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Anleihe-Experte über Emerging Markets Index-Investoren haben Schwellenländer zu stark abgestraft

Surf-Contest in Rio de Janeiro
Surf-Contest in Rio de Janeiro: Fondsmanager Fabio Fregna setzt unter anderem auf brasilianische Anleihen. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire

Die Erholung der Märkte im Sommer war von kurzer Dauer. Die Annahme, dass die Zentralbanken in ihrem Kampf gegen die hohe Inflation das Tempo drosseln könnte, erwies sich schon bald als verfrüht. Die Inflation hält sich auf beiden Seiten des Atlantiks hartnäckig. Hartnäckig reagierte Fed-Chairman Jerome Powell, um ihr den Kampf anzusagen. Entsprechend herrscht seit September wieder ein Risk-Off-Modus vor.

Vor dem Hintergrund der wachsenden geopolitischen Risiken und der Energiepreis-Krise in Europa kann sich für Anleger ein Blick auf Investitionsmöglichkeiten in Schwellenländern lohnen. Schwellenländeranleihen bieten aufgrund ihres häufig hohen Exposures zum Rohstoffsektor ein Gegenwicht zu den Belastungen, denen sich Unternehmen der Industrieländer, insbesondere in Europa gegenübersehen.

Schwellenländer mit starker Wirtschaft

Zwar leidet das Wachstum auf globaler Ebene, aber die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der meisten Schwellenländer sind nach wie stark. Ein weiterer wichtiger Faktor, der für Schwellenländeranleihen spricht, ist die Tatsache, dass die Zentralbanken der Schwellenmärkte bereits 2021 – und damit deutlich früher als die US-Notenbank, Bank of England und die EZB – mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik begonnen hatten.

 

Schwellenländeranleihen mit guter Bonität (in US-Dollar) haben zwar das dritte Quartal mit einer negativen Rendite abgeschlossen. Das ist auf die scharfe Erhöhung der US-Leitzinsen zurückzuführen. Die Risikoaufschläge hingegen blieben konstant. Das gilt übrigens auch für Hochzinsanleihen von Unternehmen aus Emerging Markets.

Die schnellen Zinsstraffungen haben deutlich negative Spuren an den Finanzmärkten hinterlassen. Das hat auch Finanztitel nicht unberührt gelassen. Sie sind in den letzten Wochen deutlich unter Druck gekommen sind. Gleichzeitig haben sich die Konjunkturaussichten verdüstert, was zu einem Rückgang der Inflation führen könnte. Sollte uns eine Rezession in den großen Industrienationen erspart bleiben, dürften Anleihen eine attraktive Anlagemöglichkeit darstellen.

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Daneben haben sich technische Effekte positiv auf die Anlageklasse ausgewirkt, denn mit Neuemissionen mit einem Volumen von 196 Milliarden US-Dollar in den ersten drei Quartalen bewegt sich das Angebot auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt und hat netto zu einer Schuldenrückführung in Höhe von 177 Milliarden US-Dollar beigetragen. Dank dieses Umstands konnten die Abflüsse aus der Anlageklasse in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar teilweise kompensiert werden.

Risiken sind ungleich verteilt

Allerdings kommt es bei Schwellenländeranleihen auf die Selektion an, Länder- und Bonitätsrisiken auf Unternehmensebene sind ungleich verteilt. So haben sich die geopolitischen Risiken in China erhöht, und der chinesische Immobilienmarkt steht nach wie vor unter Druck, da die Vormerkungen immer noch nicht wieder angezogen haben. In Brasilien hingegen sehen wir interessante Anlagemöglichkeiten bei Unternehmensanleihen und rechnen nicht mit größeren Schwierigkeiten bei der Refinanzierung.

Ein Bottom-up-Ansatz, also die Analyse ausgehend vom einzelnen Unternehmen, ist in diesem Umfeld für die Auswahl von EM-Unternehmensanleihen von entscheidender Bedeutung, um Mehrerträge zu generieren, Ausfälle zu vermeiden und attraktive Zinserträge und Kursgewinne zu erzielen. Dieser Markt wurde zuletzt aufgrund der Fluchtbewegung wenig erfahrener und indexorientierter Schwellenländerinvestoren überproportional abgestraft.

Über den Autor:
Fabio Fregna ist als Portfoliomananger bei Union Bancaire Privée (UBP) für den UBAM Emerging Market Debt Opportunities verantwortlich.

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