Wirklichkeit ist es nur Teil unserer Verpflichtung, unseren Anlegern ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten“, verteidigt Gary Buxton von Invesco die Strategie.

 

Was Anlegern Vorteile verschafft, kann für ETF-Anbieter jedoch heikel werden. Vor allem kleinere Gesellschaften könnten es zunehmend schwerer haben, mitzuhalten. „Der Preisdruck im ETF-Markt bleibt hoch“, kommentiert Sebastian Külps von Vanguard die Entwicklung. Dennoch begrüßt der Finanzprofi diesen Umstand, da es schlussendlich den Anlegern zugutekommen würde.

Dabei seien vor allem sinkende Kosten bei ETFs, welche beliebte Indizes wie den MSCI World, Dax oder FTSE 100 abbilden – auch Core-ETFs genannt – zu beobachten, erläutert Markus Weis von State Street Global Advisors. Auch sie hätten zuletzt erneut die Kosten gesenkt. „Die Gesamtkostenquote des SPDR MSCI ACWI IMI mit über 9000 Aktien im Index konnte von 0,40 Prozent auf 0,17 Prozent gesenkt werden“, so Weis. Aber auch beim SPDR MSCI Emerging Markets sei es heruntergegangen: von 0,42 Prozent auf 0,18 Prozent.

 

Sinkende Kosten: Ein Trend, der sich bei allen ETFs abzeichnet?

Ein Trend, der sich am gesamten Markt durchsetzt? Nicht wirklich, meint Weis. Denn in den vergangenen Jahren seien auch viele Themen-ETFs zu deutlich höheren Kosten aufgelegt worden.

Mit dieser Beobachtung ist Weis nicht allein: Auch das Analysehaus Morningstar hat den Markt der thematischen ETFs genauer unter die Lupe genommen. Dabei wollte der Datenanbieter herausfinden, welche Themen besonders unter- beziehungsweise überbewertet sind und analysierte dafür, ob das Thema in Bezug auf die fundamentale Bewertung teuer oder günstig ist. Das Ergebnis: Die Themen Cannabis und Wellness kommen auf eine Überbewertung von 25 Prozent beziehungsweise 18 Prozent. Dagegen kamen Freizeit, Transport und künstliche Intelligenz auf eine Unterbewertung zwischen 5 Prozent und 10 Prozent (Stand April 2023).

Dennoch ist Buxton überzeugt: „Die niedrigen Kosten waren schon immer eine der größten Attraktionen von ETFs, und wir sind der Meinung, dass Anleger weiterhin nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis suchen sollten.“

Die Gebühren seien in den vergangenen zehn Jahren nicht nur aufgrund des stärkeren Wettbewerbs, sondern auch wegen des technologischen Fortschritts und der größeren Nachfrage nach ETFs gesunken. Und da Anleger mittlerweile Zugang zu einer Fülle von Informationen, Online-Brokern und digitalen Handelsplattformen haben, sei es für die meisten selbstverständlich geworden, direkte Vergleiche zu ziehen.

Wie ETF-Anbieter dem Preisdruck trotzen

Sebastian Külps, Leiter Geschäftsentwicklung, Deutschland und Nordeuropa bei Vanguard
Sebastian Külps, Leiter Geschäftsentwicklung, Deutschland und Nordeuropa bei Vanguard. © Vanguard

Ein Grund, weshalb viele Anbieter nach neuen Möglichkeiten suchen, um ihre Produkte zu verbessern und Mehrwerte für Anleger zu bieten.

Eine Option ist die möglichst genaue Abbildung des Index. „Unsere ETFs sollen ihre Benchmark möglichst genau nachbilden. Das messen wir durch den Tracking Error (TE)“, erklärt Külps. Dabei gebe ein niedriger TE dem Anleger Vertrauen in die präzise Nachbildung der Benchmark.

Um den TE eines ETFs gering zu halten, können ETF-Anbieter unterschiedliche Strategien anwenden“, erläutert der Experte von Vanguard. Eine Methode sei es, eine möglichst große Anzahl von Wertpapieren zu kaufen. „Ein Beispiel aus unserem Haus ist der Vanguard FTSE All World, der derzeit etwa 90 Prozent der 4.163 Wertpapiere im FTSE All World Index enthält“, so Külps.

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Aber auch David Wenicker von Blackrock, denkt, dass die präzise Nachbildung eines Index für Investoren ausschlaggebend sein kann: „Präzision und Marktqualität sind keine Selbstverständlichkeit.“ Man müsse sehr viel richtig machen, um für Anleger dauerhaft erfolgreiche Ergebnisse abliefern zu können. Dafür brauche es intensive Zusammenarbeit, Fachwissen sowie Technologie und Know-how.

