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Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. Jahresendrally trotz aller Risiken

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Weiteres Risiko sind sicherlich die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Diese stellen allerdings nur für einen Teil der Wirtschaft ein Problem dar. Gekniffen sind die Unternehmen, die höhere Preise nicht an die Kunden weitergeben können. Branchen wie die chemische Industrie können jedoch aufgrund der hohen Nachfrage mehr Geld von ihren Kunden verlangen. Ein Teil der Wirtschaft profitiert sogar von den höheren Preisen – und zwar die Unternehmen, welche die verteuerten Rohstoffe und Vorprodukte anbieten. Unter dem Strich dürfte es sich um ein Null-Summen-Spiel handeln.

Allerdings sorgen die gestiegenen Preise natürlich für Inflation. In den vergangenen Monaten hat die Befürchtung zugenommen, dass es sich dabei nicht um ein temporär begrenztes Problem handelt. Doch beispielsweise der Ölpreis zeigt, dass sich die Geldentwertung wahrscheinlich im Laufe des nächsten Jahres ausschleift. Öl hat sich in diesem Jahr permanent verteuert und die Sorte Brent Crude hat im Sommer die Marke von 75 Dollar je Fass nach oben durchbrochen. Die Vergleichsbasis bewegt sich also von Monat zu Monat auf einem höheren Niveau.

Keine höheren Zinsen

Per se bedeutet eine höhere Inflation für die Aktienmärkte auch nur dann ein Problem, wenn sie mit steigenden Zinsen verbunden ist. Genau das ist aber nicht absehbar. Zwar hat die amerikanische Notenbank Fed mit dem Tapering begonnen. Doch das hatte sie im Vorfeld klar und geschickt kommuniziert. Eine Drosselung der Anleihekäufe lässt sich zudem auch so interpretieren, dass die US-Wirtschaft sich derart robust entwickelt, dass sie nicht mehr auf die Liquiditätsspritzen der Fed angewiesen ist. Spürbar höhere Zinsen sind schon deshalb kaum denkbar, weil sie die hoch verschuldeten Staaten an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen würden.

Bleiben noch Corona und China. Die Covid-19-Ansteckungen steigen wieder in einem besorgniserregenden Tempo. Doch die Politik hat bis auf China klar angekündigt, dass erneute Lockdowns nicht in Frage kommen, zumindest nicht in der Wirtschaft. Hier ist also der Impact der wieder zunehmenden Infiziertenzahlen vergleichsweise gering.


Und China dürfte dafür sorgen, dass Evergrande und Co wenn nötig kontrolliert abgewickelt werden. Diese Projektentwickler finanzieren sich zu einem guten Teil durch Vorauszahlungen von Wohnungskäufern. Peking dürfte in einem hohen Maß daran interessiert sein, dass diese keinen Schaden nehmen. Das wäre mit dem Ziel „Wohlstand für alle“ kaum kompatibel. Außerdem fürchten die kommunistischen Machthaber nichts so sehr, wie politische und soziale Unruhen.

Klar, es ist durchaus möglich, dass sich das eine oder andere Risiko noch weiter zuspitzt, eine wirklich schlimme Eskalation scheint jedoch unwahrscheinlich. Die Risiken haben sogar ihre gute Seite. Eine Jahresendrally gibt es erfahrungsgemäß vor allem dann, wenn kaum ein Anleger an sie glaubt.

Über den Autor:

Oliver Zastrow arbeitet als Direktor beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg.

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