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Top-Performer nach Sharpe Ratio Die 20 Mischfonds mit dem besten Risiko-Rendite-Verhältnis

Top-20 Ranking
Top-20 Ranking: Manager von Mischfonds haben Zugang zu einer Vielzahl von Anlageklassen und können das Portfolio optimal an die jeweilige Börsensituation anpassen. | Foto: Sven Stoll mit Canva

Die Behavioral Finance ist ein Bereich der Finanzwissenschaft, der sich mit dem menschlichen Verhalten und seinen Auswirkungen auf die Finanzmärkte befasst. Im Gegensatz zur klassischen Finanztheorie, die oft von der Annahme ausgeht, dass Menschen rational handeln, berücksichtigt die Behavioral Finance psychologische Faktoren und Verhaltensmuster, die zu irrationalen Entscheidungen führen können.

Irrationale Entscheidungen: Die menschliche Psyche als Einflussfaktor

Ein wesentliches Ergebnis dieser Forschung ist, dass die eigene Psyche vielen Anlegern immer wieder die Börsenperformance verhagelt. Möglicherweise ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen: Sie sind zum falschen Zeitpunkt ein- und ausgestiegen, weil Sie sich zu sehr von ihren Gefühlen haben leiten lassen. Wir Menschen neigen eben dazu, unsere Entscheidungen nach Faustregeln und kognitiven Verzerrungen zu treffen. Das kann dazu führen, dass wir überreagieren und emotional handeln. Wer dazu neigt, der kann den richtigen Anlagemix lieber den Profis überlassen.

Die Manager von Mischfonds haben die Kapitalmärkte stets im Blick und bringen im besten Fall Chancen und Risiken in ein ausgewogenes Verhältnis, so dass sich der Anleger entspannt zurücklehnen kann. Zu den erfolgreichsten Mischfonds gehörten in den vergangenen Jahren jene, die ihre Aktienquote besonders hochhielten. Und das aus gutem Grund: Rekordtiefe Zinsen machten Anleihen zunehmend unattraktiv. Wer Rentenpapiere bevorzugte, hatte das Nachsehen. Auch mit Rohstoffen war jahrelang kein Blumentopf zu gewinnen.

Die Inflation zwingt zur Wende in der Geldpolitik

Doch die Zeit des billigen Geldes ist vorbei, mit deutlich spürbaren Folgen für die Kapitalmärkte. Die von der grassierenden Inflation erzwungene Wende in der Geldpolitik hat die Zinsen zurückgebracht. Um die Teuerung wieder in die gewünschte Richtung zu lenken, haben die Notenbanken weltweit an der Zinsschraube gedreht. Damit werden Aktien weniger attraktiv und sind zumindest nicht mehr alternativlos. Mit einem gemischten Portfolio werden Anleger auf lange Sicht zwar nie die Rendite von Aktien erreichen, die statistisch zwischen 7 und 9 Prozent liegt. Aber es gibt eben gewichtige andere Vorteile, nicht ausschließlich nur auf Aktien zu setzen.

Der wichtigste Grund sein Geld über verschiedene Vermögensklassen zu streuen ist zweifellos, das Gesamtrisiko seines Portfolios zu senken. Wenn eine Anlageklasse schlecht abschneidet, können mögliche Verluste durch die Performance anderer Anlageklassen teilweise oder sogar vollständig ausgeglichen werden. Auch der psychologische Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Eine gut diversifizierte Anlagestrategie kann dazu beitragen, emotionale Faktoren wie Angst und Gier bei Anlageentscheidungen zu minimieren, da man weniger stark von den Schwankungen einzelner Anlageklassen betroffen ist.

