The Portfolio People Von der Nische in den Mainstream? Wie Bitcoin-ETFs den Krypto-Boom befeuern
Der Hype um Kryptowährungen ist zurück: Nach steilen Höhenflügen im Jahr 2021 und einem anschließenden tiefen Fall erlebten Bitcoin & Co. zuletzt wieder einen massiven Aufschwung. Ein Grund dafür sind Bitcoin-ETFs, die in den USA Anfang 2024 die lang ersehnte Genehmigung erhielten. Ein Meilenstein für die Akzeptanz, so Andre Voinea von Hanetf. Mit den ETFs kann nun jeder Anleger einfach und reguliert in Bitcoin investieren.
Doch so bahnbrechend die Entscheidung in den USA auch gewesen sein mag - in Europa ist man den Amerikanern bei börsengehandelten Krypto-Produkten schon länger voraus. „Bei uns gibt es bereits seit einigen Jahren ETCs und ETNs auf Kryptowährungen“, erklärt Voinea im Podcast „The Portfolio People“. "Europa war den USA hier einige Jahre voraus."
Krypto-ETCs als Wegbereiter der Akzeptanz
Für Anleger bieten solche Finanzprodukte einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem direkten Investment in Kryptowährungen: Sie müssen sich nicht selbst um die sichere Verwahrung ihrer Coins mit Wallets kümmern. Die Krypto-Verwahrung ist der kritische Punkt, das weiß Voinea. "Damit muss nicht jeder ein Krypto-Native sein. Nicht jeder weiß, wie man mit Krypto in ein Wallet investiert. Das ist quasi die Demokratisierung des Kryptomarktes."
Krypto-ETCs in Europa waren somit ein Wegbereiter für die Etablierung und Akzeptanz digitaler Assets im Mainstream. Vor allem bei Privatanlegern waren diese Vehikel beliebt.
Doch wie steht es um „echte“ Krypto-ETFs nach US-Vorbild? „Reine Bitcoin-ETFs wird es in Europa nicht geben. Das muss man ganz klar sagen. Wir haben schließlich nach über 20 Jahren keine reinen Gold-ETFs“, so Voinea. Schließlich erlaubt die europäische Regulierung bei ETFs keine Investments in singuläre Basiswerte wie einzelne Coins - auch Einzelrohstoff-ETFs sind dementsprechend nicht möglich. Machbar sind jedoch ETFs, die in einen Korb verschiedener Kryptowährungen investieren.
Den Podcast können Sie hier hören
Der steinige Weg zur Massenakzeptanz
Trotz des gegenwärtigen Krypto-Hypes: Der Weg zu einer flächendeckenden Verbreitung und Akzeptanz von Bitcoin & Co. ist noch weit, gerade bei professionellen Investoren. „Wir sind da noch ganz am Anfang“, sagt Voinea. Aktuell dürfen beispielsweise Mischfonds in Luxemburg, dem größten europäischen Fondsstandort, nicht in Kryptowährungen investieren.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
„Ein Multi-Asset-Fonds investiert in mehrere Assetklassen wie Rohstoffe, Aktien, Bonds. Krypto können sie bis heute nicht machen. Wir hatten viele Diskussionen mit Portfoliomanagern, die Kryptowährungen als Beimischung interessant finden. Aber die meisten können eben nicht investieren, weil sie in Luxemburg basiert sind. In Deutschland dagegen geht es. Ich glaube, wenn der Damm bricht, ist das eine Wachstumsquelle für Kryptos in Europa“, so Voinea.
Doch es gab in der Vergangenheit auch Rückschläge für die Krypto-Branche, etwa die Pleiten von FTX, Celsius oder Krypto-Bank Silvergate. Sicherlich haben diese Events Vertrauen gekostet, sagt auch Voinea. Doch er bleibt optimistisch: „Zur Geschichte von technologischen Innovationen gehört immer auch Trial und Error.“ Anleger würden vorsichtiger werden, die Regulierung verbessere sich, Krypto-Firmen setzten auf mehr Transparenz. „Das ist ein natürlicher und guter Prozess.“
Digitales Geld als Gamechanger
Grundsätzlich ist Andre Voinea überzeugt vom disruptiven Potenzial der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen. Er sieht durchaus die Möglichkeit, dass digitale Assets irgendwann traditionelle Währungen ersetzen könnten. Bis dahin sei es aber noch ein langer Weg: „Der Staat ist am Ende Repräsentanz unserer Gesellschaft und wenn der sich am Ende nicht damit abfindet, dann wird es einen Konflikt geben. Den müssen wir überwinden. Dafür braucht man eine offene Diskussion in der Gesellschaft. Und ich glaube, das machen Deutschland, die Schweiz und viele Länder in Europa relativ gut."
Schon heute haben Bitcoin & Co. aus seiner Sicht einen enormen Mehrwert, gerade in Schwellenländern. Voinea berichtet von einer Überweisung an den Bruder seiner indonesischen Frau - ein komplizierter, langwieriger und mitunter teurer Vorgang. Er habe dann einen Stablecoin als Alternative zu Western Union genutzt. „Das zeigt: Kryptos ermöglichen schnelle, günstige Transaktionen in einer Welt, wo Ländergrenzen nichts mehr zählen.“
Mehr Offenheit für die Zukunft
Trotz aller Chancen weiß Andre Voinea: Viele Menschen stehen Krypto skeptisch gegenüber. Sein Wunsch für die Finanzbranche? „Mehr Authentizität und Ehrlichkeit! Gerade wenn es um neue Dinge wie Krypto geht.“ Es gelte, dem Gegenüber erst einmal zuzuhören und zu verstehen. „Was sind die Ängste und Vorbehalte? Und dann überlegen: Wie können wir die vielleicht abbauen? Das bringt uns weiter.“
Zu Prognosen und zum Bitcoin-Kurs der Zukunft möchte sich Voinea nicht äußern. „Ich bin kein Freund davon“, sagt er. Stattdessen verweist er auf Analysen seines Hauses, welche den Bitcoin-Kurs bis Jahresende bei 90.000 Dollar sehen. „Es gibt einige Gründe, die für weiter steigende Kurse sprechen, etwa das anstehende Halving im April. Auch der Hype um Krypto-ETFs treibt die Kurse.“ Die ganz großen Multiplikatoren der Vergangenheit erwartet er nicht mehr.
Klar ist für Voinea: Die Zukunft der Krypto-Branche hat gerade erst begonnen.