

Dr. Klein hat gemessen Immobilienkredit-Volumen nimmt ab – ein Bundesland stemmt sich gegen den Trend

Die gestiegenen Leitzinsen in der Eurozone machen auch Immobilienkredite teurer. Laut einer Auswertung des Baukreditvermittlers Interhyp schoss die Zinsrate für ein zehnjähriges Immobiliendarlehen von rund 1,0 Prozent zu Jahresbeginn 2022 auf rund 3,7 Prozent zu Jahresende hoch.
Die Entwicklung haben Banken und freie Baufinanzierungsunternehmen bereits zu spüren bekommen: Das Geschäft mit den Bau- und Immobilienkrediten ist deutlich eingebrochen. Denn nicht nur können sich angesichts hoher Inflationsraten und Zinsanstiegs weniger Immobilieninteressenten einen Kredit leisten. Auch schauen die Banken den Interessenten jetzt genauer auf die Finger: Kann der Kreditinteressent die Zinsraten auch wirklich dauerhaft bedienen?
Als Reaktion auf die gestiegenen Zinsen haben viele Bauherren und Immobilienkäufer, die einen Kredit beantragten, dabei offenbar stärker auf die Gesamtkosten geschaut: Sie haben weniger Geld entliehen. Kleinere Kreditsummen halten das Darlehen inklusive Zinsen am Ende bezahlbarer.
Geringere Kreditsummen gefragt
Dass viele Verbraucher zuletzt auf diesen Sparhebel setzten, hat das Vermittlerunternehmen Dr. Klein ermittelt. Das auf Immobilienfinanzierung spezialisierte Haus hat die mittleren Kreditvolumina, die Verbraucher im vergangenen Jahr aufgenommen haben, deutschlandweit verglichen.
Demnach wurde 2022 in fast allen Bundesländern für Immobilien deutlich weniger Geld aufgenommen als noch im Jahr zuvor. Am stärksten war das in Hamburg spürbar. Die Nordmetropole ist berühmt für ihre hohen Immobilienpreise. Im Immobilienboom der zurückliegenden Jahre waren auch die aufgenommenen Kreditsummen stetig gestiegen. Damit war 2022 Schluss: Die mittlere Höhe eines Immobilienkredits lag 2022 in Hamburg um 8 Prozent niedriger als im vorausgegangenen Jahr 2021. Sie sank von rund 525.000 Euro auf nur noch 484.000 Euro.
Deutschlandweit sank das mittlere Baukreditvolumen im gleichen Zeitraum um 5 Prozent – von 388.000 auf 371.000 Euro. In zwei Bundesländern blieb die Darlehenshöhe 2022 gegenüber 2021 dagegen in etwa gleich – im Saarland und in Schleswig-Holstein.
Baukredite: Ein Bundesland tanzt aus der Reihe
Ein einziges Bundesland sticht heraus: Thüringen setzte den steigende Trend bei den Baukreditvolumina im vergangenen Jahr fort. Dort stieg das mittlere Kreditvolumen erneut leicht an – von 273.000 Euro auf 284.000 Euro.
Bei Dr. Klein erklärt man sich die besondere Situation in Thüringen so: Viele frisch erschlossene Baugebiete hätten zu einer hohen Kreditnachfrage geführt, dabei seien viele Kauf- und Bauinteressierte jedoch unter Kostendruck geraten: „Die Baugrundstücke in Stadtnähe waren sehr begehrt. Neben den hohen Kaufpreisen mussten sich Interessenten auch auf Bieterverfahren gefasst machen, die die Preise immer weiter in die Höhe trieben. Entsprechend hoch waren die Darlehenshöhen, die benötigt wurden“, interpretiert Baufinanzierungsspezialist Sebastian Fricke von Dr. Klein in Erfurt.
Insgesamt lag das mittlere Kreditvolumen in Thüringen jedoch weiter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, wie unsere Tabelle zeigt. Hier kommen die mittleren Baukreditvolumina in der Übersicht:

So hoch waren die mittleren Kreditsummen 2021 und 2022 im Bundesländer-Vergleich
Die Tabelle zeigt, wie sich die mittleren Kreditvolumina bei Immobilienkrediten in den vergangenen drei Jahren geändert haben, aufgeschlüsselt nach Bundesländern.