Corona am Büromarkt So kommen offene Immobilienfonds durch die Krise
Leading Cities Invest (ISIN: DE0006791825)
DAS INVESTMENT: Herr Schadly, wie wirkt sich die Corona-Krise an den Immobilienmärkten aus?
Sascha Schadly: Grundsätzlich kann sich auch der Immobilienmarkt der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht entziehen. Im Rahmen der Risikobewertung gehen wir in der Kanam Grund Group davon aus, dass die Corona-Pandemie zu einer signifikanten Beeinträchtigung des Wirtschaftskreislaufes führt. Die Volatilität offener Immobilienfonds ist dabei deutlich geringer als bei Aktienfonds oder anderen liquiden Anlageformen. Während das Risiko kurzfristig in vorübergehenden Mietstundungen, Mietreduzierungen und Mietausfällen besteht, werden die mittel- bis langfristigen Auswirkungen wesentlich durch die Dauer der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bestimmt. Wie stark offene Immobilienfonds von der Corona-Pandemie betroffen sind, hängt insbesondere von den Nutzungsarten, der regionalen Streuung sowie dem Branchen- und Mietermix ab.
Wie ist der Leading Cities Invest aufgestellt?
Schadly: Der Fonds ist europaweit in stabilen Märkten und guten Standorten investiert. Dabei ist er sowohl regional als auch über die Nutzungsarten und Mieterbranchen mit mehr als 30 Immobilien und aktuell rund 90 Mietern stark diversifiziert. Gerade wegen der Corona-Pandemie muss besonderes Augenmerk auf Branchen und Nutzungsarten gelegt werden, die unmittelbar von den Auswirkungen betroffen sind. Die gute Bonität der Hauptmieter sowie der hohe Anteil von Multi-Tenant-Immobilien tragen zur Risikoreduktion bei. Aktuelle Analysen sehen für den Leading Cities Invest nur knapp 11,8 Prozent des Mieterportfolios mit einem erhöhten Risiko. Der Fonds hat unter 7 Prozent in Einzelhandelsimmobilien investiert, hält keine Hotesl und verbucht keine Insolvenzen bei Mietern. Nur 1,6 Prozent der Mieter haben um zeitweilige Mietminderung gebeten.
Sie setzen überwiegend auf Büros sowie Handelsobjekte. In der Corona-Krise könnten Sie sich damit schwertun, die Erwartungen zu erfüllen. Haben Sie Umschichtungen im Fonds vorgenommen oder planen Sie Änderungen?
Schadly: Der ganzen Welt droht eine Rezession, die Wirtschaftskraft sinkt global. Durch diese Phase des negativen Wirtschaftswachstums müssen wir durch. Dies ist nicht die erste Krise, welche die KanAm Grund Group in ihrem 20-jährigen Bestehen gemeistert hat. Wir sind deshalb – glücklicherweise – auch erfahren. Gerade in der Krise zeigen sich die Management-Fähigkeiten. Mit signifikant negativen Entwicklungen rechne ich aber aufgrund der Qualität des Immobilien- und Mieterportfolios nicht. Der Leading Cities Invest war in den vergangenen Jahren immer im Spitzenfeld oder an der Spitze vergleichbarer Produkte in Deutschland. Und nach allem, was wir heute sehen und einschätzen können, wird er dies auch in Zukunft bleiben.
Wie greifen Sie das Corona-bedingte Risiko im Fonds?
Schadly: Bei den Immobilien des Leading Cities Invest gilt – wie bei allen anderen – der Grundsatz Lage, Lage, Lage. Aber hinzu kommen natürlich auch – die Bonität der Mieter, der Branchenmix und je nach Objekt die Laufzeit der Mietverträge. Ich darf ein aktuelles Akquisitions-Beispiel nennen: Hamburg Hammer Straße. Auf den gut 16.000 Quadratmetern hat der Stadtstaat Hamburg verschiedene Lokalbehörden untergebracht. Das moderne Gebäude ist langfristig vermietet. Aufgrund des offenen, sehr funktionalen Zuschnitts, der hohen Flächenflexibilität und der Lage ist aber in der Nachvermietung eine Vielzahl von Bürokonzepten möglich. Mit der Hammer Straße wird der Standort Deutschland im Leading Cities Invest gestärkt. Das Immobilienportfolio wird sowohl geografisch als auch in der Mieterstruktur weiter diversifiziert und die Standortqualität auf ihrem hohen Niveau gefestigt. Der Leading Cities Invest ist überwiegend in Objekte mit der Nutzungsart Büro investiert. Das ohnehin moderate Mieterausfallrisiko wird mit der Stadt Hamburg als langfristigem Mieter weiter reduziert.
Wie beurteilen sie den Homeoffice-Trend?
Schadly: Die Corona-Krise wird einen beschleunigten Wandel hin zu mehr Homeoffice generieren und langfristig Effekte bei Büroimmobilien haben. Zur endgültigen Beurteilung dieser Entwicklung ist es aber noch zu früh. Ob der durch die Pandemie ausgelöste Homeoffice-Boom nachhaltige Auswirkung auf die Organisation von Arbeit haben wird, muss sich noch zeigen. Die vollständige Verlagerung ins Homeoffice ist kein universelles Modell. Es ist davon auszugehen, so eine Studie zu Homeoffice in Deutschland, dass sowohl Betriebe als auch Beschäftigte eine hybride Arbeitsform zwischen Homeoffice und Präsenzarbeit bevorzugen werden.
Gleiches gilt für die Auswirkung des Homeoffice auf die Flächennachfrage: Es ist zu erwarten, dass Abstandsregelungen, neue Formen der Zusammenarbeit wie New Office sowie der Trend, dass Büros immer mehr zum Hub für Mitarbeiter werden, vermehrtes Zusammenarbeiten in interdisziplinären Teams, wenn man im Büro ist, eher zu einer höheren Flächennachfrage führen können. Auch die Veränderung der Gesamtwirtschaft hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft wird zu mehr Büronutzern führen. Das wird zur Folge haben, dass trotz geringerer Nutzung pro Unternehmen effektiv mehr Büroflächen nachgefragt werden. Wir als Anbieter von Büro-Immobilien haben diese durch Corona beschleunigten Entwicklungen nicht nur im Blick, sondern stellen uns auf mittel- und langfristige Trends in der Planung unserer Fonds natürlich ein.