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Anlagespezialist über Baisse Trendwende am Aktienmarkt lässt auf sich warten

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Jetzt stellt sich die Frage, ob China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt die Kohlen aus dem Feuer holen kann. Danach sieht es leider nicht aus. Die Volksrepublik leidet immer wieder unter den harten Lockdowns. Noch gefährlicher ist allerdings der Kollaps am Immobilienmarkt. Dieser hat in der Vergangenheit direkt und indirekt bis zu 30 Prozent der Wirtschaftsleistung beigesteuert. Doch der Bauboom ist vorerst beendet. Mittlerweile gibt es einfach genug Wohnungen. Fast jeder Haushalt besitzt in China bereits eine Immobilie. Der Konsum kann das nicht ausgleichen, da er noch zu gering ist. Im zweiten Quartal ging in der Volksrepublik das Bruttoinlandsprodukt um 2,6 Prozent zurück.

 

Zumindest verfügt Peking im Gegensatz zu den westlichen Industrienationen noch über Spielraum bei der Fiskal- und Notenbankpolitik. In den kommenden Wochen sind weitere Konjunktur-Stimulierungen zu erwarten. Schließlich will sich Präsident Xi Jinping im November erneut wählen lassen. Das offizielle Wachstumsziel von 5,5 Prozent in diesem Jahr dürfte sich aber nur auf dem Papier erreichen lassen.

Hohe Energiepreise belasten Unternehmen in Europa

Auch der dritte große Wirtschaftsblock macht wenig Hoffnungen. In Europa treiben die exorbitant gestiegenen Energiepreise und damit die Inflation die Wirtschaft in die Rezession. Die Pleiten von Hakle und Götz sind erst die Vorboten.

Unterm Strich ist es kurzfristig betrachtet für einen Einstieg an den Aktienmärkten noch zu früh. Das bedeutet aber selbstverständlich nicht, ganz aus Dividendentiteln auszustiegen. Es gibt auch in fallenden Märkten immer wieder attraktive Sondersituationen. Derzeit scheint vor allem der Healthcare-Bereich attraktiv. Die Branche ist weitgehend konjunkturabhängig und verfügt durch die demographische Entwicklung, die größer werdenden Mittelschichten in den Schwellenländern sowie durch eine Vielzahl von Innovationen über ein strukturelles Wachstum. Auf lange Sicht führt an Aktien auch generell kein Weg vorbei. Da können die 80er Jahre eine sehr gute Blaupause sein, gemäß dem Zitat von Mark Twain: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“

Über den Autor: Reinhard Pfingsten arbeitet bei der Bethmann Bank als Investmentchef (CIO) und ist Mitglied im Management-Team des globalen Investment Centers der ABN-Amro-Gruppe.

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