 

Die Erholung der Anleihemärkte: Neue Chancen für Mischfonds

Purzeln die Aktienkurse laufen Anleihen in der Regel besser – das Jahr 2022 stellte hier eine seltene Ausnahme dar. Ein gleichzeitig schlechtes Abschneiden von Aktien und Anleihen innerhalb eines Jahres kam seit 1928 nur siebenmal vor. Seit Herbst 2022 zeichnet sich jedoch eine deutliche Erholung im Anleihebereich ab, die Mischfonds wieder Spielraum bietet. „Anleger sollten sich von den Ergebnissen des Jahres 2022 nicht irritieren lassen, gute Mischfonds sind und bleiben eine sehr gute Alternative für Anleger, die ihr Vermögen breit diversifiziert anlegen wollen, ohne sich selbst um die Vermögensaufteilung kümmern zu müssen“, meint etwa Lipper-Chef Detlef Glow.

Dass sich ein ausgewogenes Depot auszahlen kann, zeigte auch der Coronacrash. Während Aktien zwischenzeitlich um über ein Drittel einbrachen, hielt sich ein 60-40 Portfolio aus Aktien und Anleihen mit minus 21 Prozent deutlich stabiler. Das berichtete die Welt unter Berufung auf Daten für die US-Märkte, da in Amerika diversifizierte Portfolios vor allem im Verhältnis 60 zu 40 zum Alltag gehörten. Sie unterscheiden sich von der Tendenz und Grundaussage nicht von globalen Indizes oder einem ähnlichen Mix aus dem deutschen Aktienindex Dax und dem deutschen Rentenindex Rex. Selbst die 80 zu 20 Mischung machte den Abschwung mit einem Minus von 28 Prozent nicht vollständig mit.

Anleger sollten allerdings beachten, dass die Manager von Mischfonds zum Teil sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Einige sind durch festgelegte Bandbreiten in ihrem Aktionsradius stark eingeschränkt. Andere haben maximalen Spielraum und können ihre Quoten völlig flexibel bestimmen. Investoren müssen im Vorfeld klären, wie viel Risiko sie eingehen wollen. Grob lassen sich Mischfonds in vier Kategorien einteilen: aggressiv, flexibel, moderat und defensiv.

Kompromisslose Performance: Der aggressive Anlagestil und seine Volatilität

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

„Voll auf Aktien setzen“, lautet die Devise von Fondsmanager Markus Weissörtel. Anfänglich sollte der WSS Europa ein Total-Return-Konzept mit einer völlig flexiblen Aktienquote werden. Im Laufe der Zeit wurde die Strategie jedoch in ein klares Stock-Picking-Aktienmandat umgewandelt. Auf Basis fundamentaler Überlegungen erstellen die Strategen zunächst eine Liste von Unternehmen, die grundsätzlich interessant erscheinen. Gekauft werden die Titel aber erst, wenn die charttechnischen Parameter stimmen. Ändert sich die Situation, trennt sich Weissörtel schnell wieder von einzelnen Titeln, setzt sie auf eine Beobachtungsliste und kauft erst wieder zu, wenn der Markt die richtige Richtung vorgibt.

Langfristig hat sich der aggressive Anlagestil der Linzer ausgezahlt. Seit seiner Auflegung vor rund 18 Jahren erzielte der Fonds eine durchschnittliche jährliche Rendite von knapp 9 Prozent, was einer Gesamtrendite von 360 Prozent entspricht. Über fünf Jahre ist er mit seinen derzeit hohen Gewichtungen in Aktien von Amazon, Barrick Gold und Equinor mit einem Plus von 84 Prozent auf Platz zwei im Performance-Ranking aller Mischfonds. Die Kehrseite der Medaille: Die Wertentwicklung geht mit hohen Schwankungen einher. So beträgt die Volatilität über fünf Jahre 29 Prozent. Der maximale Verlust liegt bei 41 Prozent. Insgesamt ergibt sich eine Sharpe Ratio von 0,41.

Der RB Lux Topic Flex: Bessere Risikokennzahlen

Weitaus bessere Risikokennzahlen bietet dagegen der RB Lux Topic Flex. Der von Fondsmanager Robert Beer gemanagte Mischfonds schwankte in den vergangenen fünf Jahren mit einer Volatilität von 13,4 Prozent nur halb so stark. Der maximale Verlust, den Anleger im gleichen Zeitraum verkraften mussten, betrug lediglich 15,4 Prozent. Beer investiert in große, markenstarke Unternehmen mit starker Substanz und hoher Ertragskraft. Die Anlageentscheidungen werden mit Hilfe eines von Beer selbst entwickelten systematischen Auswahlprogramms getroffen. So werden Emotionen ausgeschlossen.

