Bei Anlegerlieblingen nachgefragt So stellen sich bekannte Fondsmanager jetzt auf (Teil 4)
Richard Woolnough, Fondsmanager, über den M&G Optimal Income (ISIN: LU1670724373)
Wie waren Sie zu Beginn des März aufgestellt?
Anfang 2020 haben wir erkannt, dass sich das globale Wachstum wahrscheinlich verlangsamen wird und die wirtschaftliche Expansion, die ein Jahrzehnt zuvor begann, etwas lang war. Die Verbraucher- und Bankbilanzen waren jedoch gesund, und die Arbeitslosigkeit lag in vielen Industrieländern auf Rekordtiefs. Es gab guten Grund zu der Annahme, dass diese Faktoren zu einer höheren Inflation führen und die Risikoaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen stützen würden. Angesichts des wirtschaftlichen Umfelds und der außergewöhnlich niedrigen Renditen von Staatsanleihen war der Fonds für engere Spreads, insbesondere im Investment-Grade-Bereich, und höhere Renditen für Staatsanleihen aus Industrieländern aufgestellt. Der Fonds war auch in Hochzinsanleihen relativ gering gewichtet, obwohl wir bemerkenswerte Positionen in US-amerikanischen Anleihen mit BBB-Rating besaßen.
Was im Portfolio lief im März gut, was nicht so?
Wir hatten Hochzinsanleihen nur mit 9 Prozent statt der neutralen 33 Prozent gewichtet, was uns relativ gesehen sehr half. Außerdem waren wir netto short in Schwellenländern. Diese Position brachte uns sogar Gewinne, als die Märkte einbrachen. Außerdem half es uns, dass wir über das vergangene Jahr Risiken abgebaut hatten und somit 35 bis 40 Prozent in risikofreien Positionen lagen. Damit konnten wir Anteilsrückgaben problemlos bedienen und haben sogar Spielraum, um neue Positionen zu günstigen Bewertungen aufzubauen. Unsere größte relative Belastung war es hingegen, dass unsere Duration kürzer als im Vergleichsindex war. Der größte Teil der Indexduration kommt aus US-Staatsanleihen, und die schnitten dieses Jahr sehr gut ab. Außerdem hatten wir 5 Prozent des Portfolios in Aktien. Aktien sind aber nicht in unserem Vergleichsindex enthalten, weshalb der Aktiencrash unsere relative Wertentwicklung belastete.
Betreiben Sie Risikosysteme? Wann haben die wie angeschlagen?
Liquiditätsaspekte sind immer Teil unseres Analyse- und Portfolioprozesses. Das gilt umso mehr im aktuellen Umfeld. Unser Anleihe-Risiko-Team analysiert regelmäßig die Marktliquidität und berechnet die Zeit, in der wir den Fonds unter verschiedenen Marktszenarien komplett verkaufen können. Auf Portfolioebene achten wir darauf, dass es in Hinblick auf Länder und Emittenten ausreichend breit gestreut ist. Wir verfolgen täglich die risikofreien Positionen und haben dafür auch Minimumquoten.
Wie haben Sie Ihr Portfolio im März verändert?
Wir haben mittels US-Staatsanleihen die Duration von 1,4 auf 2,8 Jahre verlängert. Angesichts der wirtschaftlichen Lage ist es keine gute Idee, im Vergleich zum Index eine besonders kurze Duration zu fahren. Im Investment-Grade-Segment haben wir einige hochwertige Titel verkauft, die sich gut gehalten hatten. Zugleich haben wir die hohen Renditeprämien genutzt, die Unternehmen am Markt für Neuemissionen zahlen mussten. Außerdem haben wir Verzerrungen zwischen dem Anleihemarkt und Derivaten genutzt. Wir kauften Anleihen und sicherten die Ausfallrisiken im selben Augenblick über die vergleichsweise günstigen Ausfallversicherungen, CDS, auf Indexbasis ab.
Bei den Hochzinsanleihen haben wir Positionen aufgebaut. Hauptsächlich übernahmen wir Ausfallversicherungen auf dem europäischen CDS-Markt. Der enthält nicht so viele gefährdete Energieunternehmen wie der amerikanische. Bei den Aktien haben wir einige Banken verkauft, da die während einer Rezession normalerweise schlechter laufen als der Markt. Die meisten von ihnen werden die Dividenden senken, und insbesondere die europäischen Banken könnten wegen mangelnder koordinierter finanzpolitischer Reaktion stärker leiden. Derzeit liegt unsere Aktienquote bei rund 3 Prozent.
Wie sind Sie jetzt aufgestellt und blicken in die Zukunft?
Der Fonds war ursprünglich und in den meisten der vergangenen acht bis neun Jahren für eine starke Volkswirtschaft aufgestellt, die sich von Schocks wie der Volatilität der Ölpreise 2016 und den Handelsspannungen zwischen den USA und China erholt hat. Wir haben durch diese Ängste immer hindurchgesehen, da die Wirtschaft tatsächlich stark und gesund ist.
Nun sehen wir jedoch ein Moratorium für den Konsum, ein Einfrieren der Ausgaben für Waren und Dienstleistungen weltweit. Und wir sind uns nicht sicher, wie lange das dauern wird. Tatsächlich sagte Goldman Sachs, die Volatilität im März sei größer gewesen als in der globalen Finanzkrise und sogar in den 30er Jahren.
Wie hoch war und ist Ihre Kasse?
Zurzeit sind rund 35 Prozent des Portfolios in Cash oder sehr liquiden Kern-Staatsanleihen angelegt. Das ist eine vergleichsweise sehr große Position.