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Robeco über wackelnde Börsen Goldilocks versus Armageddon

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Es ist an der Zeit, sich Märkten außerhalb der USA zuzuwenden

Nun ist es an der Zeit, sich Märkten außerhalb der USA zuzuwenden. Aktien aus Schwellenländern, Europa und Japan blieben 2018 allesamt hinter der Performance des S&P 500 zurück (bei Betrachtung in US-Dollar). Trotz der im Vergleich zu diesem Index besseren Performance im Dezember beendeten sie alle das Jahr um ca. 10 Prozent unter dem US-Aktienmarkt. Auch wenn geopolitische Risiken und eine mögliche Rezession in einigen europäischen Ländern bei europäischen Aktien die Volatilität bis auf Weiteres auf hohem Niveau halten dürften, besteht bei japanischen und Schwellenländer-Aktien weniger Unsicherheit, weil die meisten potenziell negativen Katalysatoren, die vor uns liegen, von den Märkten anscheinend bereits erwartet und eingepreist wurden.

Nehmen wir zum Beispiel die Aktienmärkte der Schwellenländer, wo Anleger in den elf Monaten bis November 2018 ein Weltuntergangsszenario durch eine gegenüber US-Aktien um 17 Prozent schlechtere Performance vorweggenommen haben.

Natürlich ist in den Schwellenländern nicht alles perfekt. Die Unternehmensgewinne steigen langsamer, und Chinas Wirtschaftswachstum schwächt sich weiter ab. Und bei den Unternehmensgewinnen dürfte es auf kurze Sicht weitere Enttäuschungen geben. Dennoch wird das Gewinnwachstum in 2019 immer noch auf 9 Prozent geschätzt, und die Abwärtsrevisionen, die es in den letzten Monaten gegeben hat, waren großenteils auf unmittelbare und mittelbare Auswirkungen der Handelskonflikte zurückzuführen (Unternehmen wurden entweder unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen oder sind in Bezug auf ihre Investitionsplanung vorsichtiger geworden). Auch wenn ein „Deal“ zwischen Trump und Xi Jinping den Ausblick für Unternehmensgewinne nicht völlig gerade rücken würde, fiele damit eine erhebliche Belastung weg. Chinas Wirtschaftswachstum wird sich zwar strukturell weiter abschwächen. Die Regierung des Landes kann aber mit Konjunkturfördermaßnahmen, von denen unser Investmentteam im Verlauf des Jahres weitere erwartet, für eine weiche Landung sorgen.

Gleichzeitig sind alle übrigen Probleme, die Schwellenländer-Aktien 2018 belastet haben, zwar nicht verschwunden, aber der von ihnen ausgehende Druck lässt allmählich nach. So weisen die jüngsten Äußerungen der Fed darauf hin, dass sie bei Zinserhöhungen eine Pause einlegen wird. Sehr wahrscheinlich wird sie ihre Bilanzsumme erst einmal weiter senken. Ihr behutsameres Vorgehen zeigt aber, dass eine quantitative Verschärfung möglich wäre, wenn die makroökonomischen Aussichten dies angebracht erscheinen lassen. Angesichts einer zurückhaltenderen Fed und der weniger günstigen makroökonomischen Rahmenbedingungen in den USA dürfte es auch beim Anstieg des Dollarkurses eine Pause geben. Darüber hinaus liegen mehrere geopolitische Unwägbarkeiten, die neben den Handelskonflikten das Marktgeschehen in den Schwellenländern prägten (wie die Wahlen in Brasilien und Mexiko), inzwischen hinter uns.

Es bestehen weiter hohe Risiken

Zur Klarstellung: Die Dinge sind nie einfach, und es bestehen weiter hohe Risiken. Aber die Situation hat sich geändert. Die Damoklesschwerter, die über den Schwellenländern schwebten, werden langsam entfernt: Die Fed schlägt sanftere Töne in Bezug auf ihre Zinspolitik an; Xi Jinping und Trump reden miteinander; die US-Regierung scheint eher bereit zu sein, einen „Deal“ zu machen, und die geopolitischen Bedenken verflüchtigen sich. Wenn dies alles auch eine Normalisierung des Dollarkurses bedeutet, während sich die US-Konjunktur abkühlt und die Fed eher zu vorsichtig agiert, dann haben wir die Situation, auf die wir alle gehofft haben: Wir haben uns aus Märkten verabschiedet, die uns ein trügerisches „Goldilocks“-Szenario vorspielten und sollten jetzt in Aktien aus den Schwellenländern investieren, wo noch eine aus unserer Sicht unbegründete Angst vor dem Weltuntergang vorherrscht.

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