Portfoliomanager warnt Investoren sollten das Risiko von Geldmarktfonds nicht unterschätzen
Die durchschnittliche Rendite der Bestände einiger Geldmarktfonds, die ausschließlich in kurzlaufende deutsche Staatsanleihen investieren, lag laut Factsheets zum Quartalsende bei über 2,2 Prozent. Damit rangiert sie in der Größenordnung vieler Tagesgeldanbieter. Einige Geldmarktfonds weisen zum Quartalsende sogar eine durchschnittliche Rendite von über 3 Prozent aus.
Auf den ersten Blick wirkt das verlockend. Aufgrund der Kursschwankungen können Anleger aber nicht sicher davon ausgehen, die erwartete Rendite auch in ihrem Anlagehorizont zu erhalten. Wer in Fonds mit höheren Renditen investiert, muss auch höhere Risiken eingehen. Das unterschätzen viele Anleger.
Bankanleihen sind riskanter als Bundesanleihen
Geldmarktfonds bestehen mitunter auch aus Unternehmens-, Bank- oder Staatsanleihen mit weniger guter Bonität. Die kurze Restlaufzeit dieser Anleihen bewahrt Investoren nicht vor dem Ausfallrisiko des Emittenten. Sollte es zu einer globalen Bankenkrise mit erhöhten Ausfallraten kommen, wären die vermeintlich sicheren Geldmarktfonds davor nicht geschützt. Im Kontext der jüngsten Insolvenzen einzelner Banken sollten Anleger sich vor Augen führen, dass Bankanleihen ein höheres Kreditrisiko haben als deutsche Staatsanleihen. Selbst wenn es in den Beständen keine Ausfälle gibt, können die Kurse zwischenzeitlich auch stärker schwanken.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Es gibt Beispiele für Geldmarktfonds, die dem Anspruch an hohe Sicherheit nicht gerecht werden konnten. Der Reserve Primary Fund beispielsweise wies ein Volumen von über 64 Milliarden US-Dollar auf und galt als besonders sicher. Im Zuge der Lehman-Pleite kamen Unsicherheiten über den Fonds auf – obwohl der Reserve Primary Fund lediglich 1,5 Prozent seines Vermögens in Wertpapieren von Lehman Brothers hielt.
Reserve Primary Fund: Anleger müssen auf Rückzahlung warten
Als am Markt Panik über die Sicherheit der restlichen Bestände des Fonds ausbrach, zogen Anleger etwa zwei Drittel des Fondsvolumens ab und das Management war nicht mehr in der Lage, den zahlreichen Rücknahmeanträgen nachzukommen. Daraufhin wurde der Betrieb eingestellt und der Fonds liquidiert. Anleger warteten teilweise monatelang auf die Rückzahlung ihrer Ansprüche. Aufgrund der Prozesskosten für die Abwicklung konnte nicht die volle Summe rückgezahlt werden.
Geldmarktfonds sind kein Ersatz für Tagesgeld, sondern lediglich eine Ergänzung. Aufgrund der Kursschwankungen liegt der Anlagehorizont bei Geldmarktfonds deutlich über dem eines Tagesgeldkontos. Eine eventuelle Mehrrendite nach allen Kosten bei Geldmarktfonds ist mit entsprechend höheren Risiken bei Bonität und Laufzeit verbunden.
Über den Autor: Georgios Passameras arbeitet als Portfoliomanager bei der GAP Vermögensverwaltung in Köln.