Im Fonds hält Beer rund 100 Momentumtitel. Bei Marktkorrekturen wird das Portfolio zudem mit Put-Optionen abgesichert. Die größten Positionen sind derzeit Meta Platforms, Nvidia und Intesa Sanpaolo. Im Corona-Jahr 2020 ist die Strategie voll aufgegangen. Mit einem Plus von 50 Prozent konnte sich der Fonds als bestes Portfolio in Deutschland behaupten. Langfristig kostet die Strategie, die Anleger vor extremen Verlusten schützt, sicherlich den ein oder anderen Renditepunkt. Seit Auflage wurden dennoch 6,3 Prozent pro Jahr erzielt.

Degussa Bank Rentenfonds Universal: Dank Anleihen geringeres Verlustrisiko

Bei defensiven Produkten liegt der Aktienanteil in der Regel unter 50 Prozent. Aufgrund des geringeren Risikos liegen die Renditen im Schnitt zwischen 3 und 5 Prozent jährlich. Zu den Top-Fonds gehört etwa der Degussa Bank Rentenfonds Universal. Er hat in den vergangenen drei Jahren zwischenzeitlich nicht mehr als 9 Prozent verloren. Im Fonds machen Anleihen 58 Prozent aus, der Aktienanteil liegt bei 28 Prozent. Zudem legt das Management Wert auf regelmäßige Ausschüttungen und zahlt jährlich vergleichsweise hohe Erträge aus. Mit seinen 32 Jahren zählt der Fonds schon fast zu den Dinosaurierfonds auf dem deutschen Markt. Seit seiner Auflage im Mai 1991 erwirtschaftete das 509 Millionen Euro schwere Portfolio ein jährliches Plus von 5,3 Prozent.

 

Top-20-Ranking nach Sharpe Ratio

Weil allein die prozentuale Entwicklung noch nichts darüber aussagt, mit welchem Risiko die Outperformance erkauft wurde, haben wir das folgende Ranking nach der Sharpe Ratio sortiert. Die Kennzahl gibt an, wie gut ein Anleger für das eingegangene Risiko entschädigt wird. Je höher die Sharpe Ratio, desto besser. Sehr gute Investments haben eine Sharpe Ratio größer als 1. Zur Berechnung der Kennzahl werden Daten aus der Vergangenheit herangezogen: die erzielte Rendite und, als Maß für das Risiko, die gemessene Volatilität des Investments. Aussagekräftig ist die Sharpe Ratio vor allem für einen längeren Zeitraum, etwa fünf Jahre. So wird deutlich, ob ein Fondsmanager kontinuierlich gute Arbeit geleistet hat.

Welche Fonds kamen in die Auswahl?

In die Auswahl kamen Mischfonds, deren Manager einen defensiven, ausgewogenen, dynamischen oder flexiblen Ansatz verfolgen und deren Währungsschwerpunkt der Euro ist. In Fremdwährung gesicherte Fondstranchen haben wir ausgeschlossen.

Auf den folgenden Seiten zeigen wir die 20 Mischfonds mit der höchsten Sharpe Ratio, also dem besten Risiko-Rendite-Verhältnis, über einen Zeitraum von fünf Jahren. Ein Klick auf die Grafik zeigt die Wertentwicklung des jeweiligen Fonds im Vergleich zu seiner Fondskategorie. Unter „Weitere Informationen“ sind darüber hinaus Daten wie die Volatilität abrufbar. Wenn ein Fonds eine hohe Volatilität aufwies, muss er eine entsprechend höhere Rendite erzielt haben, um eine sehr gute Sharpe Ratio über die zurückliegenden fünf Jahre aufweisen zu können.

Stand aller Daten: 8. September 2023

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