 

Weitere Optionen sich vom Wettbewerb abzugrenzen könnten sein, bestimmte Zielgruppen anzusprechen oder neue Technologien beziehungsweise Anlagestrategien zu verwenden. Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist der L&G Gerd Kommer Multifactor Equity.

Der ETF basiert auf Gerd Kommers Anlage-Philosophie des sogenannten Weltportfolio-Konzepts. Was den ETF differenziere, sei die Art und Weise, wie er Länder gewichtet, in die sein Geld fließt. Die Gewichtung einzelner Länder erfolge als Durchschnitt ihrer Marktkapitalisierung und der Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. „Damit können Anleger den risikobehafteten Teil ihres Weltportfolios mit nur einem einzigen Produkt abdecken“, so Kommer. Damit unterscheide sich das Produkt von anderen WeltETFs und Indizes, womit Kommer sich mit einem höheren Preis als Invesco auf den Markt wagte und eine Gebühr in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr veranschlagt.

Weis glaubt, dass viele ETFs sich oberflächlich nur in den Produktkosten unterscheiden. Für den Experten von State Street Global Advisors liegt die Differenzierung zu anderen Anbietern im Detail und vornehmlich auch in der Konstruktion: „Mit unseren vertraglich angebundenen Market-Makern halten wir die Spreads, also den Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis, an den Börsen gering und stellen ausreichend Liquidität für den Handel bereit.“

 

Was Anleger bei der ETF-Wahl beachten sollten

Schlussendlich stellt sich wohl bei vielen Investoren die Frage, was neben dem Preis bei der ETF-Wahl zählt.

David Wenicker, Leiter iShares & Wealth bei Blackrock
David Wenicker, Leiter iShares & Wealth bei Blackrock. © Blackrock

„Wichtig ist, wie gut und präzise ein ETF die Wertentwicklung eines bestimmten Index über einen längeren Zeitraum nachbildet und wie hoch die Gesamtkosten des Investments sind“, meint Wenicker.

 

 

Und Weis ergänzt: „Die reinen Produktkosten sind eine wichtige Komponente bei einem ETF. Neben ihnen fallen jedoch zusätzlich noch Handelskosten an, ähnlich wie bei einer Aktie.“ Diese spiegeln sich im Spread, also den Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis wider. Geringe Spreads sparen den Investoren Geld im Ein- und Verkauf. „Auch eine geeignete Wahl des Fondsdomizil kann die Höhe der Quellensteuer senken“, erläutert der Finanzprofi von State Street Global Advisors weiter.

Manche ETF-Anbieter würden auch auf Wertpapierleihe setzen, um kleine Zusatzerträge für sich und die Anleger zu generieren. Das bedeutet, dass Anbieter Wertpapiere aus einem ETF für einen vertraglich fixierten Zeitraum verleihen. Während des Zeitraums der Leihe spekulieren die Entleiher darauf, die bereits verkauften Aktien zu einem späteren Zeitpunkt günstiger zurückzukaufen und sie dann wieder an den Fonds zurückzuzahlen. Das erschließt zwar eine weitere Einnahmequelle, birgt aber auch Risiken für den Anleger.

„Bei einer Gesamtbetrachtung dieser Effekte spricht man über das Prinzip der ‚Total Cost of Ownership‘, was sich letztendlich in der erzielten Performance abzeichnet“, fasst Weis zusammen. Vergleicht man diese Performance mit der Benchmark, ergibt sich die Tracking-Differenz. Neben der Tracking-Differenz kann der bereits beschriebene Tracking Error ein Indikator für die Qualität des Managements sein. 

 

Aber wenn ETFs Qualität bieten und dazu preisgünstig sind, lohnt es sich für Investoren dann überhaupt noch auf aktive Produkte zu setzen? Buxton findet schon: „Selbst wenn sich ein ETF und ein aktiver Fonds an demselben Index orientieren, verfolgen sie unterschiedliche Ziele. Der börsengehandelte Fonds soll den Index so kostengünstig wie möglich nachbilden, während der aktive Fonds in der Regel darauf abzielt, den Index langfristig zu übertreffen.“

Und Külps ergänzt: „Anleger sollten nur in Produkte investieren, die sie verstehen und die zu ihren persönlichen und langfristigen Anlagezielen passen.“

 

 

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