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Aktualisiert am 03.09.2021 - 17:00 UhrLesedauer: 10 Minuten

Musterdepot-Kommentar vom 29. April 2016 Defensives Depot: Keine Ausreißer nach unten

Haben ihr ganz eigenes Erfolgsrezept gefunden
Haben ihr ganz eigenes Erfolgsrezept gefunden: Acatis-Berater Frank Lübberstedt (links) und Jochen Knoesel von Knoesel & Ronge

Den aktuellen Stand aller vier Musterdepots sehen Sie hier.

Wenn Frank Lübberstedt den von ihm beratenen Mischfonds Acatis ELM Konzept vorstellt, schickt er immer eine Warnung vorweg: Für Stiftungen, die mit regelmäßigen Ausschüttungen kalkulieren, sei das Produkt eher nicht geeignet. „Das liegt daran, dass die von uns getätigten Absicherungen als Finanzinnovationen gelten und die Kursveränderungen daraus bei der Ermittlung von Zins- und Dividendenerträgen gegengerechnet werden“, erläutert der Mitgründer des Lübecker Finanzdienstleisters Ehrke und Lübberstedt.

Davon einmal abgesehen dürfte jedoch kaum ein Anleger auf die Idee kommen, sich über den Fonds zu beschweren. Schon gar nicht, was die Entwicklung in den seit Frühjahr 2015 anhaltenden Turbulenzen angeht: Auf Sicht der vergangenen zwölf Monate (Stichtag: 27. April) erzielte der Acatis ELM Konzept ein Plus von 3,9 Prozent, während der Durchschnitt seiner FWW-Vergleichsgruppe Mischfonds Defensiv Welt mit fast fünf Prozent im Minus liegt. Nicht einer der mehr als 300 Wettbewerber war im genannten Zeitraum besser. Auch das um die Nulllinie schwankende Ergebnis für das laufende Jahr kann sich sehen lassen.

„Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten alle unsere Ziele erreicht“, stellt Lübberstedt denn auch nicht ohne Stolz fest. Diese lauten im Wesentlichen: eine Rendite zwischen 3 und 7 Prozent und eine Volatilität, die 5 Prozent nicht überschreitet. Bei der Zusammensetzung des Portfolios genießt Lübberstedt größtmögliche Freiheiten: Er betreibt auf der Aktienseite aktives Stockpicking, größtenteils in Deutschland und bevorzugt antizyklisch, hält je nach Marktsituation zwischen 10 und 50 Prozent Cash, mischt aussichtsreiche, in aller Regel kurzlaufende Unternehmensanleihen und Discount-Zertifikate bei sowie bei Bedarf Finanzinstrumente, die wie Reverse-Bonus-Zertifikate auf den DAX von fallenden Kursen profitieren.

„Der Absicherungsanteil im Fonds schwankt in der Regel zwischen 5 und 20 Prozent“, erläutert Lübberstedt weiter. In der ersten Abwärtswelle zwischen April und September 2015 habe diese Position 4,4 Prozentpunkte zum Gesamtergebnis beigetragen, in der zweiten Welle zwischen November und Februar noch einmal 1,1 Prozentpunkte. Zwischen September 2015 und Februar 2016 lag zudem die Cash-Quote permanent bei über 40 Prozent.

Im März hat Lübberstedt die Liquidität auf rund 35 Prozent heruntergefahren und im Gegenzug den Aktienanteil erhöht. Zugekauft hat er unter anderem beim Altersvorsorge-Berater MSG Life, beim Börsenhändler Lang & Schwarz und beim österreichischen IT-Dienstleister S&T. Die neuen Investments sind durchaus typisch für seinen Fonds: Der Anteil von Unternehmen mit mittlerer oder kleiner Börsenkapitalisierung am Aktien-Portfolio liegt derzeit bei mehr als 95 Prozent. Und sie unterstreichen Lübberstedts Ansprüche als Value-Investor: „Alle drei Werte notierten beim Kauf mehr als 40 Prozent unter ihrem fairen Wert.“

Zwar ist der Acatis ELM Konzept erst seit 31. Dezember 2015 im zu diesem Stichtag an den Start gegangenen defensiven Musterdepot vertreten. Lübberstedts überzeugende Vorstellung trägt jedoch mit dazu bei, dass das Depot schon seit einigen Wochen wieder im Plus liegt – zum Stichtag 26. April waren es 0,3 Prozent (siehe Tabelle unten). Das ist das zweitbeste Ergebnis hinter dem Turnaround-Depot mit 3,8 Prozent. Im Trend-Depot belastet dagegen unter anderem die weiter wenig zufriedenstellende Entwicklung des Sauren Absolute Return.

Defensives Depot: Sieben solide Bausteine und ein Ausreißer nach oben

     
Fonds Datum erste
Aufnahme
Stücke akt. Wert
in Euro
Depot-
Anteil
Gewinn/
Verlust
Acatis ELM Konzept 31.12.2015 57,885 6.990,74 13,9% -0,1%
DWS Concept Kaldemorgen 31.12.2015 53,921 7.017,79 14,0% 0,3%
Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen 31.12.2015 43,573 5.160,35 10,3% 3,2%
Jupiter Dynamic Bond 31.12.2015 449,236 4.020,67 8,0% 0,5%
KR Deutsche Aktien Spezial 31.12.2015 44,481 6.244,65 12,5% 4,1%
Loys Global L/S 31.12.2015 101,670 6.923,48 13,8% -1,1%
Nielsen Global Value 31.12.2015 29,500 5.914,16 11,8% -1,4%
Profitlich Schmidlin Fonds UI 31.12.2015 62,651 7.896,98 15,7% -1,3%
Gesamt-Depot 50.168,82 100,0%
Depot-Start am 31.12.2015 mit 50.000 Euro Gewinn/Verlust seit
01.01.2016
0,3%
Vergleichs-Ergebnisse von fünf repräsentativen Mischfonds, die ein vergleichbares Anlageziel verfolgen
Carmignac Patrimoine -1,5%
Ethna-Aktiv -4,8%
Kapital Plus 0,1%
Nordea Stable Return 4,8%
Starcapital Winbonds Plus 5,8%
Quelle: DER FONDS/Bloomberg/Infos GmbH Investment Fonds Selection
Auswertungstag: 26. April 2016
Quelle: 26. April 2016


Einen noch größeren Anteil hat der KR Deutsche Aktien Spezial, der seit Jahresbeginn 4,1 zulegte und damit in seiner FWW-Kategorie Aktienfonds Small & Mid Cap Deutschland ebenfalls Rang 1 belegt. Mit anderen deutschen Nebenwerte-Fonds ist der von der Würzburger Vermögensverwaltung Knoesel & Ronge initiierte Fonds jedoch nur bedingt vergleichbar. Die beiden Firmengründer Jochen Knoesel und Ulrich Ronge kaufen vor allem Aktien von Gesellschaften, die sich entweder in Abfindungs- oder Sondersituationen befinden oder zu Übernahmekandidaten werden. Darüber hinaus spielen sogenannte Beherrschungs-und Gewinnabführungs-Verträge eine wichtige Rolle (siehe aktuelles Crashtest-Porträt).

Den Vorteil von Unternehmen in einem solchen Abhängigkeitsverhältnis erläutert Knoesel in einem aktuellen Gespräch mit der Analysegesellschaft Citywire: „Diese Werte haben fast kein Risiko nach unten. Denn es gibt die bis zu 20 Jahre gültige Möglichkeit, die Aktien jederzeit zu einem festen Preis an den Großaktionär zu verkaufen.“ Mache man davon keinen Gebrauch, erhalte man eine jährlich garantierte Mindestdividende – wodurch man bei diesen Titeln besser auf Bonitätsverschlechterungen reagieren könne als beispielsweise bei einer Unternehmensanleihe.

Die drei aktuell größten Positionen des Portfolios kommen mit Celesio, MAN und Homag alle aus diesem speziellen Segment. Angekündigt ist der Abschluss eines Beherrschungs-und Gewinnabführungs-Vertrages auch bei Wincor Nixdorf, DMG Mori und Colonia Real Estate, die ebenfalls zum Portfolio gehören.

Wie wenig abhängig vom Gesamtmarkt sich ein mit einem solchen Vertrag ausgestattetes Unternehmen in der Regel entwickelt, zeigt die Aktie des Dachziegel-Herstellers Creaton. Deren Kurs bewegte sich in den vergangenen zwölf Monaten mit lediglich kleineren Ausschlägen nach oben oder unten kontinuierlich um die Marke von 34 Euro. Als Ende März der belgische Mehrheitsgesellschafter Etex ankündigte, die noch verbliebenen Minderheitsaktionäre per Squeeze-Out aus dem Unternehmen drängen zu wollen, sprang der Kurs prompt auf 36 Euro.

Den aktuellen Stand aller vier Depots per 29. März sehen Sie hier.

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